Aufruf gegen das GendernSprache als Schlachtfeld
"Schluss mit dem Gender-Unfug" - fordern Schriftstellerinnen wie Monika Maron und Sibylle Lewitscharoff in einem Aufruf gegen geschlechtergerechte Sprache. Linguist Anatol Stefanowitsch kritisiert den Appell: "Da wird auf dem Schlachtfeld der Sprache ein Kulturkampf ausgefochten", sagte er im Dlf.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Befürworter der geschlechtergerechten Sprache: der Linguist Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin (dpa / Britta Pedersen)
Kritik am Verein Deutsche Sprache Anti-Gendern-Aufruf ist zu polemisch
SprachKritik (3/4) - Geschlechtergerechtigkeit
(Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 25.11.2018)
Anne Wizorek vs. Rainer Moritz Brauchen wir den Gender-Stern im Duden?
Der Dortmunder "Verein Deutsche Sprache" spricht sich in einem Aufruf gegen geschlechtergerechte Sprache aus. Initiiert hatten den Appell unter dem Titel "Schluss mit dem Gender-Unfug!" unter anderen die Schriftstellerin Monika Maron und der Journalist Wolf Schneider. Die gendergerechte Sprache beruhe auf einem Generalirrtum, erzeuge eine Fülle lächerlicher Sprachgebilde und sei konsequent gar nicht durchzuhalten, argumentieren die Verfasser des Aufrufs. Zu den Erstunterzeichnern zählen die Büchner-Preisträgerin Sibylle Lewitscharoff, der Kabarettist Dieter Nuhr, der ehemalige Chefredakteur der "Bild", Kai Diekmann, und der Autor Bastian Sick.
Althergebrachte Sprachmuster ändern
Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin hat diesen Auruf im Deutschlandfunk scharf kritisiert. Bei der Petition gehe es weniger um die Sprache an sich, vielmehr solle auf dem "Schlachtfeld der Sprache ein Kulturkampf ausgefochten werden". Der Linguist befürwortet die geschlechtergerechte Sprache. Zwar sei der Einfluss der Sprache auf die Wirklichkeit begrenzt - man könne die Wirklichkeit nicht ändern, indem man die Sprache ändert. Aber solange man althergebrachte Sprachmuster nicht ändere, werde es schwerer fallen, außerhalb dieser Sprachmuster zu denken, erklärte Stefanowitsch: "Und das generische Maskulinum ist eines dieser tief eingeschliffenen Sprachmuster, das leider dazu führt, dass nicht nur in der äußeren Welt, sondern auch in unseren Köpfen die Männer immer überrepräsentiert sind."