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Astronomie
Geminga ist nicht da

In den Abendstunden steigen die Zwillinge am Osthimmel empor. Zwischen den Füßen der beiden befindet sich das wohl mysteriöseste Objekt dieses Sternbilds. Es ist ein Pulsar - eine Sternleiche, die grob die Masse der Sonne, aber nur etwa zwanzig Kilometer Durchmesser hat.

Von Dirk Lorenzen | 08.01.2014
    In den 70er-Jahren hatte der "Kleine Astronomiesatellit 2" der NASA das Objekt im Bereich der energiereichen Gammastrahlung entdeckt. Allerdings war die Positionsbestimmung nur auf einige Winkelgrad genau - und so scheiterten alle Versuche, die Gammaquelle mit einem aus anderen Wellenlängenbereichen bekannten Himmelskörper in Verbindung zu bringen.
    Die Astronomen nannten das Objekt daher Geminga, die englische Kurzform von "Gammaquelle in den Zwillingen". Geminga bedeutet in einem lombardischen Dialekt aber auch "Er ist nicht da" - passend zur missglückten Identifizierung.
    Erst vor gut zwanzig Jahren wies der deutsche Röntgensatellit ROSAT nach, dass diese Gammaquelle ein Pulsar ist. Während die meisten Pulsare vor allem im Radiobereich gut zu beobachten sind, ist der Geminga-Pulsar überraschenderweise völlig radioleise.
    Geminga rotiert etwa viermal pro Sekunde um seine Achse und ist etwa achthundert Lichtjahre entfernt. Es könnte sein, dass die Supernovaexplosion, bei der dieser Pulsar entstanden ist, viel interstellares Gas aus dem Umkreis des Sonnensystems weggepustet hat.
    Denn unsere Sonne befindet sich mitten in einem gasarmen Bereich der Milchstraße, bekannt als "Lokale Blase" - die verdanken wir womöglich dem Vorläuferstern des Geminga-Pulsars.
    gewünscht von Hans-Christian Scheerer