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Auf Bewährung

Nach zahlreichen Dopingnachweisen ist die Situation bei den Radprofis angespannt. Noch halten einige Sponsoren dem Sport die Treue. Zumindest ein Teil will das Engagement auf Bewährung fortsetzen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 02.08.2007
    "Meine Meinung ist, dass zunächst einmal der Sport aus dem Geldgeschäft und dem Sport heraus muss. Das Geld ist ein Gift und das Geld verdirbt den Charakter und das Geld bringt Menschen zu Dingen, die sie nicht tun dürfen,"

    sagt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Er mag zwar Recht haben, doch ohne das Geld aus der Industrie hätte der Sport ein Problem: Jährlich investieren Unternehmen in Deutschland 2,3 Milliarden Euro in Sportsponsoring. Und die Wirtschaft der Bundesrepublik ist mit 80 Millionen Euro am Sponsoring der Tour de France und der teilnehmenden Mannschaften beteiligt.
    Bei diesen Summen verwundert es kaum noch, dass die Athleten alle Mittel einsetzen, um zu gewinnen. Die Sportler scheinen keinerlei Unrechtsbewusstsein zu haben, weil sie Doping für einen Teil ihrer Sportart halten. Das erklärt auch das Handeln von Alexander Winokurow, Cristian Moreni oder Iban Mayo, die trotz verschärfter Kontrollen während der Tour weiter gedopt haben. Und weil sich das Rad bei diesen Millionenumsätzen weiter drehen muss, ist der Vorschlag von Erzbischof Schick nicht mehr als ein frommer Wunsch:

    "Meines Erachtens ist Radsport im Augenblick auf einem Punkt, wo man sagen sollte, wir machen jetzt alle einmal eine Pause. Alle die im Radsport tätig sind und Interesse dafür haben, sollten sagen, zwei Jahre machen wir mal nichts, und wir besinnen uns erst einmal, wie es weitergehen soll. So kann es nicht weitergehen."

    Selbst Experten aus der Sponsoringbranche sind ratlos und sprechen von einem Gau für den Sport. Stephan Schröder vom Beratungsunternehmen Sport+Markt.

    "Also ich bin immer dagegen, beim Sponsoring alles hinzuwerfen, wenn es schwierige Situationen gibt. Aber im Augenblick findet man wenige Argumente, die dafür sprechen, dass man noch Sponsoring im Radsport machen sollte."

    Deshalb denken auch viele der Geldgeber mit einer langen Radsport-Geschichte über einen Ausstieg nach. T-Mobile, Gerolsteiner und Nordmilch als Hauptsponsor von Milram entscheiden jetzt nach der Tour, ob sie weitermachen wollen. So sagt der Sprecher von T-Mobile, Christian Frommert:

    "Über allem steht, das wir als großer deutscher Sportsponsor eine Verantwortung für den Sport haben, auch für den Radsport, in dem wir 16 Jahre aktiv sind. Dem wir viel zu verdanken haben. Insofern wird unsere Entscheidung davon getrieben, nur, wie konkret der Weg aussehen kann, auf dem wir gehen können, das wird momentan beraten. Und, glauben sie mir, da sind sehr viele Leute mit einer hohen Ernsthaftigkeit dabei, um eine seriöse und fundierte Entscheidung zu treffen."

    Nachdenken auch bei der anderen großen deutschen Mannschaft, Team Gerolsteiner. Geschäftsführer Jörg Rösecke:

    "Die Tour de France in diesem Jahr ist ein ganz besonderes Ereignis im negativen Sinne gewesen. Wir haben gehofft, dass der Sport wieder in den Mittelpunkt aller Aktivitäten rückt, aber leider Gottes war es doch das Thema Doping."

    Dagegen scheint bei adidas eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Der Sportartikel-Hersteller unterstützt das Team T-Mobile mit einer halben Million Euro jährlich, nach den Dopingskandalen der vergangenen Monate steht das Engagement im Radsport vor dem Aus. In einer Presseerklärung heißt es dazu:

    Wir stehen nicht erst nach dem jüngsten Dopingverdacht um Patrick Sinkewitz in direktem Kontakt mit unserem langjährigen Partner Telekom, um zu erörtern, ob nach den jüngsten Vorfällen ein Neuanfang im Radsport wirklich realistisch erscheint. Unsere Position dabei ist klar: adidas bezieht eindeutig Position gegen Doping im Sport. Dementsprechend befassen wir uns derzeit sehr ernsthaft mit dem Gedanken an einen Ausstieg aus unseren Sponsoring-Aktivitäten.

