Freitag, 19. April 2024

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Architekturausstellung "Experience in Action!"
Bauen statt Theorie

DesignBuild ist eine Lehrmethode an Architekturschulen: Studierende setzen eigene Projekte konkret um. "Das ist auch das, was die Studenten so spannend finden, hinterher ihre Methoden eins zu eins umgesetzt zu sehen", sagt die Kuratorin Vera Simone Bader.

Vera Simone Bader im Corsogespräch mit Ina Plodroch | 19.03.2020
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Krankenhaus in Ngaoubela, DesignBuild-Projekt der TU München in Kamerun (Matthias Kestel )
DesignBuild ist eine ganz besondere Methode an Architekturschulen: Studierende planen ihre Projekte selbst, nicht nur theoretisch. Sie bauen Wohnhäuser, Theater, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser. Vera Simone Bader hat die Ausstellung "Experience in Action!" kuratiert.
Das Architekturmuseum und die TU München sind aktuell geschlossen, die Ausstellung ist aber fertig. "Am Dienstag bin ich zusammen mit den Handwerkern ein letztes Mal durchgegangen. Sie könnte besucht werden", sagte Vera Simone Bader.
DesignBuild solle vor allem als Lehrmethode vorgestellt werden. Zahlreiche Universitäten weltweit bieten diese Lehrmethode an, aber ansonsten kenne sie noch keiner. "Deswegen dachten wir, es ist Zeit, sie einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Sie dann auch noch mal diskutieren zu können."
Live-Baustelle
An der Pinakothek der Moderne wurde die Methode für den Bau eines Pavillons angewendet. In einem Entwurfseminar haben Studierende den Plan für den Bau gemacht, sobald die Ausstellung eröffnet und die Studierenden sich treffen, soll es eine Baustelle vor der Pinakothek der Moderne geben. "Das ist auch das, was die Studenten so spannend finden, hinterher ihre Methoden eins zu eins umgesetzt zu sehen."
Viele dieser Projekte werden häufig nicht ernst genommen, meinte Vera Simone Bader. "Darunter leiden die Lehrenden auch, weil es nicht sehr viele Universitäten gibt, die Lehrende, die DesignBuild anbinden, fest einstellen." Es brauche ein besseres Fundament, um diese Lehrmethode anzubieten.
Soziales Bauen
Einige Projekte stehen in Kamerun, Kambodscha, es gehe also um das Helfen. Ein Kritikpunkt ist, eine neokoloniale Geste darin zu sehen. "Das ist natürlich der größte Kritikpunkt an den DesignBuild-Projekten." Deshalb finden die Projekte immer stärker auch im eigenen Land statt, sagte Vera Simone Bader. "Es kommt immer sehr darauf an, wie es umgesetzt wird." Wer ist der Initiator des Projekts sei eine wichtige Frage. Wenn es von den Universitäten ausgehe, sei es tatsächlich eine neokoloniale Geste. "Aber häufig ist es so, dass die Lehrenden auch angesprochen werden von den Gemeinschaften, die in Südamerika oder Asien leben und die auch Hilfe benötigen."
Das Projekt "Co Housing" in Oldenburg findet die Kuratorin spannend, weil Wohnhäuserbauen in Deutschland verboten sei für Studierende. Das werde baurechtlich nicht genehmigt. Es gehe um das Experiment, mit den Studierenden zu überlegen, was bedeute der Wohnraum, wie groß dürfe er sein, welche Menschen sollten zusammen finden. "Letztendlich wird nur ein kleiner Teil der Studenten umgesetzt werden können, der größere Teil von professionellen Handwerkern."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.