Dienstag, 16. April 2024

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Ausstellung "Power to the People“
Demokratie im Museum

Politiker-Handgrüße, CNN-Kommentare, alte Wahlkabinen – sie alle sind in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt zu sehen. Eine neue Ausstellung geht dort der Frage nach, wie es um unsere Demokratie bestellt ist. Einen grundsätzlichen Zweifel an den Zuständen entwickelt die Schau nicht.

Von Anja Reinhardt | 21.03.2018
    Fast 5000 kleine Leinwände mit dem Wort "Like" darauf liegen auf einem Haufen in einer Ecke.
    Gefällt ihm: Mark Flood zeigt in der Frankfurter Schirn "5000 Likes". (Copyright: Mark Flood, Courtesy Peres Projects, Berlin, Foto: Matthias Kolb)
    In der Schirn Kunsthalle in Frankfurt ist die Wahlkabine ein Fall für das Museum: Kuriose Relikte, für die in postdemokratischen Verhältnissen niemand mehr Verwendung hat. Ein bisschen traurig empfangen sie den Besucher der Ausstellung "Power to the People", die sich mit dem Zustand unserer politischen Verhältnisse beschäftigt. Das Irritierende dabei ist, dass diese Wahlkabinen, egal ob aus China, Österreich oder Marokko nahezu gleich aussehen: Mal gibt es Vorhänge, mal nicht, die Kabinenwände sind immer vollgekritzelt - private Kommentare zu einem für die Öffentlichkeit bestimmten Akt.
    Plakative Botschaften und subtile Vergleiche
    Kuratorin Martina Weinhart hat Künstler aus Deutschland, Israel, Italien, England, der Türkei und den USA in der Schirn versammelt. Neben Plakatkunst sind Installationen, Gemälde, Zeichnungen, Collagen und Videoarbeiten zu sehen. Die hier versammelten Werke schwanken zwischen plakativen Leucht-Botschaften wie "Let’s judge ourselves as people" von Sam Durant und subtilen Vergleichen wie der Aneinanderreihung von Politiker-Handgrüßen von Edgar Leciejewski, die im massenhaften Nebeneinander zur inhaltslosen Geste werden.
    Der grundlegende Zweifel bleibt aus
    "Power to the People" ist nach der beunruhigenden Eröffnung durch das "Wahlkabinenmuseum" keine einfach zu erschließende Schau. Die Bleistiftzeichnungen von Katie Holden, die Frauen wie Chelsea Manning oder Angela Davis alle mit dem Untertitel "She persisted" - sie war beharrlich - versieht, wirken weniger künstlerisch als dokumentarisch-journalistisch, die Videoarbeit "Ballerinas and Police", in dem "Schwanensee"-Tänzerinnen von der Polizei gestört werden, eher naiv als kritisch. Dagegen ist die Arbeit von Omer Fast, der CNN Reporter auf einzelne Worte reduziert und diese dann in einem neuen Kontext zusammenschneidet, auf irritierende Weise überzeugend. Der grundlegende Zweifel aber am Zustand unserer demokratischen Verhältnisse bleibt aus.

    In der Sendung stellt Anja Reinhardt die Ausstellung "Power to the People" im Gespräch mit Maja Ellmenreich vor.