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Auch moderne Autos können durch E10 beschädigt werden

An vielen Tankstellen gibt es ihn: Treibstoff mit zehn Prozent Bioethanol, der aus Klimaschutzgründen immer mehr angeboten wird. Er ist billiger als herkömmliches Superbenzin, doch nicht jeder Motor verträgt ihn. Hans-Ulrich Sander erklärt, warum.

Hans-Ulrich Sander im Gespräch mit Georg Ehring | 28.02.2011
    Georg Ehring: Millionen Autofahrer tanken zu teuer. Darauf hat der Mineralöl-Wirtschaftsverband hingewiesen. Das war keine Klage über hohe Benzinpreise im Allgemeinen; es geht vielmehr um Treibstoff mit der Beimischung von zehn Prozent Bioethanol, der aus Klimaschutzgründen immer mehr angeboten wird. Er ist billiger als herkömmliches Superbenzin, doch nicht jeder Motor verträgt ihn. – Vor dieser Sendung habe ich Hans-Ulrich Sander vom TÜV Rheinland gefragt, welche Autos E10 eigentlich vertragen.

    Hans-Ulrich Sander: Na ja, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmal bietet das Internet sicherlich Möglichkeiten der Erkundigung, wo ich also abfragen kann, ob mein Fahrzeug E10 verträgt. Die genaue Auskunft kann sicherlich jedes Mal der Fahrzeughersteller geben. Ich würde mich auf den Fahrzeughersteller verlassen, notfalls bei meinem Vertragshändler anfragen und sagen, mein spezielles Auto, ist das E10-tauglich, oder ist es eben nicht E10-tauglich.

    Ehring: 90 Prozent der Autos, heißt es, seien E10-tauglich. Bis zu welchem Baujahr muss man denn eine Unverträglichkeit in etwa fürchten?

    Sander: Sicherlich kann man das nicht ans Baujahr binden, weil wir haben auch relativ moderne Fahrzeuge, die E10-unverträglich sind. Es hängt davon ab, welche Materialien beim Bau des Autos beziehungsweise mit dem Kraftstoff in Verbindung stehenden Teilen verwendet worden sind, weil E10 aggressiver ist oder das Bioethanol an sich ein aggressiver Stoff ist, der dann bestimmte Kraftstoff führende Teile angreift.

    Ehring: Wie groß ist denn der Preisunterschied zwischen dem neuen E10-Spri und dem herkömmlichen Super im allgemeinen?

    Sander: Das, was ich persönlich jetzt an den Tankstellen gesehen habe, ist der E10 eingestiegen auf das Preisniveau, was früher das normale Superbenzin hatte, und das normale Superbenzin ist um einige Cent, 5, 6 Cent angezogen.

    Ehring: Also sozusagen auch ein Preisschub durch die Hintertür?

    Sander: So könnte man das ausdrücken, ja.

    Ehring: Wie weit ist E10-Sprit denn schon verbreitet?

    Sander: Ich selbst in meinem persönlichen Umfeld habe einige Tankstellen gesehen, die E10 ausgerüstet haben, aber auf dem Weg zur Arbeit muss ich immer wieder feststellen, es gibt also auch noch Tankstellen, die ganz normal Superbenzin anbieten und noch gar kein E10.

    Ehring: Verschwindet der herkömmliche Sprit mit nur 5 Prozent Bioethanol Beimischung denn langsam von den Tankstellen, oder ist es gesichert, dass der langfristig auch noch angeboten wird?

    Sander: Sicherlich werden wir Super-Plus mit 98 Oktan mit fünfprozentiger Beimischung behalten. Inwieweit da von der Mineralöl-Wirtschaft geplant ist, die Fahrzeughalter, die auf E5 angewiesen sind, dann auf das Super-Plus umzufirmieren, das ist die Frage.

    Ehring: Was müssen Fahrer älterer Autos denn dann tun, wenn sie kein E5-Super mehr bekommen?

    Sander: Dann müssten sie einen Kraftstoff verwenden, der eine Bioethanol-Beimischung von maximal 5 Prozent hat. Das wäre im Moment das Super-Plus.

    Ehring: Herzlichen Dank! – Das war Hans-Ulrich Sander vom TÜV Rheinland.

    Die Informationszentrale für die europäische Automobilwirtschaft DAT bietet eine ständig aktualisierte Broschüre zur E10-Verträglichkeit der Autos an.

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