Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Aus Kostengründen nur in Leipzig

Studierende in Dresden wehren sich gegen die Begrenzung des Master-Studiengangs für Grund- und MIttelschullehrer auf den Standort Leipzig. Denn trotz eines steigenden Bedarfs an Lehrern will die Landesregierung Sachsens weitere Ausbildungsstätten schließen.

Von Thomas Matsche | 28.04.2010
    Hunderte Lehramtsstudierende aus ganz Sachsen haben sich heute vor dem Dresdner Landtag postiert, um, mit Plakaten und Trillerpfeifen bewaffnet, gegen die Bildungspläne der schwarz-gelben Landesregierung zu demonstrieren.

    Im Plenarsaal wird währenddessen ihre Zukunft verhandelt. Unter Tagesordnungspunkt acht debattieren die sächsischen Politiker über zwei Anträge der Grünen- und Linksfraktion. Darin fordern diese, dass an mehreren Hochschulstandorten in Sachsen Grund- und Mittelschullehrer im Master ausgebildet werden sollen. Also in Dresden und Chemnitz. Und nicht wie geplant nur in Leipzig.

    Der hochschulpolitische Sprecher der Grünen, Karl-Heinz Gerstenberg, begründet seinen Antrag:

    "Wir wollen unterstützen, dass die Lehramtsstudierenden hier in Dresden eine gesicherte Zukunft haben. In wenigen Wochen haben sie ihren Bachelor-Abschluss. Sie wissen bis heute nicht wo sie ihr Master-Studium aufnehmen können. Vor allem kommt es aber darauf an, den großen Bedarf, der in Sachsen absehbar ist, aufgrund des Ausscheidens aus dem Lehramt von vielen Lehrern im kommenden Jahrzehnt abzudecken. Das heißt, in diesem Land müsste, da die Entwicklung verschlafen wurde von der Staatsregierung, in relativ kurzer Zeit die Zahl der Studienanfänger verdoppelt werden. Das ist eine Aufgabe, die nicht Leipzig allein lösen kann. Da gehört Dresden dazu, und wir schlagen auch vor intensiv zu prüfen, ob auch der Standort Chemnitz dort in die Lehramtsausbildung intensiv einbezogen werden könnte."

    Die Landesregierung verweist aber auf die Hochschulvereinbarung von 2004. Damals einigte man sich darauf, aus Kostengründen Grund- und Mittelschullehrer nur in Leipzig auszubilden. Doch das wird nicht ausreichen, sagen alle Experten. Laut einer GEW-Studie müssen bis 2020 jährlich bis zu 1000 Lehrerstellen vor allem in den Grund- und Mittelschulen neu besetzt werden. Deshalb wollte die TU Dresden zwei Masterstudiengänge für Grund- und Mittelschullehrer einrichten, angeregt von der vorherigen Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange. Doch die jetzige Regierung lehnte ab. Alles bleibe wie gehabt. Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemmer beharrt deshalb auf ihrem Standpunkt.

    "Der Standort Leipzig bietet sich an, zum einen weil das der Umsetzung der Hochschulvereinbarung dient. Diese sieht eine Konzentration vor. Zum zweiten sind dort die Kapazitäten vorhanden. Es besteht insofern jetzt Planungssicherheit für Studierende, die jetzt ab dem kommenden Wintersemester ihren Master-Studiengang fortsetzen wollen. Auf die Art und Weise werden alle Studierenden ihr Studium im Freistaat Sachsen an der Universität Sachsen fortsetzen können, um das Lehramt Grund- und Mittelschule abzuschließen."

    Diese Haltung wird für Studierende auch zu einer sozialen Belastung. Neben einem Umzug nach Leipzig müssten sie von dort aus auch ihre Praktika an den Schulen organisieren, die zum Teil weit entfernt sind von Leipzig. Dies bringt viele Probleme mit sich wie Cornelia Falken, bildungspolitische Sprecherin der Links-Fraktion exemplarisch schildert.

    "Ich habe einen ganz konkreten Fall vorliegen, wo die Studentin sich sehr persönlich und herzlich an mich gewandt hat und darum bittet, etwas zu unternehmen, weil ihr Mann ist freiberuflich. Sie haben ein kleines Kind, was sie natürlich jetzt wechselseitig betreuen muss. Wenn sie nach Leipzig gehen muss, dann heißt das für sie, sie braucht dort eine Unterkunft. Der Mann kann nicht mehr so viel freiberuflich arbeiten. Das heißt, finanziell sieht es gleich viel schlechter aus."

    Und das wird vielen Studierenden so gehen, sagt Falken, wenn es bei Leipzig bleibt. Deswegen sind an der TU Dresden 7000 Unterschriften gegen die Verlagerung der Master-Ausbildung von Grund- und Mittelschule nach Leipzig gesammelt worden. Und selbst an der Universität Leipzig hält man die jetzige Regelung für falsch. Man glaube nicht, so Prorektor Wolfgang Fach in der "Leipziger Volkszeitung", dass der prognostizierte Bedarf allein an einem Standort ausgebildet werden könne. Und die Chance, etwas an den Plänen zu ändern, besteht noch, denn die bislang gültige Hochschulvereinbarung von 2004 läuft Ende dieses Jahres aus.