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Autoindustrie in Großbritannien
No-Deal-Brexit für Hawes keine Option

Die Brexit-Ungewissheit macht vor allem der britischen Autoindustrie zu schaffen. Die Produktion schrumpft von Monat zu Monat. Das Schlimmste wäre für den britischen Autoverbands-Chef Mike Hawes ein "No-Deal-Szenario", denn Zölle könnten nicht einfach an die Verbraucher weitergereicht werden.

Von Friedbert Meurer | 05.04.2019
Produktion von Mini-Fahrzeugen im Werk Oxford in Großbritannien.
Im Mini-Werk in Oxford wurde die Belegschaft in vorgezogene Werksferien geschickt wegen des Brexit. (BMW AG/dpa)
Mike Hawes wirkt fast schon etwas fatalistisch. Der Verband der britischen Automobilhersteller hat zu einer Konferenz in London geladen zur Zukunft des autonomen Fahrens. Die Tagung war angesetzt worden in der Annahme, dass Großbritannien am 29. März die EU verlassen hat. Sie sollte ein Aufbruchssignal senden. Jetzt aber, wo der Brexit wieder und wieder aufgeschoben wird, lautet die Devise für den Verbandsvorsitzenden: Abwarten und sich in Geduld üben: "Wir warten jetzt, solange es nötig ist, damit wir den bestmöglichen Vertrag bekommen. Eigentlich möchten wir Sicherheit haben. Aber wir opfern lieber die kurzfristige Gewissheit rund um ein No-Deal-Szenario und haben dafür langfristig die Aussicht, einen besseren Vertrag zu bekommen. Der Brexit ist eindeutig die größte Gefahr für uns."
80 Prozent der britischen Autos gehen in den Export
Premierministerin Theresa May und Oppositionsführer Jeremy Corbyn verhandeln jetzt zwar über einen Kompromiss, aber der Autoverband rechnet nicht mit einem kurzfristigen Durchbruch. Es gibt aber Hoffnung auf einen Brexit, der der Autoindustrie und den Händlern die Vorteile einer Zollunion beschert und bei dem Großbritannien eng an den EU-Binnenmarkt angekoppelt wäre. "80 Prozent der hier gebauten Autos gehen in den Export, mehrheitlich in die EU. Die Hersteller würden weniger wettbewerbsfähig sein, wenn zehn Prozent Zoll erhoben werden. Die gelten dann auch umgekehrt für Autoimporte aus der EU. Das kann man nicht einfach an die Verbraucher weitergeben. Wir müssen in der Produktion "just in time" und nahtlos arbeiten können. Wir sind Teil der europäischen Autoindustrie und deswegen brauchen wir einen guten Vertrag."
BMW-Fabrik in Oxford vorsorglich heruntergefahren
Wann wird es endlich soweit sein mit dem Brexit? BMW mit der Produktion des Mini in Oxford und andere Hersteller haben die Werksferien auf Anfang April vorgezogen. Damit wollte man der Ungewissheit entgehen, falls Großbritannien doch aus der EU ausscheidet ohne einen Vertrag. Solche Ausweichmanöver sind jetzt fast sinnlos geworden, meint Verbandschef Mike Hawes: "Das ist unglaublich frustrierend. Ihnen ist es nicht leicht gefallen, die Fabriken jetzt herunterzufahren. Daran hängen Lieferketten und die Mitarbeiter und deren Familien. Ihnen wurde gesagt, ihr müsst jetzt Eure Sommerferien im April nehmen. Lieber mittelfristig einen Plan, als dass jetzt alle sechs Wochen die Entscheidung verschoben wird."
Eine Botschaft hat Autoverbandschef Mike Hawes noch an die britische Politik: "No Deal" muss unter allen Umständen ausgeschlossen werden. Dass Honda sein Werk in Swindon schließt, liege zwar nicht am Brexit, geholfen habe der aber auch nicht. Sollte Großbritannien zum Beispiel in einer Woche schon ohne Vertrag aus der EU ausscheiden – wofür die halbe konservative Unterhausfraktion ist -, dann würde das Hunderttausende von Jobs aufs Spiel setzen.