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Ausstellung in London
Bunte Helme gegen Krieg und Hass

Stahlhelme der Wehrmacht mit Regenbögen und bunten Graffitis verziert: Der iranische Künstler Manou Marzban hat in London eine Ausstellung eröffnet. Mit seinen von der Street- und Pop-Art inspirierten Objekten will er ein Zeichen für kulturelle Vielfalt setzen - und gegen weißes Vormachtsdenken.

Von Friedbert Meurer | 18.11.2017
    Exponate aus der Ausstellung "Diversity not Fascism" des iranisch-US-amerikanischen Künstlers Manou Marzban
    Alle bemalten Helme der Ausstellung stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. (Gallery Different, London)
    18 Wehrmachtshelme stehen hinter- und nebeneinander gruppiert inmitten der "Gallery Different". Jeder einzelne der Helme ist auf einer kleinen schwarzen Eisenstange aufgesetzt und schwebt so in etwa einem Meter Höhe. Genau genommen sind nicht alle Helme von der Wehrmacht, aber aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Original-Objekte, wie es sie beim Militaria-Händler zu kaufen gibt.
    "Die Helme sind original aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs", beteuert Manou Marzban. Der iranisch-stämmige Künstler hat sie im Internet ersteigert. "Der hier ist von der Polizei, der von der Feuerwehr, von der Luftwaffe, vom Heer. Und das ist etwas ganz Besonderes: ein Gladiator-Wehrmachtshelm von 1943."
    Bunte Bemalung soll nicht verharmlosen
    Marzban malte die Helme zunächst schwarz an, um sie dann grellbunt zu gestalten. Er hat sich von Street- und Pop-Art inspirieren lassen. So mit Graffiti-Kunst verziert sehen die Stahlhelme bunt und fast lustig aus. Aber die bunte Farbe kann und soll nicht komplett verdecken, was sich darunter befindet.
    "Dieser Helm hier ist blau, darauf weiß und rot. Das Rot sieht tatsächlich nach Blut aus, das herunterströmt. Es sind die französischen Nationalfarben. Die Franzosen waren ziemlich aktiv darin, den Deutschen dabei zu helfen, eine Menge Leute in die Gaskammer zu schicken. Hinten über dem Nacken steht 'Plus jamais ça'. 'Nie wieder!'"
    Statement für kulturelle Vielfalt
    Marzban geht es um Krieg und Hass überall auf der Welt. 1979 musste der damals 17-jährige Sohn eines iranischen Diplomaten über Nacht vor den Ayatollahs fliehen. Zuvor war er als Schüler auf einem englischen Internat und wurde täglich rassistisch beleidigt. Auch später noch in den Londoner Pubs.
    Ein Helm der Ausstellung "Diversity not Fascism" des Künstlers Manous Marzban.
    Helm aus der Ausstellung "Diversity not Fascism" (Gallery Different, London)
    "Im England der 60er, 70er und auch noch 80er Jahre hat man kein Verständnis für andere Kulturen aufgebracht. Ich habe viele Jahre lang Alltagsrassismus erlebt. Deswegen lege ich hiermit ein so klares Statement ab für kulturelle Vielfalt."
    Manou Marzban, 55 Jahre alt, setzt in seiner Heimat Iran auf die jüngere Generation. Er selbst hat dank seiner privilegierten Herkunft die Familie des letzten Schahs noch gekannt. Farah Diba, die Witwe, habe in Paris zwei Kunstwerke von ihm gekauft. Verantwortlich für die islamische Revolution in Teheran wie auch heute für den islamistischen Extremismus, so Marzban, sei die soziale Ungleichheit. Gerechtigkeit, kulturelle Vielfalt – das ist auch seine Botschaft mit einem weiteren deutschen Stahlhelm aus dem Zweiten Weltkrieg.
    "Dieser gehörte zum Luftschutz. Ich habe die Farben des Regenbogens auf den Helm aufgetragen. Der Regenbogen steht für Vielfalt."
    Helme werden vorerst nicht verkauft
    Verkaufen will Manou Marzban seine Weltkriegshelme erst einmal nicht. Er lobt sogar die deutsche Qualität, die Helme der Wehrmacht seien stabiler und besser gewesen als z.B. die der englischen Stahlhelme. Die 18 deutschen Helme will er vorerst behalten und andernorts ausstellen – als Appell für ein "Nie wieder", gegen weißes Vormachtsdenken und für die Akzeptanz jeweils anderer Kulturen.