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Automobilbranche
Deutsche Firmen besorgt wegen Trump

Mexikos Automobilsektor wächst - inzwischen sind fast alle Großen der Branche mit eigenen Produktionsstätten und Zulieferern dort vertreten. Sehr zum Missfallen von Donald Trump: Noch vor seiner Amtseinführung drohte er Autobauern mit Strafzöllen, wenn sie Produkte für die USA nicht auch dort fertigen lassen. Deutsche Automobil-Manager sind beunruhigt.

Von Alexander Budde | 18.01.2017
    Fabrikneue Volkswagen auf dem Gelände des VW-Werkes in Puebla in Mexiko.
    Fabrikneue Volkswagen auf dem Gelände des VW-Werkes in Puebla in Mexiko. Inzwischen sind fast alle Großen der Automobilbranche in Mexiko vertreten. (picture alliance/ dpa/ Heiko Lossie)
    "So, dann zeigen Sie mir mal, was unser Problemkind macht."
    "Ja, ist kein Problemkind mehr, wie Sie sehen, das ist jetzt hier ganz gut gelaufen"
    Auch über kleine Dinge spricht Sven Vogt mit großer Leidenschaft. Da wären zum Beispiel diese Umlenkhebel, handgroße Kunststoffteile, die seine Mitarbeiter am Firmensitz in Osterode entwickeln und konstruieren:
    "Das ist ein Teil, das jeder in seinem Auto drin hat, der eine Schaltung hat, um sozusagen dann den richtigen Gang zu treffen, um vorwärts zu kommen und gleichzeitig die Vibration des Motors vom Fahrgastraum zu entkoppeln – und das stellen wir her, das ist ein komplett entwickeltes Teil von uns."
    Mexiko interessant für Investoren
    Viele Komponenten fertigen Autobauer gar nicht selbst, sondern bestellen sie bei spezialisierten Zulieferbetrieben wie der KKT-Gruppe aus dem Harz. Und die investieren überall dort, wo die Nachfrage ist. In Mexiko zum Beispiel, wo inzwischen fast alle bedeutsamen Hersteller mit eigenen Produktionsstätten vertreten sind.
    Ein Riesenvorteil für den in Mexiko stark wachsenden Automobilsektor sind die Freihandelsabkommen, die das Land geschlossen hat – 40 sind es an der Zahl, besonders bedeutsam ist NAFTA von 1994, das Abkommen mit Kanada und den USA. Sven Vogt:
    "Ich denke, historisch gesehen, kam es sehr stark natürlich über vernünftige Lohnstrukturen, und in den letzten Jahren hat es sich weiterentwickelt, dass wir eben auf eine Vielzahl von Partnern zurückgreifen können, wo wir nicht alles selber abdecken, aber dem Kunden unsere gleiche Leistung wie in Europa darstellen können, und das ist schon eine Einmaligkeit, die wir in Mexiko haben, die aufgrund der Größe aber auch der Regionalität entstanden ist, die bilden eine so große Masse auf einem so großen Kontinent, dass es sich einfach lohnt für uns, den Schritt zu wagen."
    Trump droht mit Einfuhrzöllen für Produkte aus Mexiko
    Doch was sind Fakten gegen die Tweets von Donald Trump? Sollte Trump seine umstrittene Handelspolitik realisieren, würde das ein Prinzip ad absurdum führen, das die Autobranche bislang geleitet hat: Längst gibt es ein fein austariertes System des weltweiten Austauschs von Gütern und Dienstleistungen.
    Setzen große Autobauer auf ein Land wie Mexiko, folgen Investitionen von Zulieferbetrieben wie KKT, die wegen der modernen just in time-Montage auf eine unmittelbare Nähe zu den großen PKW-Herstellern angewiesen sind.
    Konkret hat Trump angedroht, alle Fahrzeuge und Fahrzeugkomponenten aus mexikanischer Fertigung mit einem Einfuhrzoll von 35 Prozent belegen zu wollen. Von den geplanten Investitionen in Mexiko will Vogt vorerst nicht abrücken, doch der Manager muss neu kalkulieren:
    "Für uns war das auch schon ´ne ganz klare Strategie, unser kleines Joint Venture weiter auszubauen, um eben die Produkte, die wir hier in Europa schon für unsere Kunden als Systemprodukte darstellen, schrittweise in Mexiko anzubieten und wir wollten jetzt auch weiter in Anlagen und Technologien investieren – und da stellt sich natürlich jetzt die Frage: Ist das noch der sinnhafte Sprung oder müssen wir uns wieder in Richtung USA ausrichten, weil eben genau diese Sanktionen eintreten – dann lohnt sich das gar nicht mehr, das muss man ganz klar so sehen."
    Deutsche Manager sehr besorgt
    Wie groß die Sorgen unter den Automanagern tatsächlich sind, macht das Gespräch mit Volker Schmidt, dem Hauptgeschäftsführer von Niedersachsen-Metall, deutlich. Trumps Provokationen seien brandgefährlich für alles, was auf Planungssicherheit und Stabilität gründe, sagt Schmidt.
    "Und die Amerikaner müssen sich darüber im Klaren sein: Sollte diese Politik wirklich erklärte Politik der amerikanischen Administration werden, käme es gleich einem Anschlag auf das Welthandelsabkommen, und dann würde es natürlich zu Reaktionen und Gegenreaktionen führen, das heißt: am Ende zahlt die Zeche der Verbraucher - über schlechtere Qualität aber auch über höhere Preise – und das kann am Ende auch nicht im amerikanischen Interesse liegen"
    Wenig Zeit noch bis zur Vereidigung Trumps, der hemmungslos einem neuen Protektionismus das Wort redet. In Osterode geht Sven Vogt davon aus, dass die neue Administration um den schillernden Republikaner eine steile Lernkurve vor sich hat. Von der deutschen Politik erhofft er sich:
    "…da möglichst nah dran zu sein, um die entscheidenden Leute, die hinter Trump stehen, so weit zu beeinflussen, dass eben für die Weltwirtschaft die vernünftigen Entscheidungen getroffen werden!"