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Auktion für 5G-Frequenzen
Hohe Gewinne für den Bund

Mehr als zwölf Wochen haben sich die Bieter bei der Auktion um die Frequenzen für das schnelle 5G-Netz überboten. Jetzt ist eine Entscheidung gefallen. Eine Einschätzung aus der Wirtschaftsredaktion.

Von Klemens Kindermann | 13.06.2019
Die Logos von Telefonica, Vodafone, Deutsche Telekom und Drillisch.
Die vier Provider - Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch - bezahlten rund 6,5 Milliarden Euro für die 5G-Frequenzen (picture-alliance/dpa)
Wer ist der Gewinner dieser Auktion?
Eindeutig der Bund und dann, wenn es gut läuft, wir, die Verbraucher. Der Staat bekommt mehr als 6,5 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als die erwarten 3 bis 5 Milliarden Euro. Und das sorgt natürlich auch gleich für heftige Kritik der vier Telekom-Unternehmen, die mitgeboten haben: der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefonica und 1&1 Drillisch. Am meisten zahlt die Telekom mit etwas über zwei Milliarden Euro.
Telekom-Sprecher Philipp Schindera kommentiert das so:
"Das Auktionsdesign hatte Schwächen, die sind hier zum Tragen gekommen. Dadurch ist der Industrie sehr viel Geld verlorengegangen, das sie für den Netzausbau dringend gebraucht hätte."
Ist die Kritik der Telekom-Konzerne an der Auktion berechtigt?
Eigentlich nicht. Denn das Geld, das der Bund jetzt erlöst hat, soll zu 70 Prozent in die Förderung des Netzausbaus gehen, da sind ja die Firmen wieder im Spiel. 30 Prozent werden in den Digitalpakt Schule investiert. Auch davon können die Telekommunikationsfirmen - perspektivisch gedacht - profitieren, wenn in der Ausbildung digitale Kompetenz wächst.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat jedenfalls ganz klar zugesagt, dass er das Geld dafür und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern verwenden will:
"Dieses Geld haben wir ganz klar vorgesehen für das, was wir jetzt erreichen müssen bei der Versorgung der Schulen mit digitalen Angeboten und für – zum Beispiel – bessere Breitbandversorgung auch in dünn besiedelten oder ländlichen Regionen."
Letztlich muss man sagen, sind die Preise für die Frequenzen auch durch den neuen Bieter, die United-Internet-Tochter Drillisch, in die Höhe getrieben worden. Die soll ein ziemlich bieterfreudiges Verhalten an den Tag gelegt haben. Und das ist ja dann doch Marktwirtschaft und Wettbewerb.
Bundesnetzagentur als Auktionsveranstalter auch in der Kritik?
Ja, wegen der langen Dauer der Auktion. Und dann hat sie im laufenden Frequenzverfahren auch noch die Mindestgebote angehoben. Das ist schon, gelinde gesagt, ungewöhnlich. Da gab es Kritik. Die Telekom-Konzerne fänden es besser, wenn das Ganze beim Verkehrsministerium direkt angesiedelt wäre. Da wären wahrscheinlich die Möglichkeiten zur Einflussnahme größer. Ich würde sagen, eine Auktion mit fairen Regeln ist aber gerechter und bringt uns Bürgern und den Unternehmen mehr.
Wie geht es jetzt weiter, wann kommt 5G?
Das wird noch etwas dauern. 5G wird auf die bestehende Netzinfrastruktur aufgerüstet und sicher nicht gleich überall. Manche Räume in Deutschland wären ja schon froh, wenn sie 4G flächendeckend hätten. 5G ist vor allem ein Projekt für industrielle Anwendungen, für die Echtzeit-Übertragung von Daten an Sensoren in der Produktion, beim autonomen Fahren, auch in der Medizin zum Beispiel.

Allerdings: trödeln sollten die Konzerne nicht. China hat die Lizenzen gerade einfach per Anordnung vergeben, eigentlich sollte 5G dort erst 2020 starten. Im Vordergrund dieser Entscheidung steht wahrscheinlich die Hilfe für den Netzwerkausrüster Huawei, der durch US-Sanktionen unter Druck steht. Aber die Chinesen eilen hier voraus, wollen fast 200 Milliarden Euro für 5G investieren. Da müssen die Europäer schauen, dass sie nicht abgehängt werden.