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Aus DVB-T wird DVB-T2-HD
High Noon beim Fernsehempfang

Am Mittwoch wird es für drei Millionen Haushalte ernst, die Fernsehen über Antenne empfangen. Dann wird ab Mitternacht der alte Übertragungsstandard DVB-T abgeschaltet. Sendungen können danach nur noch mit Geräten empfangen werden, die den neuen Standard DVB-T2-HD beherrschen. Das soll ab zwölf Uhr Mittag möglich sein.

Von Dieter Nürnberger | 28.03.2017
    Antennen für den Empfang von DVB-T2 werden in einem Elektronikmarkt in Berlin angeboten.
    Am Mittwoch ab Mitternacht wird beim terrestrischen Fernsehen umgestellt. Statt DVB-T gilt dann DVB-T2-HD. (picture alliance / Maurizio Gambarini/dpa)
    "Ich bin sauer, ja. Weil das sozusagen das Licht ausgeht. Ich habe mich lange nicht gekümmert. Ich dachte, irgendwie geht das an mir vorbei. Aber das tut es dann doch nicht. Also werde ich mir jetzt hier irgendeinen Kasten mitnehmen müssen. Ich habe null Ahnung."
    Diese Fernsehzuschauerin gehört ohne Zweifel zu den Last-Minute-Kunden, zu jenen, die erst jetzt so richtig realisieren, dass das Antennenfernsehen in Deutschland morgen umgestellt wird und sie dringend ein neues Empfangsgerät braucht.
    Fachgeschäfte bieten Beratung
    Das Elektronikfachgeschäft "Euronics Tonhaus Melodie" in Berlin Schöneberg hat vorgesorgt - gleich im Eingangsbereich liegt Informationsmaterial zur neuen Empfangstechnik DVB-T2-HD aus. Und gleich daneben stapeln sich Dutzende von Kartons mit den Empfangsboxen, die all jene benötigen, die keinen modernen, kompatiblen Fernseher zu Hause haben. Die Leute rennen uns seit Tagen die Bude ein, sagt Jan Pankrath, der Inhaber des Fachgeschäfts:
    "Die Leute sind sehr verunsichert. Viele wissen auch gar nicht, wie sie empfangen. Die erste Frage von uns deshalb: Sehen Sie derzeit eine Laufschrift, während Sie Fernsehen gucken. Haben Sie gesehen, dass da steht, dass abgeschaltet wird. Wenn der Kunde dies bejaht, dann wissen wir, dass er betroffen ist. Dann können wir in die Beratung gehen, ihm zeigen, was möglich ist."
    Der neue technische Übertragungsstandard wird bessere, hochauflösende Bilder bieten. Betroffen von der Umstellung sind rund drei Millionen Haushalte in Deutschland, sagt Veit Olischläger, er ist Leiter des offiziellen Informationsportals DVB-T2-HD. Hier informieren die ARD und private Programmanbieter gemeinsam über sämtliche Fragen, die mit der Umstellung zu tun haben. Wie informiert sind die bisherigen Antennenzuschauer über den morgigen Stichtag und die Konsequenzen?
    Anfang März wussten 94 Prozent Bescheid
    "Wir hatten bereits Anfang März eine repräsentative Umfrage gemacht. Von denen die bislang ausschließlich DVB-T nutzen, waren bereits schon 94 Prozent informiert. Und seit Ende dieser Befragung senden wir täglich auf den bisherigen DVB-T-Kanälen die Einblend-Tafeln mit dem Hinweis auf die Abschaltung. Wir können schon mit Fug und Recht sagen, dass jetzt alle Haushalte Bescheid wissen sollten."
    Erste Umfragen unter den Fachhändlern zeigen, dass bereits bis Ende Februar rund eine halbe Million der neuen Empfangsboxen verkauft wurden. Diese externen Empfänger können relativ einfach an das alte Fernsehgerät angeschlossen werden. Sie alle tragen das Logo "DVB-T2-HD" auf der Verpackung.
    Veit Olischläger, der Leiter des Informationsportals DVB-T2-HD geht davon aus, dass es nicht zu Engpässen beim Empfangsgeräte-Kauf kommt. Die Hersteller und auch die Händler hätten im Vorfeld für ausreichend Angebot gesorgt. Und man habe auch mit vielen Last-Minute-Kunden gerechnet:
    "Ich erinnere an den alljährlich wiederkehrenden 24. Dezember. Auch an diesem Tag gehen ja noch Leute Geschenke kaufen. Das liegt wohl in der Natur der Sache und lässt sich scheinbar nicht vermeiden. "
    Mehr neue Fernseher verkauft
    Übrigens seien bis Ende Februar auch rund 500.000 mit der neuen Übertragungstechnik kompatible Fernseher verkauft worden, sagt Veit Olischläger. Diese Einschätzung deckt sich mit den Erfahrungen im Schöneberger Fachgeschäft. Inhaber Jan Pankrath sagt, dass er deutlich mehr Fernseher in den vergangenen Wochen verkauft - mehr sogar als vor einer Fußball-Weltmeisterschaft üblich. Gute Zeiten also für die Fachgeschäfte.
    Doch langsam werde es wirklich eng für alle jene, die bislang noch nicht auf die Umstellung reagiert haben, sagt Jan Pankrath.