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Baden-Württemberg
Neue Allianz für Sicherheit im Fußball

Wie kann rund um Fußballspiele die Sicherheit gewährleistet werden und wer muss dafür zahlen? Diese Fragen beschäftigen Fußball, Länder, Kommunen und auch Gerichte in Deutschland schon seit langem. Eine Konferenz in Stuttgart hat neue Maßnahmen für mehr Sicherheit vor und bei Fußballspielen vorgestellt.

Von Uschi Götz | 10.07.2017
    Polizisten nach dem Spiel des Regionalligisten SV Waldhof Mannheim gegen SF Lotte im Mai 2016.
    Sicherheit im Fußballstadion: Polizisten nach dem Spiel des Regionalligisten SV Waldhof Mannheim gegen SF Lotte. (dpa / picture alliance / Ronald Wittek)
    Vor jedem größeren Fußballspiel in Baden-Württemberg treffen sich künftig jeweils beteiligte Vereine, Fanclubs, Polizei, Vertreter der Justiz und der Kommunen zu einem Gespräch. Zusammen bilden sie eine "lokale Stadionallianz", deren Ziel es ist, die Gewalt bei Fußballspielen einzudämmen.
    Einzelne Ergebnisse eines Sicherheitsgipfels stellte heute Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor: "Wir arbeiten seit einigen Monaten ganz intensiv am Thema Sicherheit bei Fußballspielen. Dazu haben wir erstmals auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aufgegriffen und mit allen Sicherheitsakteuren diskutiert."
    Die Stimmung soll sich ändern
    Künftig entscheidet die lokale Stadionallianz darüber, ob aufkeimende Aggressionen gewaltbereiter Fans besser durch zusätzliche Ordner, Fanbeauftragte oder die Polizei verhindert werden sollen. An dem Treffen heute nahmen verschiedene Initiativen und Organisationen teil. Unter anderem war die Deutsche Bahn vertreten, ebenso Fußballfanclubs, auch der DFB begleitete die Gespräche sowie die Deutschen Fußball-Liga. Zunächst starten die TSG 1899 Hoffenheim und der VfB Stuttgart jeweils zwei lokale Stadionallianzen.
    Die Stimmung soll sich künftig ändern, das gilt bereits beim Eintreffen der Fans. Wie das gehen kann, stellte VfB-Vorstand Stefan Heim vor: "Indem wir versuchen eine Willkommenskultur zu schaffen. Jeder denkt an die WM 2006. Alle waren herzlich willkommen hier. Wenn wir also einen Menschen begrüßen, ist es ein Unterschied, ob er, wenn er aus dem Zug aussteigt, einem Polizisten gegenüber steht, der vielleicht noch in kompletter Montur ist, oder einem netten, freundlichen VfB-Mitarbeiter."
    Kräfte der Polizei besser bündeln
    So könnten auch die Kräfte der Polizei künftig besser gebündelt werden, ist VfB-Vorstand Heim sicher. Doch bei sogenannten Hochrisikospielen dürfte die Willkommenskultur enden. Allein sechs Hochrisikospiele erforderten enormen Einsatz der Polizei, so Landespolizeipräsident Gerhard Klotter: "Diese sechs Hochrisikospiele haben ein Viertel unserer gesamten Einsatzstunden erbracht. Das heißt, ein Viertel von 180.000 Einsatzstunden haben wir bei sechs Spielen bereitstellen müssen."
    Mit Blick auf andere Vereine und Spielorte im Land sagte Innenminister Strobl, die beiden Stadionallianzen in Stuttgart und Hoffenheim müssten jetzt erstmal den Praxistest bestehen. Der Fanforscher Harald Lange hält indes wenig von Konferenzen, wie sie heute in Baden-Württemberg stattgefunden hat. Erfolgschancen hätten nur Fanprojekte, diese litten aber unter Geldmangel.