Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Ausstellung in Köln
Rembrandt oder Schüler?

Mit einer eigenen Retrospektive würdigt das Wallraf-Richartz-Museum Rembrandt zu seinem 350. Todestag. Thema der prächtigen Bilderschau ist auch, ob wirklich alle Bilder mit der Signatur des niederländischen Meisters tatsächlich von ihm stammen.

Von Stefan Koldehoff | 30.10.2019
Eine Besucherin in der Ausstellung "Inside Rembrandt" im Walraf-Richartz-Museum, Köln, Oktober 2019
Selbstbewusste Malergattin: Zwei Porträts von Rembrandts Frau Saskia van Uylenburgh (Deutschlandradio / Stefan Koldehoff)
13 Rembrandt-Gemälde, vier aus seiner Werkstatt und fünf Handzeichnungen, zusammen zu bekommen - das ist für sich schon eine Leistung. Die meisten seiner Werke gehören Museen, die auch auf Zeit nur ungern darauf verzichten. Und wenn einmal eine Arbeit versteigert wird, ist ein Millionenpreis sicher. Entsprechend aufwändig sind die Transporte, entsprechend hoch die Versicherungskosten. Dass das Kölner Wallraf-Richartz-Museum den Aufwand nicht gescheut hat, hat sich aber gelohnt, sagte Deutschlandfunk-Kunstkritiker Stefan Koldehoff in "Kultur heute": "Zustandegekommen ist eine kleine Retrospektive, auch wenn die ganz wichtigen Werke nicht nach Köln reisen konnten."
Kuratorin Anja Sevcik hat sich für eine chronologische Darstellung entschieden: Sie zeigt die frühen Versuche des jungen, noch unsicheren Rembrandt in seiner Heimatstadt Leiden. Sie beschreibt dessen Umzug in die Metropole Amsterdam, für die zunächst einmal eine Niederlassungsgenehmigung und die Mitgliedschaft in einer Gilde nachgewiesen werden musste. Hier entwickelt er seine Liebe zum Detail, zu raffinierter Lichtführung, hier probiert er an Studienköpfen, den so genannten "Tronjen", die Darstellung von Ausdruck und Emotion.
Assistenten und Schüler
Sevcik zeichnet den rasanten Aufstieg Rembrandts in den 1630er-Jahren zum Star der westeuropäischen Kunstwelt nach, der sich bald eine Werkstatt mit vielen Assistenten und Schülern leisten konnte, um allen Bildaufträgen nachzukommen. Diese Arbeitsweise bereitet der Forschung allerdings bis heute Probleme: Nicht jedes Bild, auf dem "Rembrandt" steht, stammt tatsächlich auch von ihm. Ein lange als Selbstbildnis geltendes und deshalb für viel Geld angekauftes Gemälde aus der Stuttgarter Staatsgalerie zum Beispiel, das nun in Köln zu sehen ist, hat den Status der Eigenhändigkeit inzwischen verloren.
Belegt wird Rembrandts Schaffen in der Kölner Ausstellung, so Koldehoff, mit vielen Werken aus der eigenen Sammlung – aber auch mit wichtigen Leihgaben aus der ganzen Welt. Die Nationalgalerie Prag zum Beispiel ließ Rembrandts Großformat "Der Gelehrte im Studierzimmer" zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder reisen. Häuser wie das Getty Museum in Los Angeles, die National Gallery in Washington oder das Nationalmuseum Stockholm trennten sich, ebenso wie einige Privatsammlerinnen und –sammler, auf Zeit von ihren Gemälden und Zeichnungen.
Ausschnitt aus dem Gemälde "Die Nachtwache" (1642) von Rembrandt. Öl auf Leinwand. 363 x 437 cm.
350. Todestag von Rembrandt - Ein Superstar der Kunstgeschichte Rembrandt genoss bereits zu Lebzeiten große Wertschätzung. Mit seinem ambitionierten Werk setzte er eine Wende im Kunstgeschmack durch: Nicht mehr das ideale Bild des Menschen war maßgeblich, sondern das ungeschönte, wirkliche.
Mit dem anrührenden Spätwerk endet die Ausstellung. Sich selbst stellt Rembrandt 1663 – sechs Jahre vor seinem Tod – als den greisen griechischen Maler Zeuxis dar, bei dem nicht klar ist, ob er gerade lacht oder weint. Den Apostel Bartholomäus malt er ebenfalls als alten Mann, der das Messer als Ankündigung des nahen Todes schon in der Hand hält. Stilistisch weist das Bild weit voraus und zeigt, wie revolutionär und modern Rembrandt schon 1661 malte: Hinge das Bild nicht in dieser Ausstellung, könnte man meinen, der deutsche Impressionist Max Liebermann hätte es 250 Jahre später gemalt.