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Arbeiten, investieren, profitieren

Seit Jahren steigen die Unternehmensgewinne deutlich stärker an als der Lohn der Mitarbeiter. Nach Plänen der Großen Koalition sollen Arbeitnehmer deshalb stärker am Kapital ihrer Firma beteiligt werden und so einen Anteil an den Gewinnen bekommen.

Von Melanie Hinter und Dietmar Reiche | 22.04.2008
    Mitten im Grünen - im tiefsten Sauerland in Sundern - liegen die Produktionshallen der "Sorpetaler Fensterbau". Vor dem Parkplatz des kleinen Familienbetriebs plätschert ein Bach. Schräg gegenüber in Sichtweite kriecht auf der Landesstraße 687 ein Lastwagen durch das Tal.

    Im Hintergrund brummen die Holzfräsen und Schleifmaschinen. Hier kann man sie noch finden, die viel beschworene Bodenständigkeit der Sauerländer.

    70 Mitarbeiter bauen die hochwertigen Holzfenster in allen Variationen. Überwiegend Auftragsfertigung im gehobenen Preissegment. Der Mittelständler präsentiert sich wie im Lehrbuch. Klein, innovativ und ganz nah am Kunden. Ein Betrieb der in der Region fest verankert ist und dennoch weit über den Tellerrand schaut.

    "Mittlerweile gehen 30 Prozent ins Ausland. Das hätten wir vor ein paar Jahren nie für möglich gehalten. Und ohne den Export wäre das auch sehr schwierig", "
    sagt Eduard Appelhans. Der 48-jährige Firmenchef ist stolz auf die über 100-jährige Unternehmensgeschichte, hat er doch den Familienbetrieb maßgeblich nach vorn getrieben und selbst Geschichte geschrieben - zumindest im Sauerland. Der Familienunternehmer in der vierten Generation tat etwas, woran seine Vorgänger nicht im Traum gedacht hatten. Er beteiligt seine Mitarbeiter am Gewinn. Der studierte Jurist und Ökonom ist ein Unternehmer, der nach vorn denkt. Appelhans sucht den Klebstoff, der Kapital und Arbeit verbindet, der beiden Vorteile bringt: Arbeitern und Unternehmer. Vor 19 Jahren wagte er den Schritt.

    " "Das zentrale Ziel der Mitarbeiterbeteiligung war die Stärkung des Unternehmens. Wir sind ein Unternehmen im baunahen Bereich, und diese Unternehmen leiden unter einer sehr geringen Eigenkapitaldecke und auch unter sehr starken saisonalen und konjunkturellen Schwankungen"

    Vor diesen Schwankungen ist der Familienbetrieb mittlerweile besser gewappnet. Denn der Jahresumsatz von sieben Millionen Euro wird kräftig mit Genussrechtskapital unterfüttert. 1,2 Millionen Euro hat der Unternehmer eingesammelt und so das Eigenkapital aufpoliert.

    Eduard Appelhans hat das Unternehmen geöffnet, auch für externe Kapitalanleger. Von den 70 Mitarbeitern haben sich immerhin 49 an dem Finanzierungsmodell beteiligt. Ehemalige Mitarbeiter und Rentner können ihre Anteile behalten.

    Noch gehören Betriebe wie der Sorpetaler Fensterbau zu einer Minderheit in Deutschland. Nur zwei Prozent der Betriebe beteiligen ihre Mitarbeiter am Kapital, nicht einmal jeder zehnte Betrieb gewährt eine Gewinnbeteiligung. Doch der Fall aus dem Sauerland zeigt - Firmen können profitieren. Deswegen möchte die Große Koalition stärker auf dieses Modell setzen und hat gestern die entsprechenden Rahmenbedingungen dafür vorgestellt. CSU-Chef Erwin Huber:

    "Das ganze hat aber auch für die Unternehmen einen großen Vorteil, neben der stärkeren Bindung von wichtigen Fachkräften an das Unternehmen ist es ja auch so, dass das Geld, was man dafür zur Verfügung stellt, im Unternehmen bleibt oder über den Fonds zurückfließt. Das heißt also, damit wird die Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt. Und auf diese Art und Weise versprechen wir uns auch gerade einen Anreiz im mittelständischen Betrieb, dass man eine solche Beteiligung macht. Das Geld bleibt im Unternehmen, stärkt die Eigenkapitalbasis, damit möglicherweise insgesamt die Finanzierung, und auf diese Art und Weise ist beiden gedient. Nämlich dem Arbeitnehmer in der Form der Beteiligung und dem Unternehmer, dass das Kapital als Eigenkapital im Unternehmen bleibt."

