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Astronomie
Der große Zwerg unter den Kleinen

Morgen steht Ceres in Opposition zur Sonne - der Asteroid, der nach der römischen Göttin des Ackerbaus benannt ist. Üblicherweise ist Ceres bei solcher Gelegenheit leicht in einem Fernglas auszumachen.

Von Dirk Lorenzen | 24.07.2015
    Ceres aus der Nähe, aufgenommen von Dawn
    Ceres aus der Nähe, aufgenommen von Dawn (DLR)
    Doch dieses Jahr zeigt sie sich in Mitteleuropa nur ganz knapp über dem Südhorizont. Denn sie befindet sich derzeit im Sternbild Mikroskop, unterhalb des Steinbocks.
    Dennoch bekommen wir Ceres bestens zu sehen - aber weder mit Mikroskop noch Teleskop. Dafür funkt die Raumsonde Dawn fast täglich spektakuläre Bilder zur Erde. Sie umkreist den Asteroiden seit dem Frühjahr.
    Ceres hat vor gut eineinhalb Jahrhunderten genau das erlebt, was nun Pluto widerfahren ist.
    Ihre Entdeckung im Jahr 1801 war eine Sensation. Endlich schien die große Lücke zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter mit einem Planeten gefüllt.
    Doch bald wurden in dieser Gegend drei weitere Planeten aufgespürt - und ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts nahm die Zahl der bekannten Objekte inflationär zu.
    Daraufhin entschieden die Astronomen, Ceres und Co. künftig als Kleinplaneten einzustufen. Seit vor neun Jahren Pluto neu einzuordnen war, gibt es zudem die Kategorie Zwergplanet.
    Ceres wurde also erst vom Planeten zum Kleinplaneten, um dann wieder zum Zwergplaneten aufzusteigen. In Astronomenkreisen sind die Zwerge offenbar größer als die Kleinen.
    Das muss niemand verstehen. Ohnehin sind die Etiketten, die die Forscher an die Himmelsobjekte kleben, völlig irrelevant: Die Bilder, die die Raumsonde Dawn im Mikroskop vom kleinen Zwerg Ceres macht, sind viel bedeutender.