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Argentinien
Mögliches Nazi-Versteck im Dschungel entdeckt

Spätestens 1943 ahnten die Nationalsozialisten in Hitler-Deutschland, dass der Krieg verloren gehen könnte. Mit einem geheimen Projekt sollten deshalb Zufluchtsstätten im Ausland gebaut werden. Einer dieser abgelegenen Orte soll nun in Argentinien ausgemacht worden sein.

Von Anne Herrberg | 24.03.2015
    Wasserfälle von Iguazu im argentinischen Bundesstaat Misiones.
    Im argentinischen Bundesstaat Misiones hat ein Archäologe mögliche Zufluchtsstätten von Nazis entdeckt. (imago )
    Dort sagen sich Nabelschwein, Ameisenbär und die tödlich giftige Korallenotter Gute Nacht – der Teyú Regionalpark liegt abgelegen, mitten im dichten Dschungel von Misiones, im Nordosten Argentiniens. Von Zivilisation weit und breit keine Spur. Umso rätselhafter erscheinen die drei Gebäuderuinen, die das Team des argentinischen Archäologen Daniel Schávelzon dort gefunden hat.
    "Diese Bauten haben nichts mit der typischen Architektur der Region zu tun, es sind auch keine Konstruktionen, wie sie die Jesuiten gebaute haben, die hier hier im 17. und 18 Jahrhundert waren. Es sind dicke, robuste Steinmauern, teilweise drei Meter dick, an einem extrem unzugänglichen Ort. Es gibt die Legende, dass sich hier Martin Bormann versteckt hat, der wichtigste Vertraute von Hitler."
    Inzwischen ist bewiesen: Martin Bormann starb in Berlin – doch für andere Nazi-Schergen war Südamerika sehr wohl ein beliebter Zufluchtsort. Auch dieser gottverlassene Ort im argentinischen Urwald? Das Archäologen-Team hat in den Gebäuderuinen fünf deutsche Münzen aus der Zeit zwischen 1938 und 1941 gefunden sowie ein Stück Meissener Porzellan mit der Aufschrift "Made in Germany". Expeditionsleiter Daniel Schávelzon hat einen Verdacht:
    "Während des Zweiten Weltkrieges, etwa in den Jahren 1942 /1943, wurden den Nazis klar: Die Möglichkeit, das wir den Krieg verlieren, die existiert. Und da hat die Luftwaffe offenbar ein geheimes Projekt ins Leben gerufen: Im Ausland Zufluchtsstätten für ihre Anführer zu bauen. Und zwar in abgelegenen Gegenden, an unerreichbaren Orten."
    Wie hier mitten im argentinischen Dschungel, ins Nachbarland Paraguay sind es nur zehn Minuten Fußmarsch, schon steht man am Grenzfluss Paraná. Heute gibt es ein paar rote Erdstraßen durch den Urwald, hier und dort einen kleinen Weiler, aber vor 60 Jahren gab es außer Wildnis nichts. Genutzt worden seien die Verstecke jedoch nie, vermutet Daniel Schávelzon
    "Es war nicht notwendig, diesen Ort zu nutzen. Aus einem einfachen Grund: Nach ihrer Ankunft in Argentinien stellten die Nazis fest, dass sie dort weitgehend unbehelligt leben konnten."
    Nach dem Zweiten Weltkrieg flohen nach Angaben des Simon-Wiesenthal-Zentrums tausende deutsche Nazis nach Argentinien – der damalige Präsident Juan Perón gewährte ihnen Zuflucht. Darunter Adolf Eichmann, verantwortlich für die Massenvernichtung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen. Oder der Auschwitz-Arzt Josef Mengele sowie der ehemalige SS-Offizier Erich Priebke – dieser lebte fast ein halbes Jahrhundert unter seinem echten Namen im patagonischen Touristenort Bariloche, war dort Vorsitzender des Trägervereins der deutschen Schule und genoss hohes Ansehen, insbesondere in der deutschen Gemeinde.
    Sind die drei Gebäuderuinen im Urwald Teil dieses dunklen Kapitels? Daniel Schávelzon vermutet es, 100-protzentige Beweise hat er nicht. Noch nicht, sein Team sucht danach, nicht mehr nur in der Erde, sondern auch in verschiedenen Archiven.