    Keine Einzelmeinung - und aus diesem Grund prognostiziert Schröder dem Radsport eine schwierige Zukunft. Der Sponsoringexperte ist sich auch nicht sicher, ob sich die Sportart in den nächsten Jahren erholen wird.

    "Düstere Zeiten heißt auf jeden Fall weniger Sponsoren, und die Sponsoren, die dabeibleiben, werden vielleicht nicht mehr so viel Geld geben wie in der Vergangenheit, was Auswirkungen für alle hat, für Fahrer, Betreuer, für alle Arbeitsplätze die daran hängen. Das ist sicherlich die Perspektive der nächsten Jahre."

    Solche Prognosen schüren auch Ängste bei den Radprofis. So macht sich beispielsweise Christian Knees vom Team Milram große Sorgen um seine Zukunft. Zum einen weiß er nicht, ob sein Team aufgelöst wird. Und da Knees nur zu den Helfern im Peloton gehört, wird es schwierig für den 26-Jährigen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.

    "Ich weiß nicht, wie es weitergeht, ob ich weiterhin Radprofi werden kann oder darf, oder ob ich meine Ausbildung als Anlagenmechaniker dann als Job weitermachen muss."

    Die Situation ist angespannt für die Sportler, besonders für die jungen Fahrer. Aber noch sagen nicht alle Sponsoren dem Radsport adieu. Ein Teil der alten Förderer will ihr Engagement auf Bewährung fortsetzen. Dazu gehört auch der Automobil-Hersteller Skoda. Die Konzernmutter ist Partner der Tour de France und rüstet Veranstalter und Teams mit einer Wagenflotte aus. Die deutsche Tochter unterstützt Gerolsteiner. Kommunikationschef Nikolaus Reichert hat volles Vertrauen in die Integrität von Teamchef Hans Michael Holczer. Außerdem sagt er:

    "Die ganzen Fälle, die während der Tour aufgedeckt worden sind, sind zwar zum einen sicher skandalös, und dann kann man darüber nachdenken, ist das überhaupt die richtige Veranstaltung. Auf der anderen Seite sage ich Ihnen, ich glaube, das wird dem Radsport weiterhelfen. Jetzt ist dieser Punkt gekommen, wo glaube ich, jede Eiterbeule platzt, wo tatsächlich die Kontrollmechanismen anfangen zu greifen."

    Ein Ende des Engagements von Skoda kommt für Reichert nur im schlimmsten aller Fälle in Frage. Dann, wenn das Dopingproblem auch in nächster Zukunft nicht beseitigt wird.

    "Und wenn das jetzt noch irgendeiner nicht begriffen hat, dann wäre es auf jeden Fall wirklich kritisch und dann müsste man sich überlegen, ob das noch die Sportart ist, die wir unterstützen können."

    Während die Spitzenteams die Krise wahrscheinlich überstehen werden, müssen sich besonders Teams der unteren Kategorie Sorgen um ihre machen. Dort steigen die Sponsoren aus. Ein Beispiel aus Brandenburg: Das Unternehmen notebooksbilliger.de war erst im Jahre 2006 in den Radsport eingestiegen. Die Potsdamer Firma fördert zurzeit ein Kontinental-Profiteam und die U 23-Bundesligamannschaft des OSC Potsdam. Nachdem der Notebook-Händler das Ende seines Sponsorings angekündigt hat, müssen die Sportler nun um ihr Überleben kämpfen. Das Ende der Förderung begründet Geschäftsführer Arnd von Wedemeyer so: -

    "Wir haben uns immer zur Förderung des Nachwuchses bekannt. Unser Ziel war es, dass ein, zwei Fahrer unserer Mannschaft mal in ein großes Profiteam gelangen. Das scheint mir nach den jüngsten Enthüllungen nicht mehr erstrebenswert. Ich kann im Moment keinem jungen Radsportler dazu raten, Radprofi zu werden und damit in den Doping-Sumpf zu geraten. Das ist in meinen Augen nicht sinnvoll, er sollte sich eher um seine berufliche Ausbildung kümmern."

