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Auch Frauen dürfen studieren

02.12.1999
    "Die Verleihung der Universitätsmatrikel ist an die Voraussetzung des männlichen Geschlechts geknüpft." Mit diesem Kommentar wurde der Amerikanerin Laura Reusch-Form 1869 die Zulassung zu einem Medizinstudium an der Würzburger Universität versagt. 30 Jahre mussten vergehen, ehe sich an dieser Einstellung etwas änderte. Am 21. September 1903 erlaubte der bayerische Prinzregent Luitpold per Erlass das Frauenstudium. Damit war Bayern nach Baden das zweite Land, das Frauen zum Studium zuließ. Es folgten Württemberg, Sachsen, Thüringen, Hessen, Preußen und zuletzt Mecklenburg. Von den männlichen Professoren gab es teils heftigen Widerstand gegen das Frauenstudium und vor allem gegen Frauen als akademische Lehrkräfte. Wissenschaftliche Studien sollten belegen, dass Frauen dazu nicht geeignet sind. Gerade in den Naturwissenschaften bissen die Pionierrinnen auf Granit. In Göttingen scheiterten noch zwischen 1915 und 1917 mehrere Habilitationsversuche der hochbegabten Mathematikerin Emmy Noether, die mit Albert Einstein zusammengearbeitet hat. Erst 1918 fiel - wiederum in München - die Barrikade, indem die Medizinische Fakultät dem Fräulein Adele Hartmann die Venia legendi für Medizin erteilte. Damit war der Weg bereitet, aber während Frauen heute in der Studentenstatistik mit 40 bis 50 Prozent mächtig aufgeholt haben, liegt der Anteil der Professorinnen bundesweit bei nur sieben Prozent. Nach fast einem Jahrhundert recht wenig, meint die Frauenbeauftragte der Uni München, Edda Ziegler: "Wenn es in diesem Tempo weitergeht, brauchen wir bis zur Gleichstellung noch 200 Jahre."