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Autozölle
BMW und das neue Werk in Mexiko

Der deutsche Autobauer BMW hat seine neue Fabrik in Mexiko fertig. Aber nun werden ab Montag Einfuhrzölle auf Autos aus Mexiko in die USA fällig. BMW hat eine Milliarde US-Dollar investiert. Und nun? Wie stellt man sich die Zukunft vor?

Von Anne-Katrin Mellmann | 07.06.2019
Im Ausbildungszentrum am neuen Werk im mexikanischen San Luis Potosí werden die künftigen BMW-Mitarbeiter geschult, aufgenommen am 07.11.2017. In elf Ausbildungswerkstätten bereiten sie sich auf den Bau der 3er-Serie ab April 2019 vor. Eineinhalb Jahre vor dem Produktionsstart im neuen Werk in Mexiko hat der Autokonzern BMW sein Ausbildungszentrum in San Luis Potosí eröffnet. (zu dpa "BMW eröffnet Ausbildungszentrum am neuen Werk in Mexiko" vom 10.11.2017) Foto: Denis Düttmann/dpa | Verwendung weltweit
BMW-Ausbildungszentrum in Mexiko (dpa)
Bei einer Folklore-Show-Einlage bitten indigene Tänzer ihre Götter um Hilfe für die Zukunft. Die Götter halten ihre schützenden Hände über die Wüste, in der jetzt BMW im modernsten seiner Werke die 3er-Serie baut. 175.000 Autos sollen jährlich vom Band laufen. Die Eröffnung sei ein großartiger Tag für Mexiko, für den Bundesstaat San Luis Potosí und für die BMW-Group, so Vorstand Oliver Zipse bei der offiziellen Feier: "Today is a great day."
Großartige Tage waren zuletzt selten. Vor einer Woche hatte US-Präsident Trump Strafzölle für alle Waren aus Mexiko angekündigt, weil das Land angeblich nicht genug gegen die Migration aus Mittelamerika tut. Zölle würden deutsche Autobauer in Mexiko, wie VW, Audi und jetzt auch BMW hart treffen. Sie sind in das Land gekommen, weil es seit 25 Jahren durch eine Freihandelszone eng mit den USA und Kanada verbunden ist.
BMW: Dieses Werk ist eine strategische Entscheidung
Der BMW-Vorstand will nicht über Trump sprechen und versichert, es gebe keinen Grund zur Planänderung. Der Leiter des eine Milliarde US-Dollar teuren Werks Hermann Bohrer:
"Es ist eine strategische Entscheidung, die wir 2014 getroffen haben, eine Long-Term-Entscheidung. Es ist bislang nur Spekulation. Noch ist nichts entschieden. Es gibt keine Diskussion: Wir bleiben hier."
Schließlich seien für BMW nicht nur die USA bedeutend, sondern auch viele andere Länder und Märkte, denen sich Freihandelsweltmeister Mexiko geöffnet hat. US-Präsident Trump macht schon seit Amtsantritt Druck auf das exportabhängige Schwellenland und stellt die Nordamerikanische Freihandelszone immer wieder in Frage. Aktuell nutzt er Zölle als Druckmittel beim Thema Migration.
Der Druck kommt von zwei Seiten
Druck bekommt Mexikos Regierung zudem von der Regierung des Bundesstaats San Luis Potosí, in dem neben BMW auch General Motors und hunderte Zulieferbetriebe produzieren. Der Gouverneur Juan Manuel Carreras, kein Parteikollege des Präsidenten López Obrador, hofft auf eine schnelle Lösung:
"Mexiko ist Transitland für mittelamerikanische Migranten. Man muss anerkennen, dass ihre Zahl extrem gestiegen ist. Jetzt braucht es Abkommen, damit Entwicklung und Arbeitsplätze nicht durch Migration geschädigt werden. Genau das wäre der Fall, wenn Zölle in Kraft träten. Solche Zölle haben mit dem Thema Migration aber nichts zu tun."
Fünf Prozent Zölle könnten ab nächsten Montag gelten und bis Oktober monatlich um jeweils fünf Prozentpunkte steigen. Erst einmal arbeiten die mehr als 2000 BMW-Beschäftigten wie geplant. Fast geräuschlos fügen sie Hand in Hand mit Robotern Autoteile zusammen. In der CO-2-emissionfreien, papierlosen Fabrik prüfen sie die Qualität mit Apps auf Tablets. Ihr gigantisches Werk steht zwar in der Wüste, aber sie hoffen, dass es nicht auf Sand gebaut ist.