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Ausrüstungsprobleme
Die Bundeswehr drückt der Schuh

Angesichts der gewachsenen Anforderungen an die Bundeswehr braucht diese nicht nur neue Waffen, sondern die Soldaten auch neue Schuhe. Die sind zwar bestellt, aber bei der Lieferung hakt es. Der komplette Austausch verzögert sich vermutlich um zwei Jahre.

Von Klaus Remme | 28.08.2019
Schatten von Soldaten des Jägerbataillons 292 sind beim Rückkehrappell in der Fürstenberg-Kaserne in Donaueschingen auf dem Boden zu sehen.
Die Soldaten sollen neue Stiefel bekommen, aber das dauert länger als erwartet (dpa / Patrick Seeger )
Früher war alles einfacher. Da tat es in der Bundeswehr der sogenannte Ganzjahresschuh. Angesichts von Auslandseinsätzen von Litauen bis Mali ist einzusehen, dass diese Zeiten vorüber sind. Offiziell spricht man bei der Bundeswehr jetzt vom neuen Kampfschuhsystem, bestehend aus zwei Paar schweren Kampfschuhen und einem Paar Kampfschuh leicht.
Noch vor wenigen Monaten vermeldete der Wehrbeauftragte in seinem Jahresbericht "gute Nachrichten". "Die neuen Stiefel scheinen endlich den modernen funktionellen Anforderungen an verschiedene Temperatur- und Nutzungsbereiche gerecht zu werden", so schrieb Hans-Peter Bartels. Der Wermutstropfen fiel aber schon im folgenden Satz: "Leider trübt das Ausgabeverfahren die Freude etwas."
Austausch bis 2022
Bis Ende 2020, so war mal geplant, sollte der Austausch beendet sein. Doch dieser Termin ist längst Makulatur. Bei dem Besuch einer Kaserne in Sonthofen wurde die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, diesbezüglich auf Probleme aufmerksam. Strack-Zimmermann zum Deutschlandfunk:
"Der eigentliche Plan 2020 der Vollausstattung ist schon wieder geschoben, ich glaube, sie sind jetzt bei 2022. Sagen Sie heute mal jemandem, der zur Bundeswehr kommt: Aber die Superschuhe, die kriegst du erst in drei Jahren - der zeigt Ihnen nicht nur einen Vogel, sondern der geht und dreht sich um - und das auch zu Recht."
Nur wenige Soldaten voll ausgestattet
Wann wird die Ausgabe des neuen Kampfschuhsystems abgeschlossen sein - so lautete nach dem Kasernenbesuch ihre Frage an das Ministerium. Antwort: Die vollständige Umsetzung werde bis zum 2. Quartal 2022 abgeschlossen sein. Ein Sprecher des Ministeriums verwies auf Produktionsengpässe angesichts der hohen Anzahl benötigter Stiefel. Es gehe in der Summe um eine Million Paar Stiefel, so der Sprecher. Marie Agnes Strack-Zimmerman wählt deutliche Worte: Es gehe nicht um Mode, sondern um Sicherheit, sagt sie, man stelle sich vor, die Feuerwehr würde Brände in Pantoffeln löschen.
"Wenn der Schuh Probleme macht, dann können Sie den Rest vergessen, und deswegen erwarte ich schon, dass jeder Soldat und jede Soldatin auch diese Schuhe dann bekommt."
Der Vergleich mit den Pantoffeln erscheint dann doch überzogen. Alle Soldaten haben zwei Paar qualitativ hochwertige Kampfstiefel, so der Ministeriumssprecher. Nach offiziellen Zahlen sind bereits über 160.000 Soldaten mit einem Paar neuer schwerer Kampfschuhe ausgestattet. Der Kampfschuh leicht aber wurde bisher an gut 31.000 Soldaten ausgegeben und über einen vollständigen neuen Kampfschuhsatz verfügen nach Ministeriumsangaben "erst einige" Soldatinnen und Soldaten.