Mittwoch, 24. April 2024

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Arminia-Geschäftsführer Samir Arabi
Lieber Abstieg als neue Schulden

Aufsteiger Arminia Bielefeld ist als klarer Aussenseiter in die neue Saison der Fußball-Bundesliga gestartet. Der wirtschaftliche Abstand zu den etablierten Bundesligisten ist groß. Arminias Geschäftsführer Samir Arabi hofft in Zukunft auf neue Modelle für eine gerechtete Verteilung der Gelder.

Samir Arabi im Gespräch mit Matthias Friebe | 20.09.2020
Samir Arabi, Bielefelds Geschäftsführer Sport, sitzt auf der Trainerbank.
Samir Arabi, Sport-Geschäftsführer von Arminia Bielefeld, hofft auf eine neue Verteilung der Gelder in der Fußball-Bundesliga (picture alliance/Guido Kirchner/dpa)
Der Auftakt in die Bundesliga-Saison ist Arminia Bielefeld geglückt. Die Ostwestfalen holten als Aufsteiger ein respektables 1:1-Unentschieden bei Eintracht Frankfurt. "Das war eine ansprechende Leistung", zeigte sich Arminias Sport-Geschäftsführer Samir Arabi im Dlf zufrieden. "Wir wollen uns Punkt für Punkt unserem großen Ziel, dem Klassenerhalt, nähern", sagte er.
Dass es für die Bielefeld in dieser Saison nur um dem Ligaverbleib gehen kann, war von vornherein klar. Die Arminia hat den kleinsten Etat der Liga und liegt auch im Ranking der Spieler-Marktwerte auf dem letzten Platz. Nach viele Jahren in der zweiten und dritten Liga und einer Fast-Insolvenz ist das keine Überraschung. "Wir wollen, dass allen Leuten die Grundvoraussetzungen bewusst sind, mit denen wir an den Start gehen", sagte Arabi, der den Klassenerhalt trotz dieser Grundvoraussetzungen für möglich hält. "Am Ende wird sicherlich die ein oder andere Mannschaft, die über deutlich bessere wirtschaftliche Möglichkeiten verfügt, nicht an ihr Leistungsmaximum kommen. Und wenn das passiert, ist uns bewusst, dass wir selbst da sein müssen."
Aufsteiger oft nicht Konkurrenzfähig
Die wirtschaftliche Schere zwischen Bundesliga und 2. Bundesliga ist jedoch schon seit Jahren ein Thema. Aufsteiger, die keine große Vergangenheit in der Bundesliga haben, sind in der Bundesliga häufig nicht Konkurrenzfähig. Union Berlin hat es in der durch den Klassenerhalt in der vergangenen Saison zwar geschafft, eine Ausnahme von der Regel zu sein. Vereine wie der SC Paderborn, Eintracht Braunschweig oder Greuther Fürth mussten jedoch nur ein Jahr nach dem Aufstieg wieder absteigen.
Der Geschäftsführer des FC St. Pauli, Andreas Rettig, steht in den leeren Rängen des Millerntor-Stadions
"Wichtig ist, dass wir als Liga insgesamt den Kurs ändern"
Der ehemalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig fordert, die Verteilung von TV-Geldern an Bundesligavereine auch an Kriterien wie Nachhaltigkeit zu knüpfen.
"Im Sinne des Wettbewerbs sollte sich dort etwas ändern", fordert Arabi. "Wir haben jetzt einen neuen Fernsehvertrag abgeschlossen. Jetzt geht es im nächsten Schritt darum, und das sollten wir intern machen, mit den Vereinen eine Lösung zu finden." Perspektivisch hoffe er, dass "wir einen veränderten Modus bekommen werden."
Bis dorthin muss Arminia Bielefeld mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen. Denn eines will Arabi auf jeden Fall verhindern: neue Schulden. "Das ist ein Entschluss, den wir gemeinsam mit Gremien aus der Verantwortung heraus getroffen haben. Selbst wenn wir die ein oder andere Million noch aufnehmen würden, gibt es keine 100-prozentige Sicherheit für den Klassenerhalt. Deswegen werden wir seriös wirtschaften. Einen Klassenerhalt auf Pump wird es nicht geben."
Erfreulich findet Arabi die Rückkehr der Fans in die Stadien. Zuschauer seien wirtschaftlich, aber auch sportlich ein wichtiger Faktor. "Es ist wichtig, dass wir in den Heimspielen Zuschauer im Stadion haben, die die Mannschaft unterstützen. Deswegen hoffen wir sehr, dass auch bald wieder andere Zeiten kommen werden."