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Artenschutz soll es weltweit geben

Wie kann das Artensterben weltweit begrenzt werden? Darüber diskutieren noch heute Experten aus der ganzen Welt auf dem Wildlife Management Kongress. Zum ersten Mal ist der Kongress in Afrika. Den südafrikanischen Gastgebern liegt dabei ein Tier besonders am Herzen.

Von Leonie March | 12.07.2012
    Eine mächtige Nashornskulptur wacht über den Eingang des Kongresszentrums in Durban. Ein Symbol für Südafrikas bedrohte Tierwelt. Seit 2008 werden hier immer mehr Nashörner von Wilderern getötet, seit Anfang des Jahres bereits über 260. Der Schutz der Tiere ist ein wichtiges Thema beim internationalen Wildlife Management Kongress, betont Professor Paul Krausman, Präsident der amerikanischen "Wildlife Society" und Vorsitzender der Konferenz:

    "Weltweit beschäftigen uns ganz ähnliche Themen: Tiere werden gewildert, sie verlieren zunehmend ihren Lebensraum, fallen dem Klimawandel zum Opfer, immer mehr sind vom Aussterben bedroht. Das sind globale Probleme, auf die jedes Land eine Lösung sucht. Ziel dieses Kongresses ist es, Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Im Mittelpunkt steht der Erhalt der Artenvielfalt. Ansonsten bleibt uns nur noch die Arche, eine Zukunft in der wir Nashörner, Löwen und andere Tiere nur noch in Zoos sehen. Und eine solche Welt wünscht sich wohl niemand."

    Doch bei dem viertägigen Kongress sollen keine Horrorszenarien entworfen werden. Die Stimmung ist trotz aller drängenden Probleme eher zuversichtlich: Biologen, Natur- und Tierschützer aus über 40 Ländern tauschen sich über die neuesten Forschungsergebnisse und Projekte aus, meint Chris Galliers von der "Wildlife and Environment Society of South Africa", der ältesten Naturschutzorganisation am Kap.

    "Inzwischen hat jeder begriffen, dass wir nicht einfach weitermachen können wie bisher. Wir brauchen neue Ideen, kreative Lösungen und neue Formen der Zusammenarbeit, um aktuelle Krisen wie die eskalierende Nashornwilderei zu bewältigen. Wir wünschen uns mehr Unterstützung, vor allem von asiatischen Ländern, in denen das Horn der gewilderten Tiere ja verkauft wird. Ich hoffe, dass dieser Kongress dazu beiträgt, internationale Lösungen zu finden, denn wir haben es schließlich auch mit globalen Problemen zu tun."

    Es reiche nicht aus, höhere Zäune um die Wildreservate zu errichten, Ranger besser auszurüsten und die neuesten Technologien im Kampf gegen die Wilderer einzusetzen, betont auch Howard Hendricks vom Verband der südafrikanischen Nationalparks, SANParks:

    "Jegliche Unterstützung, die dazu beiträgt, dass weniger Nashörner gewildert werden, ist natürlich willkommen. Aber man kann den Tierschutz nicht isoliert betrachten. Man muss ihn in einen größeren Kontext einordnen. Rund um den Kruger National Park leben beispielsweise rund drei Millionen Menschen. Viele von ihnen sind sehr arm. Um die Wilderei wirksam zu bekämpfen, müsste auch die soziale und wirtschaftliche Situation in diesen Gebieten verbessert werden. Letztlich hängt das alles zusammen."
    Und so beherrscht eine Frage die Diskussionen beim internationalen Wildlife Management Kongress in Südafrika: Wie sich Konflikte zwischen Mensch und Natur lösen und künftig vielleicht sogar vermeiden lassen?