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Auswirkungen der angekündigten US-Strafzölle
Fakten zum weltweiten Stahlmarkt

US-Präsident Donald Trump hatte gestern Strafzölle auf den Import von Stahl und Aluminium angekündigt. Grund sei der angeblich unfaire Wettbewerb aus China. Doch China liegt lediglich auf Platz zehn der größten Stahlimporteure in die USA. Der Faktencheck nimmt auch die Auswirkungen für Deutschland in den Blick.

Von Mischa Ehrhardt | 02.03.2018
    Ein Mitarbeiter transportiert am 07.03.2017 mit einem Kran in Salzgitter auf dem Gelände der Salzgitter AG Coils (aufgewickelte Metallbänder). Foto: Julian Stratenschulte/dpa | Verwendung weltweit
    Unternehmen wie Thyssenkrupp, Salzgitter oder Dillinger Hütte dürften also allein durch die Strafzölle an der amerikanischen Grenze voraussichtlich nicht ins Schlingern geraten. (dpa / Julian Stratenschulte)
    Sind die angekündigten Strafzölle ein Schutz gegen chinesische Stahlproduzenten?
    Donald Trump begründet seine Handelszölle zwar vor allem mit dem angeblich unfairen Wettbewerb aus China. Und das mag in der Sache auch stimmen. Doch Chinas Stahlexporte in die USA sind – gemessen an den gesamten US-Stahlimporten - marginal: Sie betragen weniger als drei Prozent. Und sie sind damit geringer als der Anteil deutscher Stahlexporte in die USA.
    Wie stark ist der deutsche und europäische Stahlhandel mit den USA?
    Die USA sind das wichtigste Exportland für deutschen Stahl nach den Ländern der Europäischen Union. Im vergangenen Jahr gingen 20 Prozent der Exporte nach Amerika. Betrachtet man die EU als Ganze liegt der Anteil, der in die USA geht, an den gesamten Stahlausfuhren bei 16 Prozent. Deutschland liefert eine Million Tonnen Stahl in die USA, EU-weit sind es 3,6 Millionen Tonnen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl befürchtet durch etwaige Strafzölle, dass die deutschen und europäischen Exporte direkt leiden werden. Die Zölle könnten sogar im schlimmsten Fall dazu führen, dass die deutschen Hersteller fast vollständig vom US-Markt verdrängt würden.
    Wer sind die größten Stahlexporteure in die USA?
    Die USA sind der größte Stahleinkäufer weltweit. Im vergangenen Jahr hat Amerika fast 36 Millionen Tonnen Stahl importiert. Dabei ist der wichtigste Handelspartner das benachbarte Kanada. Zusammen mit Brasilien exportieren beide Länder 30 Prozent allen Stahls, der in Amerika gebraucht wird. Es folgen Südkorea und Mexiko. Diese ersten vier Stahlexporteure auf der Liste sorgen für die Hälfte der US-Stahlimporte. Deutschland liegt abgeschlagen auf Platz acht, China sogar auf Platz 10 der größten Stahlimporteure in die USA.
    Wie könnten Zölle Unternehmen aus der deutschen Stahlbranche treffen?
    Die großen Unternehmen halten sich mit Angaben bedeckt. Sie wollen erst abwarten, wie die Bestimmungen der US-Strafzölle im Detail aussehen werden. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass der Anteil am Gesamtgeschäft sich in Grenzen hält. Thyssenkrupp hat sich ähnlich geäußert: Man habe nur ein geringes Engagement in den USA.
    Unternehmen wie Thyssenkrupp, Salzgitter oder Dillinger Hütte dürften also allein durch die Strafzölle an der amerikanischen Grenze voraussichtlich nicht ins Schlingern geraten. So zeigt sich auch der mit Abstand weltgrößte Stahlkonzern ArcelorMittal gelassen: Das Unternehmen aus Luxemburg habe in den USA mehr als zwei Dutzend Standorte, von denen man das Geschäft in den USA betreibe. Deswegen würden Zölle den Konzern in den USA kaum ausbremsen.
    Allerdings befürchtet die europäische Industrie eine Umleitung von Handelsströmen. Stahl, der nicht mehr in die USA gelangt, könnte den europäischen Markt fluten und die Preise weiter drücken.