    Aber nicht nur die Zukunft der Fahrer, auch die vieler Veranstaltungen steht im Moment auf dem Prüfstand. Selbst die Weltmeisterschaft im September in Stuttgart ist immer noch nicht endgültig gesichert. Wochenlang wurde über die Qualität der Dopingkontrollen gestritten. Erst gestern einigte sich die Stadt Stuttgart mit dem Radsport-Weltverband UCI, dem Bund Deutscher Radfahrer BDR, der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada und der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada auf ein verschärftes Kontroll-System. BDR-Präsident Rudolf Scharping:

    "Das bedeutet, dass während der Rennen vor der Weltmeisterschaft und im Training vor der Weltmeisterschaft jeder Teilnehmer insbesondere im Bereich Elite Männer mit intensiven Kontrollen rechnen muss. Während der Weltmeisterschaft wird es mindestens eine Verdoppelung der Kontrollen geben. es wird blood screening, also Bluttests geben, es wird Kontrollen geben unmittelbar vor den Wettkämpfen und es wird Kontrollen geben nach den Wettkämpfen."

    Alleine bis zur WM soll es 200 Trainingskontrollen geben. Nachdem sie wochenlang Druck auf die UCI ausgeübt hatte, ist Stuttgarts Sport-Bürgermeisterin Susanne Eisenmann, gleichzeitig auch Chefin des WM-Organisationskomitees, mit dem Ergebnis zufrieden.

    "Wir haben in den Punkten die Vereinbarungen mit konkreten Maßnahmen belegt. Und zwar in der Form, das die UCI zugestimmt hat, dass es eine verbindliche Beschlusslage ist, vor dem Hintergrund ist die Vereinbarung sehr detailliert und sehr wirksam mit Maßnahmen belegt worden."

    Aber nachdem eine strikte Anti-Doping-Politik beschlossene Sache ist, muss jetzt noch die Finanzierung der Veranstaltung gesichert werden. Und nach den Skandalen der Vergangenheit gibt ein Teil der Radsport-Fans seine Eintrittskarten zurück. Auch Sponsoren zeigen kein Interesse an der Weltmeisterschaft. Selbst die Vermarktungsagentur Infront sah bisher kaum Möglichkeiten, Geldgeber für die Veranstaltung zu finden. Organisatorin Eisenmann ist da optimistischer:

    "wir werden jetzt, aufgrund dessen, dass wir so einen unfangreichen Maßnahmenkatalog beschlossen haben wie es ihn noch nie gab –auf dieser Basis beim Publikum, bei Sponsoren und auch bei den Medien dafür werben, dem Radsport in Stuttgart noch einmal eine Chance zu geben – und dadurch dann Publikum und Sponsoren zu gewinnen und dem Radsport vielleicht seine letzte, aber auf jeden Fall noch eine Chance zu geben. Zunächst gilt, wir haben einen Vertrag mit der Vermarktungsagentur, die darauf hingewiesen hat, dass es Vermarktungsschwierigkeiten gibt. Da wird man in den nächsten Tagen jetzt Gespräche führen und auch ausgehend von dieser Vereinbarung und den Maßnahmen, die man beschlossen hat – auf Vertragserfüllung pochen."

    Sollten sich nicht genug Geldgeber finden, fordert Bürgermeisterin Eisenmann, dass BDR und UCI die Verluste übernehmen sollten, da die beiden Verbände auf Grund einen mangelhaften Anti-Doping-Politik die Situation verschuldet hätten.

    Anders als die WM ist die Deutschland-Tour für dieses Jahr gesichert. Die ARD hat die Live-Übertragung zugesagt. Nachdem das Erste und das ZDF wegen der Doping-Skandale aus der Live-Übertragung der Tour de France ausgestiegen waren, müssen sich die Veranstalter der Deutschland-Tour jetzt bewähren. Fritz Raff, Intendant des Saarländischen Rundfunks und ARD-Vorsitzender.

    "Wir haben damit respektiert, das der Veranstalter glaubwürdig dargelegt hat, was er an Maßnahmen ergreifen möchte und wir ihm diese Chance geben sollten, letztendlich diese Tour so durchzuführen, das sie auch für uns im Fernsehen übertragbar ist und natürlich auch im Hörfunk sich wieder findet."

