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Automobiltechnologie
Trendwende auf der CES

Die Elektronik-Messe CES laufe ihrem europäischen Konkurrenten, der IFA in Berlin, gerade davon, sagen Insider. Dabei spielt Unterhaltungselektronik wie Fernseher, Handys oder Spielekonsolen nur noch eine Nebenrolle. Im Fokus steht das Auto als Kommunikationszentrale.

Von Marcus Schuler | 11.01.2018
    Technik-Messe CES am 09.01.2018 in Las Vegas (USA). Ein Einschub-Hybrid-AMG-Sportwagen von Mercedes wird den Messebesuchern präsentiert.
    Einschub-Hybrid-AMG-Sportwagen von Mercedes auf der CES 2018 in Las Vegas (dpa / AP / Jae C. Hong)
    Für die Fraunhofer Gesellschaft ist die CES ein Muss, sagt deren Kommunikationschef Matthias Rose. Nur dort treffe man alle wichtigen Unternehmen der Branche.
    Wir haben ein besonderes Finanzierungsmodell. Ein Großteil unseres Budgets müssen wir durch Industrieaufträge selbst erwirtschaften. Nur ein geringer Teil ist staatlich finanziert.
    Im Gegensatz zu den großen Elektronik-Konzernen wie Samsung, Sony oder LG wirkt der Stand der Fraunhofer Gesellschaft deutlich bescheidener. Großer Pomp ist auch nicht nötig. Denn die Technologie der Forscher aus Deutschland steckt in nahezu jedem Mobiltelefon, in Fernsehern, Radios oder Streaming-Geräten.
    Seit vielen Jahren entwickelt die Fraunhofer-Gesellschaft sogenannte Codecs. Diese komprimieren Ton-Signale und sorgen dafür, dass man selbst bei schlechtem Empfang auf unserem Smart Phone in guter Qualität Radio hören können.
    "Die neueste Codec-Generation, die wir entwickelt haben, nennt sich Mpeg-h 3d-Audio. Das ist ein Audio Codec, mit dem es möglich ist, 3D Sound oder auch interaktiven Sound zu Fernseh- oder Streaming-Systemen zu übertragen."
    Den Ofen vom Auto aus vorheizen
    Der Stuttgarter Bosch Konzern zeigt auf der CES seine Vision einer vernetzten Welt. Neben der Waschmaschine, dem Backofen oder der Heizungsanlage will Bosch vor allem unsere Autos in dieses schlaue Netz mit einbinden, sagt Briela Jahn:
    "Wir können vom Auto aus auf unsere Haushaltsgeräte und den Ofen schon mal vorheizen. Auf der anderen Seite können wir bei Stau auf der Strecke entscheiden, dass wir vom Auto aus ein shared E-Bike buchen."
    Eines der größten Zelte auf dem Außengelände der CES - gleich neben dem von Google - unterhält Here Technologies mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen ist aus einem Teil von Nokia hervorgegangen, jetzt gehört es einem Konsortium an dem unter anderem Mercedes, BMW und Audi beteiligt sind.
    "Das Blech kann jeder in Gänsefüßchen. Plus Minus Qualität. Aber der spannende Teil ist, was erlebe ich im Auto. Die Bildschirme werden immer größer. Wenn das Auto mal autonom fährt, was mache ich dann im Auto?"
    Das ist Peter Kürpick, der Technik-Chef von Here Technologies. Für ihn hat sich die CES gewandelt. Längst geht es nicht mehr um die klassische Unterhaltungselektronik für Fernseher, Handys oder Spielekonsolen. Es sei eine Trendwende zu sehen: Automobiltechnologie dominiert diese CES, sagt Kürpick. Unsere Fahrzeuge werden zu Kommunikations-Zentralen.
    Trendsetter CES
    "Wenn sie ein Restaurant suchen, gehen sie auf ihr Smart Phone und navigieren dann da hin. Das Auto wird ihnen dann selber anhand ihres persönlichen Profils Dinge vorschlagen. Es wird eine sehr dynamische Interaktion mit der Außenwelt da sein - alles ist virtuell abgebildet. Und während das Auto fährt, entscheiden sie, was passieren soll."
    Damit ist auch klar: Die CES hier in Las Vegas läuft seinem europäischen Konkurrenten, der IFA in Berlin gerade davon, meint Christina Böhlmann, die bei Here Technologies für das Marketing zuständig ist.
    "Die IFA hat für uns heute einen zu geringen Fokus. Bei der CES werden wirklich Trends gesetzt. Die Themen, die auf der CES gelauncht werden, die werden das ganze Jahr durchgetrieben."