Donnerstag, 25. April 2024

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Autobiografie einer Rapperin
Nura über harte Jahre und ihren Aufstieg

Nura Habib Omer kam mit drei Jahren nach Deutschland, lebte im Flüchtlingsheim und im betreuten Wohnen. Dann kam der Karrieredurchbruch mit dem Rapduo SXTN. Davon erzählt sie nun in ihrer Autobiografie. "Ich war nicht immer eine starke Persönlichkeit", sagte sie im Dlf über ihren Lebensweg.

Nura Habib Omer im Gespräch mit Sigrid Fischer | 05.08.2020
Auf dem Bild ist die Rapperin Nura Habib Omer zu sehen. Sie trägt eine blaue Perücke.
Lebensweg mit Härten, aber vorläufigem Happy End: Nura (Imago)
Nura Habib Omer ist Anfang 30 und hat schon jetzt ein sehr bewegtes Leben hinter sich. Von der Flucht aus Kuwait mit ihrer eritreischen Mutter vor dem Zweiten Golfkrieg, heftigen Streitereien mit ihrer Familie, weil sie sich nicht den islamischen Gesetzmäßigkeiten unterordnen wollte, bis zu ihrem Umzug von Wuppertal nach Berlin. Dort hatte sie erst viele verschiedene Jobs, hat auch eine Ausbildung zur Sozialassistentin angefangen, und ist langsam aber sicher in der deutschen Rapszene aufgestiegen.
Harte Jahre
Mit ihrer ersten Band "Die toten Crackhuren im Kofferraum" hat sie anfangs manchmal vor nur zehn Leuten gespielt: "Aber ich habe alles gegeben, als wäre die Halle ausverkauft." In ihrem Buch "Weißt du, was ich meine" erzählt sie ihre Lebensgeschichte, von ihrem phasenweise schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter und dem nicht immer leichten Weg in der deutschen Rapszene.
Sie hat sich schließlich durchgesetzt, aber sie sagt: "für mich wäre es schon gut gewesen, wenn es ein Jugendzentrum gegeben hätte, wo man mit jemandem über Beats hätte reden können. Wie sollen Jugendliche Musik produzieren, die noch nicht einmal einen Laptop haben?"
Gegen Regeln aufgelehnt
Wenn man erfolgreich sein will, so Nura, "muss man schon etwas können" und auch hartnäckig sein. Auch ihr Lebensweg habe sicher zum Erfolg beigetragen. Schon früh habe sie sich gegen ihre Mutter, gegen gewisse Regeln aufgelehnt. Lange war das Verhältnis zerrüttet, jetzt hat es sich wieder entspannt.
"Meine Mutter weiß alles, das ist eigentlich mein Hauptgewinn, dass ich keine Geheimnisse vor meiner Mutter habe. Ich zeige ihr alles, ich will nicht, dass sie Sachen aus dem Internet erfährt."
Früher musste sie sich zwischen Auftritten noch öfter bei der Ausländerbehörde melden als heute. "Ich kam mir vor wie Hannah Montana. Am Wochenende gefeierter Rapstar, Montags nachfragen, ob ich noch ein bisschen bleiben darf." Bis heute hat sie keinen deutschen Pass.
Nura Habib Omer: "Weißt du, was ich meine?"
Ullstein, 209 Seiten, 15, 99 Euro