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Auf den Teller oder in den Tank

Wohin mit dem weltweit knapperen Mais und Getreide? Auf den Teller oder den E10-Tank? Auch in Deutschland ist die Diskussion um die Nutzung dieser Lebensmittel ausgebrochen - doch der Deutsche Bauernverband sagt klar: Wir können beides.

Von Dieter Nürnberger | 22.08.2012
    Natürlich kommt auch der Deutsche Bauernverband an diesem Thema nicht vorbei, die Diskussion ist ja auch nicht gänzlich neu – sie verschärft sich aber natürlich, wenn weltweit die Ernten nicht so eingefahren werden können, wie geplant und erhofft.

    Der Deutsche Bauernverband legte heute auch noch einmal Zahlen vor – demnach gibt es rund 12 Millionen Hektar Ackerfläche in Deutschland, und rund zwei Millionen davon sind derzeit nicht für die Nahrungsmittelproduktion vorgesehen, sondern an die Energieproduktion gebunden. Das sind rund 18 Prozent der deutschen Gesamtfläche, im globalen Maßstab liegt die Quote bei rund drei Prozent. Deutschland ist hier also mit überproportional viel Flächen für die Energiegewinnung vertreten. Und der noch recht neue Präsident des Bauernverbandes, Joachim Rukwied, sieht darin ein - so wörtlich - gesundes Maß.

    "Die Erzeugung von erneuerbaren Energien auf Landwirtschaftsfläche ist die einzige CO2-reduzierende Erzeugung von Energie überhaupt. Aber es kommt an zweiter Stelle. Wir können beides – Teller und Tank. Das ist unsere ganz klare Botschaft. Die Diskussion, die im Moment geführt wird, die ist für mich schlichtweg nicht nachvollziehbar."

    Für den Hunger auf der Welt, so Rukwied, sei der Anbau von Energiepflanzen nicht verantwortlich. Damit stellt sich der Bauernverband auch gegen die Meinung vieler Umweltverbände, die anhand der Teller-Tank-Diskussion sehr wohl ökologische und auch soziale Konflikte sehen.

    Bauernverbandspräsident Rukwied erwartet zudem, dass künftig auch andere Pflanzen für die Bioenergiegewinnung an Bedeutung gewinnen - neben Raps und Mais würden vor allem auch die Anteile der Zuckerrübe wachsen.

    Auch der Bauernverband verfolgt derzeit die Preisentwicklung an den globalen Märkten. Die Folge der global geringeren Ernten würden sinkende Lagerbestände und steigende Preise sein. Der Verband Deutscher Mühlen hat deshalb bereits vor einer Woche steigende Kosten für die Verbraucher in Deutschland angekündigt. Auch Joachim Rukwied sieht dies so, aber:

    "Im Moment gehen die Preise bei Lebensmitteln lediglich im Zuge der normalen Inflation nach oben. Sie bremsen nicht mehr, aber sie beschleunigen die Entwicklung auch keineswegs. Lebensmittel sind in Deutschland nach wie vor äußerst preisgünstig, um nicht zu sagen, mit am preisgünstigsten – im globalen Maßstab."

    Allerdings setzt sich auch der DBV gegen Spekulationen an den Agrar- und Rohstoffmärkten zur Wehr. Eine Regulierung von Derivaten bei Agrarrohstoffen hält man für sinnvoll.

    Und nun noch kurz zur Ernte in Deutschland:

    Die Getreideernte wird bei rund 44 Millionen Tonnen liegen, und das ist ein besseres Ergebnis als 2011. Ein Plus von fünf Prozent. Und damit korrigierte der DBV seine nicht so gute Prognose aus dem Frühjahr.

    "Die Getreideernte ist ordentlich ausgefallen. Sozusagen im Schnitt, aber auch mit regionalen Unterschieden. Aber besser als noch vor Wochen erwartet."

    Allerdings ist die Ernte 2012 im langfristigen Vergleich doch eher leicht unterdurchschnittlich. Auch die Obsternte wird in diesem Jahr etwas geringer ausfallen. Bei den Äpfeln beispielsweise wird ein Minus von rund zwei Prozent erwartet.