Dienstag, 19. März 2024

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Aufarbeitung von Srebrenica
"Man muss auf die junge Generation setzen"

Beim Völkermord von Srebrenica in Bosnien verloren 1995 mehr als 8.100 Menschen ihr Leben. Ein traumatisches Kriegsverbrechen - für ganz Europa. 25 Jahre danach komme die Aufarbeitung auf dem Balkan kaum voran, erläutert Dlf-Redakteur Gerwald Herter, der damals ARD-Korrespondent für Südosteuropa war.

Gerwald Herter im Gespräch mit Bastian Rudde | 10.07.2020
Mitarbeiterin Internationale Kommission für vermisste Personen, Identifizierung von Opfern aus Srebrenica.
25 Jahre nach dem Massaker von Srebrenica kommt die Aufarbeitung kaum voran (imago images / i Images)
Bosnische Serben ermordeten 1995 in und bei Srebrenica Bosniaken, die Nachbarn und Landsleute waren. Wie konnte es dazu kommen? Dlf-Redakteur Gerwald Herter nennt drei Ursachen: das ideologische Streben nach einem serbischen Großreich, das Ziel der Vertreibung muslimischer Bevölkerung sowie das Ego von General Ratko Mladić.
Memorial Center in Potocari, Bosnia and Herzegovina 11.07.2019., Potocari, Bosnia i Herzegovina - Family members grieving at the Memorial Center in Potocari. A few thousand people came to Potocari for the 24th annual commemoration for the victims of Srebrenica genocide. PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY ArminxDurgut/PIXSELL
Srebrenica - Brisante Fragen auch nach 25 Jahren ungeklärt
Das Massaker an den bosnischen Muslimen gilt als das größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Europa seit 1945. In nur vier Tagen wurden mehr als 8.000 Männer und Jungen ermordet. 25 Jahre nach Srebrenica stellen Hinterbliebene weiter Fragen zur Rolle der internationalen Gemeinschaft.
"Srebrenica in vielen Familien weiter ein Tabu-Thema"
Bis heute spalteten die Ereignisse von damals die Bevölkerung in der Region, so Herter. Dafür macht er auch die "Verbohrtheit" der älteren Generation verantwortlich. Man müsse auf jüngere Menschen hoffen, so Herter. Er sagt aber auch, dass Srebrenica in vielen Familien bis heute ein Tabu-Thema sei. "Vergessen wäre furchtbar ungerecht."