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Ausnahmezustand in Sri Lanka
Sicherheitsbehörden suchen weitere Terroristen

Sri Lankas Regierung räumte ein, dass es Hinweise und Warnungen von ausländischen Geheimdiensten gegeben habe. Unklar sei nun, warum sie keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen habe. Die ersten Todesopfer wurden inzwischen beigesetzt. Trauer, Wut und Fassungslosigkeit bei den Hinterbliebenen halten an.

Von Bernd Musch-Borowska | 22.04.2019
Sicherheitspersonal untersucht das Innere der Kirche St. Sebastian in Negombo am 22. April 2019, einen Tag nachdem die Kirche in einer Serie von Bombenattentaten getroffen wurde.
Sicherheitspersonal untersucht das Innere der Kirche St. Sebastian in Negombo am 22. April 2019, einen Tag nachdem die Kirche in einer Serie von Bombenattentaten getroffen wurde. (AFP - Jewel Samad)
Einen Tag nach der Serie von Anschlägen auf Kirchen und Luxushotels, geht die Regierung von Sri Lanka davon aus, dass eine einheimische radikal-islamische Terrorgruppe dafür verantwortlich war. Allerdings sollen mögliche Verbindungen ins Ausland geprüft werden. Regierungssprecher Rajita Senaratne:
"National Taufik Jamal, NTJ, das ist eine lokale Organisation. Aber wir wissen noch nicht, ob sie Verbindungen zum internationalen Terrorismus hat."
Die Regierung in Colombo räumte heute ein, dass es Hinweise und Warnungen ausländischer Geheimdienste gegeben habe. Es müsse nun geklärt werden, warum die Sicherheitsbehörden des Landes keine entsprechenden Vorkehrungen getroffen hätten. Fast 300 Tote und mehr als 500 Verletzte hatte es bei den Explosionen am Ostersonntag gegeben. Regierungssprecher Senaratne, entschuldigte sich bei der Bevölkerung:
"Das tut uns sehr leid. Als Regierung des Landes entschuldigen wir uns bei den betroffenen Familien und bei allen anderen, dass so etwas passiert ist."
Nationaler Tag der Trauer
Zugleich kündigte er finanzielle Hilfe für die Familien der Opfer an sowie den Wiederaufbau der zerstörten Kirchen auf Staatskosten.
An einer der betroffenen Kirchen, dem St. Anthony´s Shrine, gab es heute eine weitere Explosion. Ein Sprengsatz in einem Lieferwagen explodierte, als Sicherheitskräfte gerade dabei waren, ihn zu entschärfen. Außerdem fanden die Sicherheitskräfte an einer Bushaltestelle am anderen Ende der Stadt fast 90 Zünder für weitere Sprengsätze. Möglicherweise ist die Anschlagsserie noch nicht ganz vorüber. Für heute Nacht hat die Regierung zunächst den Ausnahmezustand verhängt. Damit wurden dem Militär weitreichende Befugnisse erteilt, die nach dem Ende des Bürgerkriegs vor 10 Jahren aufgehoben worden waren. Die Sicherheitskräfte können jetzt leichter Verdächtige festnehmen. Ab Morgen gilt ein nationaler Tag der Trauer.
Die ersten Toten wurden inzwischen beigesetzt. Trauer, Wut und Fassungslosigkeit bei den Hinterbliebenen. Unter den Opfern vom Ostersonntag waren viele Kinder.
Warten auf weitere Informationen über Angehörige
Vor den Toren des staatlichen Krankenhauses in Colombo warteten heute Dutzende Familien auf Informationen über ihre Angehörigen.
Kiruba, ein junger Mann aus Colombo, vermisst seit den Anschlägen vom Sonntag seine Frau:
"Sie ging gegen 8.20 Uhr zur Kirche und ist bis jetzt nicht zurück gekommen. Wir haben sie dort überall gesucht, aber sie war nicht da. Dann sind wir hier zum Krankenhaus gekommen, aber hier ist sie auch nicht."
Wie das Auswärtige Amt in Berlin inzwischen mitteilte, hatte einer der Toten der Anschlagsserie in Colombo neben einem amerikanischen auch einen deutschen Pass. Weitere deutsche Staatsbürger seien aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht unter den Opfern.