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Atommüll-Entsorgung
Staatsfonds macht Verluste

Deutschland steigt aus der Atomkraft aus – für die Kosten für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls soll ein Fonds aufkommen, in den die Energieversorger 24 Milliarden Euro eingezahlt haben. Das Geld wird angelegt – doch der Fonds macht Verluste.

Von Josephine Schulz | 23.07.2019
Castorenbehälter im Forschungszentrum Jülich
Der Atomfonds soll für die Kosten für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls aufkommen (dpa /Andreas Endermann)
Von Anja Mikus könnte es unter anderem abhängen, ob der Atomausstieg und die Entsorgung des radioaktiven Abfalls die Steuerzahler viel Geld kosten werden. Die erfahrene Vermögensverwalterin leitet den "Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung" (KENFO).
Der soll das Geld, das für die Endlagerung vorgesehen ist, verwalten und gewinnbringend anlegen. Zwei Jahre nachdem die Bundesregierung den Fonds als öffentlich-rechtliche Stiftung gegründet hatte, wurde nun Bilanz gezogen. Anja Mikus sieht den Fonds auf einem guten Weg:
"Und damit kann ich sagen dass die Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung aus heutiger Sicht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit sichergestellt ist."
Bis 2100 soll der Atomfonds das Geld versiebenfachen
Etwas mehr als 24 Milliarden Euro hatten die Energieversorger RWE, Eon, EnBW und Vattenfall 2017 auf einen Schlag an den Fonds überwiesen. Das waren ihre Rücklagen für die Entsorgung des Atommülls. Mit dem Geld haben sie auch die Verantwortung an den Staat abgegeben.
"Und da war ein wichtiger Punkt, dass wir das Geld gesichert haben, also in einen Topf gebracht haben, der ein sicherer war und auch nicht von verschiedener anderer Stelle angegriffen werden kann", sagt Thorsten Herdan. Er ist Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium und sitzt im Kuratorium, also dem Aufsichtsrat der Stiftung. Herdan macht auch noch einmal deutlich, was sich die Bundesregierung von dem Fonds erhofft.
"Ziel ist, dass wir aus 24,3 Milliarden Euro, die eingezahlt wurden, rund 169 Milliarden Euro bis zum Jahr 2100 machen."
169 Milliarden Euro – so viel, rechnet das Wirtschaftsministerium, soll die Zwischen- und Endlagerung am Ende kosten. Trotz der optimistischen Worte von Anja Mikus: Bisher ist das Geld beim Fonds weniger geworden, anstatt mehr. Von den ursprünglich eingezahlten 24 Milliarden Euro waren Ende des vergangenen Jahres noch 23,6 Milliarden übrig.
Das liegt zum einen an den regelmäßigen Kosten - zum Beispiel für die Zwischenlagerung des radioaktiven Abfalls und für die Endlagersuche. Aber der Fonds selbst hat 2018 auch Verluste gemacht - 71 Millionen Euro. Grund ist die Niedrigzinspolitik, die viele Anleger belastet.
Sichere Investitionen - zum Beispiel in Staatsanleihen - bringen momentan kaum Rendite. Der sogenannte "Entsorgungsfonds" parkt einen Großteil des Vermögens bisher bei der Bundesbank und zahlt dafür Negativzinsen von 0,4 Prozent. Man sei aber auf gutem Kurs, meint Mikus.
Umweltverbände sind skeptisch, ob das Geld reicht
"Mit diesem Ergebnis sind wir insgesamt zuversichtlich, dass wir mit unserem Stiftungsergebnis 2019 bereits in der Gewinnzone landen. Das ist ein Jahr früher als geplant."
Stand jetzt sind knapp 9 Milliarden investiert worden, vor allem in Aktien und in Staatsanleihen von Industrie- und Schwellenländern. Auch bei bester Investmentstrategie ist allerdings offen, ob das Geld am Ende wirklich reicht, um die Kosten der Endlagerung abzudecken. Umweltverbände hatten bei der Einrichtung des Fonds kritisiert, die 24 Milliarden seien zu knapp kalkuliert und die Unternehmen hätten sich verhältnismäßig günstig aus ihrer Verantwortung gezogen.