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Auf Kosten der Patienten

Kunstfehler, Keime, Komplikationen: In seinem neuesten Buch widmet sich der SZ-Wissenschaftsredakteur Werner Bartens einmal mehr den allgegenwärtigen Risiken und Nebenwirkungen ärztlicher Behandlung. Seine Bilanz ist ernüchternd: Arrogante Chefärzte, überlastetes Personal, fragwürdige Therapiekonzepte, massiver Kostendruck und gekaufte Gutachten gefährden die Qualität der klinischen Versorgung.

Von Ralf Krauter | 07.12.2008
    Die benannten Missstände sind nicht neu, die nüchterne Schilderung ihrer haarsträubenden Folgen für einzelne Patienten macht das Buch gleichwohl zur aufrüttelnden Lektüre. Schlamperei auf der Intensivstation, Amputation falscher Gliedmaßen, Verabreichung tödlicher Pillencocktails. Schonungslos legt Bartens den Finger auf die Wunde. Er analysiert Ursachen, benennt Verantwortliche, prangert Pharmafirmen an und fordert von Ärzten mehr Distanz und Selbstkritik.

    Was dem gut recherchierten Buch fehlt, ist inhaltliche Stringenz. Manche Anekdote aus dem klinischen Horror-Kabinett ist redundant, andere Passagen sind zur bloßen Aufzählung von Fallbeispielen geronnen. Dem zentralen Anliegen des Autors, einen konstruktiven Dialog über dringend nötige Reformen des Gesundheitswesens anzuregen, schadet das allerdings nicht. Fazit: Pflichtlektüre für Ulla Schmidt, alle eingebildeten Kranken und Mediziner.

    Werner Bartens: Auf Kosten der Patienten. Wie das Krankenhaus uns krank macht ISBN 978-3-8218-5660-5
    Eichborn-Verlag, 254 Seiten, 19,95 Euro