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Auf dem besten Weg zum MBA

Wer sich für eine Qualifikation zum MBA, Master of Business Administration, qualifizieren will, auf den warten viele wichtige Entscheidungen: welche Hochschule ist die richtige, wie bewerbe ich mich dort und wie finanziere ich die Weiterbildung. Mit internationalen Messen versucht die "World MBA Tour", künftigen MBAs dabei zu helfen.

Von Franziska Rattei | 05.04.2010
    18 Uhr, Feierabendzeit. Im Konferenzraum eines Düsseldorfer Hotels ist davon aber nichts zu spüren. Statt Feierabendstimmung macht sich hier Business-Atmosphäre breit. Denn um Business, genauer: Um den MBA, den Master of Business Administration, geht es hier. Die jungen Gäste, zwischen 25 und 30 Jahren alt die meisten, sind bereits berufstätig und entschlossen, die Karriereleiter noch ein Stück weiter hochzusteigen. So wie dieser Interessent:

    "Ich bin jetzt schon seit fünf Jahren im Berufsleben und möchte jetzt den nächsten Schritt machen, internationale Erfahrungen und Managementskills erwerben, und deswegen auf der Suche nach einem MBA-Programm."

    Finden kann er so ein Programm an einem der 30 kleinen Messestände, kreisförmig im Konferenzraum angeordnet. Die Vertreter der Hochschulen stehen vor mannshohen Fotowänden: Lächelnde Katalog-Studenten, Broschüren, kostenlose Kugelschreiber und Kekse locken die Besucher von Business School zu Business School. Die Entscheidung für den Studiengang MBA haben sie - im dunklen Kostüm oder Anzug, gekonnt geschminkt oder gegelt - schon gefällt. Jetzt geht es um die Wahl der richtigen Hochschule. Und sie müssen zugelassen werden. Ein wichtiger Teil der Bewerbungsmappe: der sogenannte GMAT.

    "Ich habe ihn noch vor mir. In drei Wochen habe ich ihn."

    Den Graduate Management Admission Test, die wichtige akademische Management-Zulassungsprüfung, ohne die man bei den allermeisten Business Hochschulen keine Chance hat. Für eine hohe GMAT-Punktzahl muss man trainieren. Entweder selbstständig mit Büchern, Software oder Online-Kursen oder mit einem wie Mark Sayer. Er ist - frei übersetzt - Bewerbungstrainer und bereitet MBA-Anwärter auf den GMAT vor, und zwar für alle drei Aufgabentypen des Tests: einen Aufsatz-Teil, einen grammatikalisch/sprachlichen und einen mathematischen Teil. Alles auf Englisch versteht sich. Das braucht - vor allem - Zeit. Minimum: sechs Wochen.

    "Wir haben Tipps, und zwar für jede Art von Frage. Aber unsere Tipps bringen einen nur so und so weit. Das Wichtigste ist es, genug Zeit zum Üben einzuplanen. Denn der GMAT ist kein Test, der mit Auswendiglernen und Wiedergeben funktioniert. Es geht um analytisches Denken. Und es dauert einfach eine Zeit, so denken zu lernen, wie die Test-Autoren es tun."

    Und dann kommt die Prüfung: vier Stunden vor einem Computer in einem Test-Center. Für die Mühen, also sowohl Kurs als auch Test, muss man tief in die Tasche greifen. Rund 800 Euro kann man für die Vorbereitung, rund 200 Euro für den Test selbst kalkulieren. Im Vergleich zu den MBA-Studiengebühren geringe Beträge. Die liegen nämlich zwischen 10.000 und 120.000 Euro. Hinzu kommen die ortsgebundenen Lebenshaltungskosten, die unter Umständen sehr viel höher sein können als in Deutschland. Und Internationalität ist gefragt: Im Konferenzraum des Düsseldorfer Hotels stellen sich sowohl niederländische, französische, italienische, spanische und norwegische als auch australische und US-amerikanische Hochschulen vor. Und alle haben regen Zulauf. Auch der Stand von Paul Jones, Vertreter der Liverpool University, die einen internationalen Online-MBA - völlig ortsungebunden - anbietet:

    "Wer seinen MBA online macht, muss weder seinen Arbeitsplatz aufgeben noch eine Hochzeit verschieben. Man muss nicht mit der gesamten Familie umziehen. Und: ein zusätzlicher Pluspunkt für den Online-MBA: Alles, was man am Montag gelernt hat, kann man am Dienstag schon im Arbeitsalltag anwenden."

    17.000 Euro will die University Liverpool für ihr dreisemestriges Online-Studium zum MBA. Solche Summen wollen finanziert sein. Bei Teilzeit-Studiengängen greift den zukünftigen MBAs manchmal der Arbeitgeber finanziell unter die Arme, für manche kommen auch private Geldquellen oder Kredite infrage. Daneben sind große Unternehmen - etwa der Veranstalter der heutigen Messe, "QS" oder die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" - potenzielle Geldgeber für Teilstipendien in Höhe von mehreren Tausend Euro. Und der Blick auf die Internetseite der zukünftigen Hochschule lohnt sich außerdem. Die meisten Business Schools vergeben Stipendien für ihre Studenten, häufig für eine spezielle Bewerberklientel:

    "Wir suchen diversity, innovation und excellence, nicht nur academic excellence. Also nicht nur, was man in der Schule gemacht hat, ob man wirklich sehr gute Noten hat, sondern wir suchen Frauen, die wirklich Leidenschaft, dass sie das zeigen, und dass sie ein Interesse haben, irgendwo eine Management-Position zu bekommen."
    So lauten die Kriterien für ein Stipendium über 22.500 Euro einer spanischen Business School. Geld, das ausschließlich Frauen zugutekommen soll. Denn der Anteil männlicher MBA-Interessenten und -Absolventen ist noch immer deutlich höher als der der Frauen.