    Doch das Projekt der Koalition richtet sich nicht vornehmlich an die Unternehmen. Hinter der Idee steckt vielmehr auch ein sozialpolitischer Ansatz. Seit Jahren steigen die Unternehmensgewinne deutlich stärker an als der Lohn der Mitarbeiter. Nach dem Willen der Großen Koalition sollen die Arbeitnehmer jetzt ihren Anteil an den Gewinnen bekommen - indem sie stärker am Kapital der Firma beteiligt werden. Die Koalition wolle die Arbeitnehmer stärker als bisher am wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen beteiligen, sagt der sozialdemokratische Arbeitsminister Olaf Scholz:

    "Deutschland ist unterdurchschnittlich, was die Beteiligung seiner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Kapital der Unternehmen betrifft. Und unsere Absicht ist, dass sich das ändert."

    Was als ursozialdemokratisches Thema daherkommt, ist auch tief in den Reihen der Union verankert. Ausgehend von der katholischen Soziallehre befürwortet auch die Union die stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer an ihren Unternehmen. Karl Laumann, CDU-Minister in NRW:

    "Wenn wir immer mehr betriebsbezogene Lohnbestandteile haben, dann ist es gesellschaftspolitisch richtig, die Menschen auch stärker an der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens zu beteiligen. Das war ein wichtiger Grund, warum wir das auch als Unionsparteien nach vorne gebracht haben. Der andere ist, jetzt mal aus Sicht eines Arbeitnehmers gesprochen, dass wir in den letzten Jahren erheblich niedrigere Lohnerhöhungen hatten, wie die Gewinne im Bereich der Selbstständigen Tätigkeit, auch der Vermögensanlage gestiegen sind. Von daher ist es ja schlau, dass auch breitere Teile der Arbeitnehmer an diese Form des Einkommens über einen mittelfristigen Prozess beteiligt werden."

    Nachdem die Große Koalition das Thema im vergangenen Jahr für sich entdeckt hatte, schickte die Union ihre Idee vom Mitarbeiterbeteiligungsprogramm ins Rennen, bei der die direkte Beteiligung der Arbeitnehmer an ihrem Unternehmen im Vordergrund stand - steuerlich gefördert versteht sich. Allerdings, so Karl Laumann :

    "Es gibt keine Rosen ohne Dornen, und so gibt es auch keine Mitarbeiterbeteiligung ohne ein gewisses Risiko."

    Die Arbeitnehmer verschaffen den Betrieben mit ihrer finanziellen Beteiligung Liquidität und eröffnen neue Perspektiven. Die "Sorpetaler Fensterbau" investiert das Geld ihrer Mitarbeiter in die Produktentwicklung - mit Erfolg! Die neuen Produkte sichern auch in Zukunft das Wachstum. Banken finanzieren mitunter lieber in die Vergangenheit, also in Maschinen und Anlagen.

    Diese Finanzierungslücke schließen nun die Mitarbeiter, wie Frank Kruse. Der 37-Jährige ist gelernter Tischler und arbeitet in der Firma als stellvertretender Betriebsleiter. Seit seiner Ausbildung investiert er in den Betrieb.

    Ein paar Tausend Euro sind in den 19 Jahren schon zusammengekommen. So genau weiß das Frank Kruse auf Anhieb nicht. Mal hat er Geld entnommen, mal wieder gespart. Am schwersten, sagt er, war der erste Schritt. Die Entscheidung, sein Geld in seinen Betrieb zu investieren. Wie viel Risiko verträgt ein junger Mensch? Als Lehrling suchte Frank Kruse deshalb Rat bei seinen Eltern.

    "Und die haben mir gesagt: Du musst damit rechnen, wenn eine Insolvenz kommt, dann ist dein Geld weg. Da gibt es andere Leute, die sind eher dran. Und dann habe ich gesagt, okay, damit muss ich leben, aber ich bin davon überzeugt, dass es nicht soweit kommen wird."

