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Astronomie
Vergessene Stars: Gottfried und Maria Kirch

Morgen früh um 4 Uhr 29 beginnt der Herbst. Solche Kalender-Informationen beruhen auf astronomischen Berechnungen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts stammten die populärsten Himmelskalender und Mond- und Planetentafeln von Gottfried und Maria Kirch.

Von Dirk Lorenzen | 22.09.2014
    Gottfried Kirch kam aus dem brandenburgischen Guben und war in zweiter Ehe mit Maria Winkelmann aus Panitzsch bei Leipzig verheiratet. Im Jahr 1700 zogen beide nach Berlin.
    Dort hatte Gottfried Kirch eine Stelle an der neuen Sternwarte erhalten. Offiziell war Maria seine Assistentin - tatsächlich aber waren sie mindestens ebenbürtige Kollegen.
    1702 entdeckte sie als erste Frau einen Kometen - allerdings wurde dieser Fund offiziell ihrem Mann zugeschrieben. Sie forschte viel über Sonnenflecken, Polarlichter und große Konjunktionen von Jupiter und Saturn.
    Als Gottfried Kirch 1710 verstarb, versuchte Maria Kirch seine Stellung als Astronom und Kalenderherausgeber der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu übernehmen. Doch trotz ihrer fachlichen Qualifikation wurde sie abgelehnt.
    Stattdessen bekam ein Mann die Stelle, der kläglich scheiterte. Nach seinem Tod wurde einer der Söhne von Maria und Gottfried Kirch Direktor der Berliner Sternwarte. Doch selbst dann verstummte nicht die Kritik an der prominenten Rolle der Mutter. Sie musste ihr Wohnhaus auf dem Sternwartengelände räumen.
    1720 ist Maria Kirch in Berlin verstorben - die große Astronomin, die gegen viele Widerstände ankämpfen musste, wurde 50 Jahre alt.