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Arbeitskampf
Was der Streik die Lufthansa kostet

3800 gestrichene Flüge, 425.000 betroffene Passagiere. Wer für die Lufthansa die Logistik koordiniert, sich um Passagiere kümmert und Flüge umbucht, für den ist heute einer der stressigsten Tage des Jahres. Tausende von Passagieren müssen auf Partner-Airlines oder einen späteren Reisetermin umgebucht werden. Das geht ordentlich ins Geld für die Airline.

Von Brigitte Scholtes | 02.04.2014
    Flugzeuge der Lufthansa auf dem Flughafen in Düsseldorf
    Flugzeuge der Lufthansa auf dem Flughafen in Düsseldorf - die Arbeit ruht. (dpa / picture-alliance / Federico Gambarini)
    "Wie kann ich Ihnen helfen?" – "Ich habe einen Flug am Freitag nach Peking und den würde ich gern jetzt umbuchen, weil der annulliert wurde." – "Sehr gern. Ich schau‘ mir das gerade einmal an, einen kleinen Augenblick bitte."
    "Auf wann möchten Sie denn gern umbuchen? Soll es der gleiche Tag sein?" – "Was gibt’s denn an Möglichkeiten?" – "Ich kann gern schauen, ob wir am gleichen Tag eine andere Verbindung haben mit einer anderen Fluggesellschaft, eventuell auch über eine andere Stadt mit einer Zwischenlandung oder eben mit einer Lufthansa-Maschine, die an einem Tag fliegt, wenn sie nicht vom Streik betroffen ist. Das wäre dann Samstag wahrscheinlich die frühestmögliche Variante." – "Vielleicht gucken wir erst mal, ob es möglich ist, irgendwie am Freitag wegzukommen. Wenn nicht, müssen wir dann gucken an einem späteren Tag." – "Ich schau mal nach, was es für Verbindungen gibt.
    Thomas Hirt hat sich zum Flughafen aufgemacht, weil er telefonisch wegen seiner Umbuchung nicht mehr weiterkam. Die Hotline war überlastet. Florian Schwab am Ticketschalter für die Interkontinentalflüge findet für den Freitag noch einen der wenigen Plätze auf einem Flugzeug der Air China, eine der Partnergesellschaften der Lufthansa. Wie viel solche Umbuchungen die Lufthansa in diesen Tagen kosten, das gibt die Fluggesellschaft nicht bekannt, aber sie bemüht sich, alle gestrandeten Passagiere umzubuchen, erklärt Karin Paul, Leiterin des Flugscheinverkaufs:
    "Wir buchen erst mal unsere Allianzpartner, die Airlines, mit denen wir im Verbund zusammenarbeiten. Sollte sich bei denen keine Möglichkeit ergeben der Weiterbeförderung, weichen wir auf jegliche andere Fluggesellschaft aus, die die Gäste schnellstmöglich an ihren Zielflughafen bringen.
    Streikkosten im zweistelligen Millionenbereich
    Und natürlich auch auf die Bahn. Heute Morgen ist es relativ ruhig in der Abflughalle A am Frankfurter Flughafen, hier befinden sich die Lufthansa-Schalter. Nur wenige Schlangen haben sich gebildet, weniger als an anderen Tagen. So sind die "Schlangenbetreuer" fast arbeitslos, das ist ein Team von 260 Mitarbeitern aus der Passage, die für solche Sondereinsätze, bei Lufthansa neudeutsch "passenger irregularity team" genannt, zum Einsatz kommen, erklärt Anja Schneider, die Einsatzleiterin dieses Teams:
    "Wir fangen mehrere Tage vorher an. Wir aktivieren dann das PIT-Team, das sind eben die Kollegen des 'passenger irregularity team'. Wir schauen nach, welche Flüge gehen, statten die Kollegen mit Informationen aus, wir sprechen Einsatzzeiten ab, und im aktuellen Tagesfall setzen wir sie entsprechend der Zonen ein. Wir haben hier Farbzonen in den Hallen aufgebaut, wo wir die Gäste entsprechend hinsteuern, und deswegen auch die Farbwesten, dass die Gäste gleich erkennen, welcher Betreuer zu welcher 'line' oder zu welcher Zone gehört."
    Auch am Check in geht es recht ruhig zu. Die gute Planung der Lufthansa sorgt heute dafür, dass das Chaos nicht zu groß wird. Den Schaden beziffert die Fluggesellschaft auf einen zweistelligen Millionenbetrag in diesen drei Tagen. Aber das sei ja noch nicht alles, sagt Barbara Schädler, Sprecherin der Lufthansa:
    "Was uns aber auch bewegt, ist die Frage, wie werden die Kunden jetzt damit umgehen, dass der Tarifkonflikt ja noch nicht beendet ist. Deswegen ist es uns auch so wichtig, dass wir möglichst bald hier eine Lösung finden. Denn wir möchten natürlich unseren Kunden langfristig Sicherheit geben, dass es nach drei Streiks, die es bisher im Jahr bereits gegeben hat, keine weiteren gibt."
    Wie hoch der Schaden also insgesamt sein wird, das lässt sich erst nach einer Einigung mit den Piloten beziffern.