    Genau dieses unternehmerische Risiko des Totalverlusts möchte die SPD ausschalten und erdachte in einer Arbeitsgruppe den Deutschlandfonds. Eine Art Zentralstelle, in der das Geld der Mitarbeiter gesammelt und dann an die Unternehmen verteilt wird. Geht bei diesem Modell ein Unternehmen pleite, fangen die anderen Betriebe den Verlust auf. Das Geld der Beschäftigten ist geschützt.

    Direktbeteiligung mit Verlustrisiko oder Fondsmodell mit Anlegerschutz - diese beiden unterschiedlichen Vorstellungen wollten die Koalitionsparteien in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von Olaf Scholz zusammenbringen. Das Ergebnis der Beratungen: es werden beide Beteiligungsformen gefördert. Die direkte - wie im Unionskonzept vorgesehen und die indirekte - auf Drängen der SPD.

    Die Eckpunkte sehen nun vor, dass der steuer- und sozialabgabenfreie Zuschuss zum Erwerb von Mitarbeiteranteilen von heute 135 auf 360 Euro pro Jahr steigt. Die Summe, die für Aktien, stille Beteiligungen oder andere Anteile am Betrieb genutzt werden kann, muss der Chef zusätzlich zu dem normalen Lohn zahlen. Das reguläre Gehalt solle nicht in Kapitalbeteiligungen umgewandelt werden, bekräftigt Karl-Josef Laumann.

    "Es ist unsere Grundsatzentscheidung, dass es sich nicht um Lohnbestandteile und Entgeltumwandlung handeln kann, sondern dass es eine zusätzliche Leistung der Unternehmen an ihre Mitarbeiter ist. Das rückt diese Geschichte in ein etwas anderes Bild als wenn ich als Unternehmer sage: Ich gebe noch einen kleinen Teil selber, aber ich erwarte, dass ihr noch einen Teil aus euren Löhnen und Gehältern dazugebt. Und ich finde, dass von daher diese Frage von uns sehr verantwortlich bedacht worden ist. Also auch die Zusätzlichkeit gibt ja den Arbeitnehmern für ihren Lohn einen absoluten Schutz, weil der Lohn eben nicht Bestandteil der Mitarbeiterbeteiligung ist."

    Ob ein Betrieb und seine Mitarbeiter tatsächlich Beteiligungen vereinbaren, soll für beide Seiten freiwillig bleiben. Auch die direkten Zuschüsse sollen steigen, und Arbeitnehmer, die vermögenswirksame Leistungen für Firmenanteile einsetzen, sollen eine höhere Förderung erhalten. Doch den Beschäftigten muss klar sein: das Geld, das sie selbst oder ihr Chef für sie in Mitarbeiteranteile steckt, könnte irgendwann weg sein.

    Das trifft bei der Opposition auf Kritik. Thea Dückert, Bündnis 90/Die Grünen:

    "Die Gefahr ist, dass wenn man ins Unternehmen investiert und das Unternehmen pleite geht, das Geld weg ist. Und deswegen müssen da Sicherungen getroffen werden."

    Die würde das Fondsmodell bieten. Allerdings fürchten Kritiker, dass ein wichtiger Punkt zu kurz kommt, wenn Mitarbeiter in einen großen Topf einzahlen anstatt sich direkt an ihrem Unternehmen zu beteiligen: Die Mitarbeitermotivation:

    Auf die setzt der mittelständische Bauunternehmer Hering aus Burbach in Nordrhein-Westfalen. Der Spezialist für Schienen- und Gleisbauten, Kommunalgebäude und Überdachungen, ist nach eigenen Angaben finanziell gut aufgestellt. Das Familien-Unternehmen verfügt über ausreichend Eigenkapital und will durch die Mitarbeiterbeteiligung vor allem die Motivation der Beschäftigten steigern. Hering Bau setzt dabei auf den Stillen Gesellschafter. Personalreferentin Nicole Trettner:

    "Die Unternehmensleitung wird einmal im Jahr nach Feststellung der Jahresabschlüsse einen gewissen Betrag zur Ausschüttung an die Mitarbeiter zur Verfügung stellen. Das funktioniert nach einem festgelegten Schlüssel. Und dieser Anteil, der auf den einzelnen Arbeitnehmer entfällt, wird in Form eines Stillen Gesellschaftsanteils in die Hering Holding zurückgeführt. Das Geld liegt dann dort sechs Jahre fest und wird verzinst und mit einer Anlageprämie versehen. Nach sechs Jahren kann der Mitarbeiter jährlich entscheiden, ob er das Geld weiter liegen lässt oder Gebrauch davon macht."

