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Banken-Skandal
HSBC verwaltete Kriminellen-Gelder

Die britische Großbank HSBC hat in der Schweiz offenbar über Jahre ihren Kunden bei der Hinterziehung von Steuern geholfen. Das geht aus Daten hervor, die der internationale Rechercheverband ICIJ jetzt vorgestellt hat. Auch Prominente und Kriminelle hatten ihr Geld in der Schweiz angelegt.

09.02.2015
    Das Logo der britischen Großbank HSBC.
    Die britische Großbank HSBC soll in der Schweiz Kunden bei dubiosen Geschäften beraten haben. (imago / Images)
    Es sind ungeheure Mengen, die die Reporter des Rechercheverbands ausgewertet haben: Etwa 35.000 interne Protokolle der Privatbank HSBC wurden ausgewertet. Es geht um Konten von etwa 100.000 Kunden aus aller Welt zwischen 1988 und 2007. Zeitweise lagen darauf insgesamt rund 75 Milliarden Euro. Nun berichten unter anderem NDR, WDR, die "Süddeutsche Zeitung", die französische "Le Monde", der britische "Guardian" und die BBC über die Ergebnisse und den Fall "Swissleaks". Der Rechercheverband hatte schon den Luxleaks-Skandal aufgedeckt.
    Aus den Protokollen geht demnach hervor, dass die Schweizer Tochter der britischen HSBC ihre Kunden systematisch beraten hat, wie sie ihr Geld so anlegen, dass die Finanzbehörden in den jeweiligen Heimatländern davon nichts mitbekommen - etwa durch undurchsichtige und komplizierte Finanzgeschäfte, beziehungsweise -produkte.
    Führende Politiker, Kriminelle und Sportler unter Kunden
    Mit den Protokollen versorgt wurden die Reporter vom früheren HSBC-Mitarbeiter Hervé Falciani. Er hatte sie schon 2009 an die französischen Steuerbehörden übergeben. Über die französische Zeitung "Le Monde" gelangten sie in das Recherchenetzwerk.
    Unter den Kunden, die bei der HSBC ihr Geld angelegt hatten, sind etwa amtierende und frühere Politiker aus Großbritannien, Russland, Indien, afrikanischen Ländern und Mitglieder arabischer Königshäuser. Besonders brisant ist, dass wohl auch Kriminelle und Waffenhändler zum Kundenstamm der Großbank gehörten. Nach Angaben des Netzwerks waren auch mutmaßliche Mitfinanzierer der Anschläge vom 11. September 2001 darunter.
    Aus Deutschland hatten etwa 2100 Kunden rund drei Milliarden Euro bei der HSBC angelegt - Industriellen- und Adelsfamilien, Profisportler und Politiker. Es gebe bei vielen starke Indizien dafür, dass die Konten den Finanzämtern nicht bekannt gewesen seien, berichtet der Rechercheverband.
    HSBC räumt Versäumnisse ein
    Die Großbank HSBC sprach in einer Stellungnahme von Fehlern. Die entsprechende Aufsicht habe gefehlt und Regeln seien nicht eingehalten worden. Die Bank begründet das damit, dass die Schweizer Tochter bei ihrer Übernahme im Jahr 1999 noch nicht vollständig integriert gewesen sei. Es hätten niedrigere Standards gegolten, weswegen es möglich sei, dass Kunden ihren steuerlichen Verpflichtungen nicht nachgekommen seien. Mittlerweile habe man sich aber von allen steuerlich problematischen Kunden getrennt.
    (pr/tgs)