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Arbeitsmarktprognose 2030
Mehr Zuwanderung gegen Fachkräftemangel

In den nächsten 15 Jahren wird die Zahl von Erwerbspersonen um ein bis zwei Millionen schrumpfen, sagen Statistiker. 2030 dürften damit viele Fachkräfte fehlen. Zuwanderungspolitik könnte laut Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) den Mangel deutlich abmildern. Potenzial gibt es auch bei Frauen und Flüchtlingen.

Von Stefan Maas | 05.02.2015
    Lehrling und Meister in der Werkstatt.
    Ungefähr 50 Millionen Deutsche befinden sich derzeit im erwerbsfähigen Alter. (picture alliance / dpa/ Sebastian Kahnert)
    Die gute Nachricht präsentierte Arbeitsministerin Andrea Nahles gleich zu Beginn:
    "Die aktuelle Arbeitsmarktprognose für 2030 ist besser als wir noch 2012 angenommen haben. Denn das zentrale Ergebnis lautet, wir gehen jetzt begründet davon aus, dass es uns gelingen kann, den Rückgang der Erwerbspersonen bis 2030 auf etwa eine Million zu begrenzen."
    Dann gäbe es in Deutschland rund 42 Millionen Erwerbstätige. So viele wie im Jahr 2013.
    Einwanderungsgesetz
    Das allerdings nur, wenn ab dem Jahr 2020 jedes Jahr unter dem Strich 330.000 Zuwanderer nach Deutschland kämen. In der zweiten von den Forschern gerechneten Variante - bei einem Netto-Zuzug von lediglich 200.000 Zuwanderern, würde die Zahl der Erwerbstätigen um zwei Millionen sinken. Arbeitsministerin Nahles erklärte aber, sie habe allen Grund dafür anzunehmen, dass die bessere Prognose sich bestätigen werde, weil auch in den vergangenen Jahren netto mehr als 300.000 Zuwanderer nach Deutschland gekommen seien. Damit sich diese Entwicklung fortsetze, brauche es eine angebotsorientierte Zuwanderungspolitik. Und dafür die richtigen Rahmenbedingungen.
    "Deshalb ist es aus unserer Sicht auch sinnvoll, ein Einwanderungsgesetz zu machen", machte die SPD-Politikerin deutlich.
    Eine Position, die SPD und Grüne auch kurz zuvor im Bundestag vertreten hatten. Von einem Zuwanderungsgesetz hält aber der Koalitionspartner der Sozialdemokraten, die Union, wenig. Sie argumentiert, das bestehende Recht regle die Zuwanderung ausreichend.
    Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özugus, sagte bei der Vorstellung der Studie, Flüchtlingspolitik dürfe nicht mit der Arbeitsmarktsituation verknüpft werden. Angesichts der Prognose, dass besonders mittelgroße und kleine Betriebe vom Fachkräftemangel betroffen sein werden, müssten aber auch klare Regeln geschaffen werden, für den Fall, dass ein Unternehmer einen Flüchtling ausbilden wolle.
    "Die Ausbildung an sich, muss eine Garantie für beide geben, dass die Person auch bleiben darf und dass sie die Ausbildung auch zu Ende machen darf."
    Potenzial inländischer Kräfte fördern
    Zuwanderung alleine, auch das zeigt die Studie, wird jedoch die Probleme auf dem Arbeitsmarkt nicht lösen können. Auch das Potenzial inländischer Kräfte muss stärker gefördert werden. Für Familienministerin Manuela Schwesig heißt das ganz klar auch: Frauen.
    "Es gibt kein Potenzial mehr bei den Männern, weil sie sind alle an Bord. Hier kann man auch das lernen, was wir Frauen frühzeitig lernen: Männer kann man sich nicht backen. Also wird die Wirtschaft sich diese Männer auch nicht backen können."
    Wie die Arbeitswelt aussähe, wenn die verschiedenen Potenziale nicht erschlossen würden - auch das zeigt die Studie. In ihrer Prognose bis 2050. Blieben die Bedingungen wie bisher, würde die Zahl der Erwerbsfähigen Personen um acht Millionen schrumpfen. Ein Fünftel des heutigen Arbeitskräfteangebots.