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Autonomes Fahren
Verkehrsminister auf Visite auf dem Testfeld

Rund ein Fünftel der CO2-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Verkehrssektor. Das soll sich ändern, unter anderem mithilfe des automatisierten Fahrens. Wie weit das inzwischen entwickelt ist, hat sich Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer heute in Hamburg zeigen lassen.

Von Axel Schröder | 17.09.2019
Ein Mercedes-Benz-Fahrzeug fährt während einer Präsentation autonom durch ein Parkhaus.
Autonomes Fahren und Parken (dpa / Marijan Murat)
Passend zum Thema seines Besuch, dem autonomen Fahren auf Hamburgs Straßen, rollte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit einem elektrisch angetriebenen VW Golf vor die Messehallen. Auf dem Dach ein halbes Dutzend Sensoren, an den Seiten, vorn und hinten Kameras und stets verbunden mit den intelligenten Ampeln im Netzwerk des Hamburger Testfelds für autonomes Fahren.
"Dieser Golf fährt autonom in diesem Testfeld, aber sieht auch die Hindernisse. Da sind wir viel, viel weiter von der Strenge der Sicherheit, als beispielsweise die US-Amerikaner oder die Asiaten."
Dass nicht nur Autos und LKW, sondern auch Lastenfahrräder in Zukunft zumindest teilautonom in den Straßen unterwegs sein könnten, ließ sich Scheuer an einem mit modernster Technik ausgestattetem Lastenrad erklären.
"Hier bei dem Fahrrad haben wir so ein Lasten-Pedelec genommen und da unsere 'V-to-X'-Kommunikation eingebaut, also 'Fahrzeug-zu-Fahrzeug' und 'Fahrzeug-zu-Infrastruktur'. Und damit kann das Fahrrad, das Pedelec halt mit der Ampel kommunizieren, kriegt von der Ampel die aktuelle Phase und die Zeit, wie lange es noch Grün beziehungsweise Rot ist. Das können wir hier auf dem Fahrrad anzeigen."
Systeme für den Verkehr der Zukunft
In zwei Jahren findet in Hamburg der ITS-Weltkongress statt, auf dem intelligente Transportsysteme vorgestellt und diskutiert werden. Schon heute sind im Hafen teilautonome LKW unterwegs, in der Hafencity ist ein Kleinbus im Testbetrieb, der, wenn alles glatt läuft, pünktlich zum IST-Kongress vollautonom mit 50 Kilometern pro Stunde Fahrgäste durch Hamburg chauffieren soll. Und mit der VW-Tochter Moia, mit Clevershuttle und dem ÖPNV-Projekt ioki sind Ridepooling-Anbieter in der Stadt unterwegs, also Dienstleister, die nach Möglichkeit immer mehrere Passagiere an unterschiedlichen Stellen einsammeln und zum Ziel bringen.
Zusammen mit den Carsharing-Anbietern sollen all diese Systeme den Verkehr auch in Zukunft fließen lassen. Die Herausforderungen seien allein durch das rasante Wachstum von Online-Bestellungen riesig, sagt Hamburgs Verkehrssenator Michael Westhagemann. Lastenfahrräder könnten ein Mittel gegen verstopfte Straßen sein:
"Das online Bestellen wird ja nicht abnehmen. Die Statistiken sagen, es wird noch zunehmen. Und da kann das eine wahnsinnige Hilfe sein. Und das sogar noch sicher."
"3,5 Milliarden Pakete in Deutschland: In den nächsten zehn Jahren steigend auf neun Milliarden. Irgendwann wird der dritte und vierte Paketzusteller, in der zweiten und dritten Reihe geparkt, ein Problem für den Verkehrssenator."
Mehr Verkehr durch autonom fahrende Autos?
Nach Hamburg mitgebracht hat der Bundesverkehrsminister Förderbescheide über insgesamt 29 Millionen Euro, die in intelligente Verkehrssysteme fließen sollen. Hamburgs Senator und Deutschlands Verkehrsminister sind sich einig: Für mehr Klimaschutz und mehr Lebensqualität in den Städten sollten weniger Kraftfahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein:
"Es wird eine Neuverteilung des Verkehrs bedeuten und natürlich kämpfen wir dafür, dass die Leute das Auto zuhause lassen. Wir brauchen mehr Mobilität bei weniger Verkehr."
Ob das tatsächlich gelingt, ist keineswegs sicher. Eine aktuelle Studie von Mobilitätsforschern der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte kommt zu dem Schluss, dass autonom fahrende Autos zu mehr Verkehr führen werden. Vor allem deshalb, weil die neue, komfortable Fortbewegungsart viele Menschen dazu verleiten könnte, in Zukunft auf die Nutzung von Bussen und Bahnen zu verzichten.