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Astronomie
Erste russische Rakete nach fast 70 Jahren

Russland ist in der Raumfahrt vor allem für seine Tradition und Zuverlässigkeit bekannt. Die Raketen vom Typ Soyuz und Proton wurden nur behutsam verändert - doch jetzt entwickeln Ingenieursteams die neue Angara-Rakete, benannt nach einem Fluss in Sibirien.

Von Dirk Lorenzen | 02.10.2014
    Das Programm gibt es bereits seit den neunziger Jahren, lief aber zumeist nur auf Sparflamme. Zudem ist es für Russland geradezu ein Kulturschock: Es ist die erste große Raketenentwicklung nach dem Tod des legendären Konstrukteurs Sergej Koroljow vor fast 70 Jahren.
    Bei einem Testflug Anfang Juli ist die Angara vom Startgelände Plessetsk weit nördlich von Moskau zu einem Hüpfer in den Weltraum aufgestiegen. Es war noch kein Flug in eine Umlaufbahn.
    Wie geplant ging die Angara sechstausend Kilometer entfernt auf der Halbinsel Kamtschatka nieder. Die Rakete bestand nur aus den ersten beiden Stufen und einem Modell-Satelliten. Die dritte Raketenstufe, die für den Einschuss in eine Umlaufbahn notwendig ist, ist derzeit noch in Planung.
    Die Angara soll mittelfristig die Aufgaben der etwas schwächelnden Proton-Rakete übernehmen. Zudem soll sie so flexibel sein, dass sie sowohl kleine Forschungssonden auf eine polare Umlaufbahn als auch große Kommunikationssatelliten in die geostationäre Bahn tragen kann.
    Als Startplatz kommen Plessetsk oder Wostotschny in Frage, Russlands neuer Weltraumbahnhof, der in einigen Jahren Baikonur in Kasachstan ersetzen soll. Um das Land unabhängig von Zulieferern aus anderen früheren Sowjetrepubliken zu machen, sind am Bau der Angara nur russische Firmen beteiligt.