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Automobilhersteller Audi
Vorstand kündigt "konsequenten Umbau" an

Der Autobauer Audi leidet noch immer an den Spätfolgen des Diesel-Skandals. Nun kommt auch noch die Umstellung auf den neuen, weltweiten Abgastest-Standard WLTP dazu. Unternehmenschef Bram Schot will nun Synergien mit Volkswagen besser nutzen - und Audi so für die Zukunft rüsten.

Von Michael Watzke | 14.03.2019
Bram Schot, bisheriger Audi-Vertriebsvorstand
Der niederländische Manager Bram Schot ist seit Anfang des Jahres Vorstandsvorsitzender bei Audi. Sein Vorgänger Rupert Stadler sitzt in U-Haft. (dpa-Bildfunk / Armin Weigel)
Audi, die Marke mit den vier Ringen, kämpft derzeit mit vier Buchstaben: WLTP.
"WLTP hat nicht nur zu Lücken in unserem Angebot geführt, sondern auch zu Schichtausfällen. Denn anders als unsere Wettbewerber waren wir weniger gut vorbereitet, muss ich sagen."
Das sagt Audi-Chef Bram Schot. WLTP steht für ein weltweit einheitliches Autoabgas-Prüfverfahren. Es gilt seit Ende 2017 und verhindert Audis Diesel-Betrügereien. WLTP hat die Ingolstädter eine Milliarde Euro und einen Vorstandsvorsitzenden gekostet. Der frühere Audi-Chef Rupert Stadler sitzt in U-Haft und wartet auf seinen Prozess, weil er frühzeitig vom Diesel-Betrug gewusst haben soll. Was Stadler bestreitet. Sein Nachfolger Bram Schot lobte den Vorgänger heute:
Strengere Compliance-Regeln sollen neue Skandale verhindern
"In seinen mehr als elf Jahren an der Spitze dieses Unternehmens hat er Audi zu einem Global Player gemacht. Und das werden wir ihm nicht vergessen."
Gleichzeitig kündigt Schot aber auch einen "konsequenten Umbau" von Audi an. Der Bereich Compliance, also die Überwachung der Regeltreue eines Unternehmens, habe heute eine zentrale Bedeutung.
"So haben wir beispielsweise die Zulassung von der Entwicklung getrennt. Haben das Mehr-Augen-Prinzip gestärkt und die Dokumentationspflichten verschärft. So etwas wie die Diesel-Krise hätte niemals passieren müssen – und so etwas wird es hier auch nie mehr geben. Ich sage ganz klar: nie mehr!"
Das sind starke Worte – was sie wert sind, ist noch nicht abzusehen. Audi ist noch immer in der Aufarbeitungsphase. Darunter leiden Audi-Kunden, die derzeit viele Audi-Modelle nicht bestellen können – etwa aus der A4-Baureihe. Darunter leidet aber auch die Audi-Belegschaft. Man wolle die Mitarbeiter wieder stolz auf Audi machen, sagt Schot. Entlassungen soll es zumindest vorerst nicht geben, beteuert Personal-Vorstand Wendelin Göbel und verspricht…
"… dass wir ganz klar zu unserer Beschäftigungsgarantie bis 2025 stehen. Gleichzeitig ist es wichtig, zu verstehen, dass wir ein gemeinsames Ziel haben, Audi zukunftssicher zu machen und entsprechend auch schlanker und effizienter zu werden."
Auch Audi will künftig auf E-Mobilität setzen
Das will Audi vor allem über mehr Synergien innerhalb des Volkswagen-Konzerns erreichen. So wird das Zukunftsfeld "Autonomes Fahren" in Zukunft bei VW-Nutzfahrzeuge in Hannover gebündelt.
"Wenn wir sehen, welche Investitionen wir in Zukunft stemmen müssen, können wir es uns überhaupt nicht leisten, im Konzern oder bei Audi irgendwo einen Euro zweimal auszugeben. Ich glaube, Synergien müssen wir viel konsequenter nutzen, als wir das bisher getan haben."
Im Geschäftsjahr 2018 sind Audis Gewinne deutlich zurückgegangen – um rund ein Viertel auf 4,7 Milliarden Euro. Die Umsatzrendite fiel auf unter acht Prozent und die Fahrzeugauslieferungen sanken um 3,5 Prozent. Auch 2019 werde ein hartes Jahr werden, kündigte Audi-Chef Schot an. In Zukunft will der Autobauer aus Ingolstadt konsequent auf Elektromobilität setzen. Etwa mit dem Strom-SUV "e-tron", den Audi gerade erst vorgestellt hat.
"Die Basis für diese Produkt-Offensive – das will ich mal klarmachen – hat mein Vorgänger Rupert Stadler gelegt."
Stadler lässt Audi nicht los – das könnte für die Ingolstädter noch zum großen Image-Problem werden. Der Prozess gegen "Mr. Audi" wird wohl noch in diesem Jahr beginnen.