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Auf den Schultern von Riesen und Zwergen

Physik. – Das Einsteinjahr ist zwar vorüber, dennoch erscheinen noch gute Bücher über den Vater der Relativitätstheorie. Eines davon ist Jürgen Renns Entwicklungsgeschichte von Einsteins bahnbrechenden Ideen.

Von Ralf Krauter | 18.06.2006
    Jürgen Renn ist Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und einer der wenigen ausgewiesenen Einstein-Experten in Deutschland. Sein neues Werk ist keine verspätete Biographie des Jahrhundertgenies, sondern eine detaillierte Analyse der notwendigen Randbedingungen für Albert Einsteins gedankliche Durchbrüche, die die gängigen Vorstellungen von Raum, Zeit, Energie und Materie revolutionierten. Die Geschichte der Relativitätstheorie wird so zu einem Lehrstück darüber, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit innovative Ideen entstehen und sich Bahn brechen können.

    Jürgen Renns überraschende Erkenntnis: Nicht nur wissenschaftsgeschichtliche Riesen wie Galileo Galilei und Isaac Newton bildeten die Basis für den Erfolg des unangepassten Querdenkers Einstein. Auch Amateure aus Einsteins Umfeld - wie etwa der Studienfreund Michele Besso – spielten eine Schlüsselrolle, denn der Gedankenaustausch mit ihnen diente Einstein als Resonanzboden für seine bahnbrechenden Ideen. Detailliert wie nie zuvor beschreibt Jürgen Renn das mühevolle Ringen um die Verallgemeinerung der speziellen Relativitätstheorie von 1905 – ein Ziel an dem sich Albert Einstein zehn Jahre lang die Zähne ausbiss.

    Fazit: ein anspruchsvolles und lesenswertes Buch für alle die mehr über die Genesis der Relativitätstheorie, Paradigmenwechsel in der Forschung und den Prozess wissenschaftlicher Erkenntnis erfahren wollen.

    Jürgen Renn: Auf den Schultern von Riesen und Zwergen. Einsteins unvollendete Revolution
    ISBN 3-527-40595-X
    Wiley-VCH, 364 Seiten, 24,90 Euro