    Das Erste wird die Veranstaltung kritisch begleiten, erläutert ARD-Teamchef Roman Bonnaire.

    "Wir wollen damit die Menschen nicht erschlagen, aber wir wollen Hintergründe liefern, wir wollen Ansätze bieten, wie kann man präventive Maßnahmen schaffen im Kampf gegen Doping. Das wird ein wichtiges Thema sein und wir werden genau beobachten, was die Deutschlandtour versprochen hat, damit das auch genau eingehalten wird."

    Die Tour-Organisatoren haben der ARD einen verschärften Anti-Doping-Maßnahmenkatalog präsentiert. Im Vergleich zur Tour de France soll es eine deutlich höhere Anzahl von Doping-Tests geben, bei denen sowohl Urin- als auch Blutproben der Fahrer genommen werden. Siegprämien werden erst nach vollständiger Auswertung aller während der Etappen durchgeführten Doping-Tests ausgezahlt. Jeder Fahrer wird vor Beginn des Rennens eine Ehrenerklärung abgeben. Unter besonderen Umständen könne man die Übertragung mit sofortiger Wirkung beenden, so Fritz Raff.

    "Sollten wir Lücken oder Abweichungen erkennen, dann wären wir gezwungen, unsererseits Maßnahmen zu ergreifen und die stärkste Maßnahme ist der völlige Ausstieg."
    Da neben der Deutschland-Tour auch das einzige deutsche Pro-Tour-Rennen in Hamburg übertragen wird, ist für dieses Jahr auch dessen Überleben gesichert. Hauptsponsor Vattenfall gibt der Veranstaltung eine weitere Chance, denn Unternehmenssprecher Peter Poppe hat die Hoffnung auf einen besseren Radsport noch nicht verloren.

    "Wir müssen gemeinsam mit den Kräften im Sport, die den radikalen Neuanfang wollen, müssen wir eben eine Allianz bilden gegen die Kräfte, die den Sport kaputt machen wollen. Also es wird sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zeigen, welche Kräfte hier obsiegen werden. Für den Fall, das diejenigen in der Vorhand bleiben, die den Sport kaputt machen wollen, wenn das der Fall ist, wird Vattenfall sich aus der Förderung zurückziehen, das wird ganz klar der Fall sein."

    Der für den schlimmsten Fall angekündigte Rückzug aus dem Sponsoring würde aber nur den Profi-Radsport treffen. Ihre Jedermann-Rennen beziehungsweise die Förderung des Breitensports beim Bund Deutscher Radfahrer wollen Vattenfall und auch Skoda trotz aller Dopingskandale beibehalten.

    Es sind aber nicht nur die Sponsorengelder, die dem Sport im Moment Sorgen bereiten: Umstritten ist nach den Ereignissen dieses Jahres auch die staatliche Förderung. Die ersten Ergebnisse der von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble eingesetzten Projektgruppe "Sonderprüfung Doping" sind besorgniserregend. Die Kommission hat bei einigen deutschen Sportverbänden – dazu gehört auch der Radsport – und an Olympia-Stützpunkten Mängel in der Einhaltung des Anti-Doping-Regelwerks festgestellt. Es wurden zwar keine Fördergelder des Bundes an dopende Sportler oder an in Dopingpraktiken verwickelte Ärzte, Trainer und Betreuer direkt gezahlt. Aber indirekt würden diese Personen von Bundeszuwendungen profitieren.

    Diese Untersuchungen stützen die Position des SPD-Abgeordneten Peter Danckert. Der Vorsitzende im Sportausschuss des Deutschen Bundestages hatte schon in der vergangenen Woche gefordert

    "Wir können es als Treuhänder des Steuerzahlers, was anderes sind wir ja nicht, nicht zulassen, das ein Sport gefördert wird, der sozusagen unter strengem Verdacht steht, seine Leistung nur durch Doping zu erbringen."

