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Ausschluss von Klublegende
Galatasaray schmeißt Sükür raus

Es ist ein hartes Jahr für den Istanbuler Fußballklub Galatasaray. Neben miserablen sportlichen Leistungen hat der ehemalige UEFA-Cup-Sieger auch finanzielle Probleme. Am Wochenende stand bei der Mitgliederversammlung auch noch ein politisches Thema auf der Agenda. Ex-Spieler wurden aus dem Verein ausgeschlossen, darunter auch Vereinslegende Hakan Sükür.

Von Fatih Aktürk | 27.03.2017
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    Hakan Sükür hat mit Galatasaray Istanbul bereits die türkische Meisterschaft gefeiert. (Imago Sportfoto)
    Neben zahlreichen Meistertiteln in der türkischen Liga gewann Hakan Sükür mit Galatasaray auch den UEFA-Cup. Der heute 46-Jährige schoss während seiner 13 Jahre bei Galatasaray 297 Tore. Damit ist er Rekordtorschütze des Klubs – genau wie in der Nationalmannschaft, für die er in 112 Spielen 51 Mal traf.
    Nun will Galatasaray nichts mehr mit ihm zu tun haben. Grund dafür ist seine angebliche Nähe zur Gülen-Bewegung, die von der türkischen Regierung für den Putschversuch vom 15. Juli vergangenen Jahres verantwortlich gemacht wird. "Der Kral", also König, wie er einst von den Türken gefeiert wurde, wird seit dem Putschversuch per Haftbefehl gesucht.

    Die Mitglieder des Klubs waren gegen den Rausschmiss
    Die Vereinsmitglieder sprachen sich bei ihrer Versammlung dennoch mit deutlicher Mehrheit gegen Sükürs Ausschluss aus. Nach der Ergebnisverkündung der Abstimmung sangen sie ein historisches Lobeslied über Atatürk, den Staatsgründer der Türkei. Ein öffentlicher Aufstand gegen die Einflussnahme der türkischen Regierung auf den türkischen Fußball.
    Szenen wie diese sind seit dem Putschversuch im vergangenen Jahr eigentlich undenkbar. Die empörte Reaktion der Regierung folgte prompt. Sportminister Akif Cagatay Kilic erklärte noch am selben Abend: "Der Vorstand von Galatasaray muss diese Entscheidung schnell rückgängig machen. Schließlich haben diejenigen, die unser Land, unsere Nation verraten haben, in den verwurzelten Institutionen und Klubs unseres Landes nichts zu suchen.”

    Hakan Sükür wollte sich äußern, durfte aber nicht
    Die Reaktion des Klub-Vorstands ließ nicht lange auf sich warten. Am Sonntag kam er erneut zusammen und verkündete wenig später: Hakan Sükür und seinem einstigen Sturmpartner Arif Erdem wird die Mitgliedschaft entzogen.
    Hakan Sükür selbst, der nach seiner Fußballerkarriere auch für Erdogans Partei AKP als Abgeordneter tätig war, erklärte über die Sozialen Medien noch am selben Tag, dass er nun von sich aus seinen Mitgliedsausweis von Galatasaray zurückgebe, um "seinen zutiefst geliebten” Verein nicht weiter zu belasten. Sükur versuchte seine Entscheidung in einem türkischen Sportsender persönlich zu erläutern. Dies wurde ihm jedoch von dem Fernseh-Moderator in der Live-Sendung verwehrt. Der für seine Nähe zum türkischen Staatspräsidenten Erdogan bekannte Fernsehjournalist erklärte: "Wir sind hier nicht in Deutschland oder in den Niederlanden. Hier können sich Verräter nicht zuschalten."