    Bei den Beschäftigten kommt das Beteiligungsmodell gut an. Fast alle Mitarbeiter sind Stille Gesellschafter. Seit 1971 hat Hering Bau auf diese Weise insgesamt 2,7 Millionen Euro von den Beschäftigten erhalten. Das Kapital wird verzinst, dabei schwankt die Rendite zwischen drei und 14 Prozent. Rote Zahlen in den einzelnen Unternehmensbereichen sind kein Problem. Der Erfolg der Unternehmensgruppe ist entscheidend.

    "Das Risiko nehmen wir ihnen ab. Also da haben sie nichts zu befürchten. Wir hatten den Fall zum Glück noch nicht. Selbst wenn einer von den drei Unternehmensbereichen mal mit einer schwarzen Null oder mit einem kleinen Minus abschneidet, ist es bislang immer noch so gewesen und wird auch sicherlich noch so bleiben, dass dann zwei andere Bereiche dann da sind, die dann mit positiven Ergebnissen zu Buche schlagen, so dass unterm Strich immer noch ein Gewinn steht. Die Mitarbeiter in den defizitären Bereichen werden nicht haftbar gemacht."

    Allerdings gilt insgesamt: Es gibt keinen Insolvenzschutz, das heißt: Das Geld der Mitarbeiter ist nur so lange sicher, wie das Unternehmen wirtschaftlich gut aufgestellt ist. Bei einer Insolvenz hätten andere Gläubiger vorrangigen Zugriff auf das Restvermögen des Unternehmens.

    Bei der Fondslösung ist dieses Szenario ausgeschlossen. Und so wird es am Ende wohl auch auf die Risikobereitschaft der Mitarbeiter ankommen, welches Modell einen größeren Anklang findet. Die Große Koalition hofft jedenfalls darauf, mit ihren Plänen der Mitarbeiterbeteiligung in Deutschland einen ordentlichen Schub zu verleihen. Die Gesamtzahl der Beschäftigten, die Kapitalanteile an ihrer Firma halten, könnte auf drei Millionen steigen, hoffen die Verfasser des Konzeptes. Die Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft, ein Interessenverband für die Mitarbeiterbeteiligung, sieht die Koalitionsparteien grundsätzlich auf einem guten Weg, sagt Geschäftsführer Heinrich Beyer. Doch der große Wurf sei das Konzept nicht - auch wegen der vorgesehenen Fonds:

    "Wir sind da skeptisch. Mitarbeiterbeteiligung ist etwas, was im eigenen Unternehmen stattfindet. Es ist etwas, das mit Kapital zu tun hat. Mit Erfolg. Aber auch mit partnerschaftlicher Unternehmensführung. Von daher glaube ich nicht, dass über eine Fondskonstruktion dieses Maß an Identifikation und Engagement im Unternehmen erzeugt werden kann wie durch eine Beteiligung direkt am Unternehmen."

    Der Fonds trifft auch bei den Arbeitgebern auf Skepsis. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte in unserem Programm, er halte es generell für richtig, die Mitarbeiterbeteiligung auszubauen. Eine Gewinnbeteiligung über Prämien sei aber die bessere Lösung.

    "Wenn ich dagegen am Kapital die Mitarbeiter beteiligen muss, dann ist das insbesondere bei mittelständischen Unternehmen eine schwierige Prozedur. Darüber hinaus kommt auch dazu, dass die wirkliche Bindung, die emotionale Bindung des Mitarbeiters an sein Unternehmen durch diesen Fonds nicht mehr gewährleistet ist."

    Auch die Betriebe selbst stehen Heinrich Beyer zufolge der Idee eines Fonds noch sehr zurückhaltend gegenüber.