    Dagegen will die CDU weiter an der Sportförderung festhalten. Auch der von Dopingkrisen geschüttelte Radsport soll nicht auf die Mittel des Bundesinnenministeriums verzichten. Der Sport-Staatssekretär im Schäuble-Ministerium, Christoph Bergner, begründet dies so:

    "Der Profiradsport wird im Rahmen der Verbandsförderung von uns nicht gefördert, es wird der Bund Deutscher Radfahrer gefördert wegen der breiten- und nachwuchssportlichen Aktivitäten. Das ist der eigentliche Förderzweck und auf diese Förderaspekte wird sich konzentriert. Es gibt zum zweiten in diesen Förderbescheiden die klare Richtlinie und die klare Vorgabe, das, wenn der NADA-Code nicht eingehalten wird, wenn man sich nicht aktiv an der Dopingbekämpfung beteiligt und einbringt, im Sinne von NADA- und WADA-Code, dann werden nicht nur die Fördermittel verweigert, sondern dann können sie auch nachträglich zurückgefordert werden."

    Auch der Deutsche Olympische Sportbund DOSB wehrt sich gegen eine Kürzung der Fördergelder. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper.

    "Niemand muss befürchten, dass mit Steuergeldern, Doping bei Sportlern oder in Verbänden unterstützt wird. Wir werden alle Verbände daraufhin überprüfen, das sie den Anti-Dopingkampf mit betreiben und ihn voll und ganz unterstützen."

    Einen Gewinner haben die Dopingskandale im Radsport aber auf jeden Fall: die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada. Seit der Gründung im Jahr 2002 wurde die Stiftung vom Sport, Politik und Wirtschaft stiefmütterlich behandelt. Statt der vom damaligen Bundesinnenminister Otto Schily und dem früheren Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen, anvisierten 20 Millionen Euro Stiftungskapitals wurden es gerade einmal sechseinhalb Millionen. Und jährlich gab es vom Staat nur Gelder für die beiden Doping-Kontroll-Labore Köln und Kreisscha, aber nicht für die Arbeit der Nada. Selbst die Zuwendungen von Seiten des Sports und der Wirtschaft waren gering. Die Agentur existierte, war aber nicht mehr als ein Feigenblatt für die Öffentlichkeit - finanziell so kurz gehalten, das effektives Arbeiten unmöglich war.

    Mit dem Skandal um die verpassten Tests zum Jahreswechsel wurden die Missstände zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die vielen Dopingaffären im Radsport machten die Nada auf einmal zur Speerspitze im Anti-Doping-Kampf.

    Die Wirtschaft stockte ihre Zuwendungen an die Nationale Anti-Doping-Agentur auf. Statt 50 000 Euro wie in der Vergangenheit zahlt die Telekom jetzt 200 000 Euro jährlich. Ein Teil dieser Summe ist zweckgebunden für unangemeldete Trainingskontrollen bei den T-Mobile-Fahrern. Als erster Erfolg dieser Zusatzzahlungen kann die Überführung von Patrik Sinkewitz gewertet werden. Auch das Team Milram hat vor kurzer Zeit einmalig 150 000 Euro an die Nada gezahlt. Für Peter Danckert ist dies ein ausbaufähiges Modell.

    "Natürlich sind auch die Sportler beteiligt. Und wir sind da, so viel kann ich Ihnen heute sagen, auf einem Wege, wo jetzt einzelne Sportler mit ihren Sponsoren bereit sind, einen nennenswerten Beitrag zur Nada zu zahlen, so muss es auch sein, denn um die geht es ja."

    Auch der Deutsche Olympische Sportbund hat seine Zahlungen verdoppelt und der Bund soll jetzt den Jahresetat auf bis zu fünf Millionen Euro aufstocken. Vergangenes Jahr lag das Budget bei gerade einmal 1,3 Millionen Euro und sollte ursprünglich nur um eine halbe Millionen erhöht werden. Die Sportminister-Konferenz der Länder will im November darüber entscheiden, wie die Länder die Nada fördern wollen.

    Optimismus bei Nada-Geschäftsführer Christoph Niessen.

    "Ich denke, auch die Länder werden sich einer so wichtigen Aufgabe nicht entziehen. auch wenn sie primär den Breitensport fördern. Der Sport insgesamt ist durch Doping bedroht und insofern habe ich heute hier auch ein breites Verständnis bei den Vorsitzenden der Sportministerkonferenz erlebt für dieses Thema."

    Mit fünf Jahren Verspätung ist die Nationale Anti-Doping-Agentur jetzt auf dem Weg zu einer effektiven Dopingbekämpfungs-Behörde. Dafür musste aber erst der Radsport in Existenznot kommen.