    "Bei den Unternehmern kommt diese Fonds-Idee noch nicht an. Das muss man ganz klar feststellen. Die Unternehmen, mit denen wir Kontakt gehabt haben, und das sind viele Unternehmen, die streben eine innerbetriebliche Lösung an, die maßgeschneidert ist auf ihr eigenes Unternehmen. Und es gibt ja auch schon überbetriebliche Anlageformen genug. Wenn ein Mitarbeiter diese Anlageformen in Anspruch nehmen will und sich nicht am eigenen Unternehmen beteiligen will, dann ist es sein gutes Recht. Mitarbeiterbeteiligung ist immer eine freiwillige Angelegenheit und beruht auf einem Angebot des Unternehmens, dass der Mitarbeiter annehmen kann oder auch ablehnen kann."

    Unterstützung bekommt das Koalitionsmodell von den Gewerkschaften. DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel sagte dem rbb, der Vorschlag habe drei Vorteile:

    "Erstens: er greift nicht in den Lohn ein. Er verteilt also keinen Lohn um, so wie es die Arbeitgeber bei dem Investivlohn wollten. Zweitens: er stört nicht die betrieblichen Altersvorsorgesysteme, und drittens: er ist eine Fonds-Lösung, dass heißt das Risiko für die Arbeitnehmer ist gering."

    Anders sieht es der Bundesverband Deutscher Banken. Volkswirt Siegfried Utzig begrüßt es unter dem Aspekt der Vermögensbildung, dass die direkte Beteiligung gestärkt wird. Kritik übt er an der indirekten Beteiligung. Der Fonds dürfte in der Praxis nur schwer umsetzbar sein.

    "Eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung sollte, anders als in der Vergangenheit, sicherlich auch Mitarbeiter und Unternehmen mit einschließen können, die eben keine Kapitalgesellschaft oder Aktiengesellschaften sind, die eben über die Belegschaftsaktie relativ einfach diese Kapitalbeteiligung eingehen können. Es sollten auch Personengesellschaften dazu in die Lage versetzt werden. Die Frage ist dann allerdings, wie setzt man dieses Thema um - und da glauben wir, dass die gefundene Lösung eher parteipolitischen Vorstellungen entspricht als dass sie in der Praxis umsetzbar ist. Wir haben also die Vorgabe, dass 75 Prozent des eingesammelten Kapitals wieder in die Unternehmen zurückfließen soll. Und damit dürfte eine angemessene Risikostreuung, die eine am Markt vergleichbare, mit einem Aktienfonds vergleichbare Rendite ermöglicht, kaum noch möglich sein."

    Er befürchtet zudem, dass sich die Politik in ihren Aufgaben zur Vermögensbildung durch ein weiteres Förderinstrument verzetteln könne. Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung begrüßt generell die Idee, Mitarbeiter am Erfolg ihres Unternehmens teilhaben zu lassen. Aber:

    "Die einfachste Form der Mitarbeiterbeteiligung sind natürlich Sonderzahlungen an die Arbeitnehmer. Wenn ein Unternehmen gut verdient, dann gibt es vielleicht zum Jahresende noch einen Extrazuschlag, und das ist natürlich auch so, das beruht natürlich auch auf Freiwilligkeit der Unternehmen, und manches Unternehmen ist eben nicht dazu bereit, Sonderausschüttungen an seine Mitarbeiter durchzuführen."

    Auch bei ihm geht es hauptsächlich um eine Teilhabe am Unternehmenserfolg in finanzieller Hinsicht. Die Managementberaterin Evelin Rosenfeld kritisiert die Konzentration auf das Finanzielle. Auch der immaterielle Aspekt müsse behandelt werden.

    "Der immaterielle Aspekt ist das aktive Teilnehmen an der Unternehmensentwicklung. Und zwar sowohl an den Informationen als auch an der Verantwortungsübernahme. Und das verändert natürlich das bestehende Bild passiver, abhängiger Angestellter."

    In dem sauerländischen Familienbetrieb "Sorpetaler Fensterbau" hat sich nach 19 Jahren - in denen die Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt wurden - tatsächlich etwas verändert. Bei den Mitarbeitern! Firmenchef Eduard Appelhans nennt es den Hygienefaktor. Die Mitarbeiterbeteiligung sei ein guter Hintergrund für die Zusammenarbeit, sagt Appelhans.

    "Weil jeder weiß, wie die Beteiligung läuft. Jeder weiß, dass er kapitalmäßig, ob er nun viel oder wenig eingezahlt hat, gleich behandelt wird. Und die Leute sagen hier auch schon mal scherzhaft: Ich bin auch Chef."