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Banker gegen Fischer
Londoner City kämpft um Aufmerksamkeit

Fischerei gegen Banken: Die Londoner City fürchtet, dass Premierminister Boris Johnson die Interessen der Finanzindustrie zurückstellen könnte – für eine wirtschaftlich viel kleinere Branche, die Fischerei. Deswegen wirbt sie offensiv für ihre Interessen.

Von Friedbert Meurer | 06.02.2020
Blick auf den Finanzbezirk der City of London sowie Wohn- und Geschäftshäuser an der Themse
7.000 Jobs gingen in der Londoner City verloren durch den Brexit (picture alliance / Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB)
In der prächtigen Guildhall, dem Sitz der Verwaltung der City of London, betont Catherine McGuinness einerseits, wie gut die Geschäfte gingen und wie rosig die Zukunftsaussichten seien. Aber die Verwaltungschefin formuliert dann doch eine klare Sorge: Nämlich dass Premierminister Boris Johnson die Interessen der City zurückstellt für eine kleine, unbedeutend erscheinende Wirtschaftsbranche - die Fischerei.
"Wir müssen zugeben, dass uns der Brexit eine Menge Zeit raubt. Wir sind nicht so pittoresk wie die Fischer und der Fischfang. Aber wir nehmen den Premierminister beim Wort, dass er eine wirtschaftsfreundliche Politik verfolgen will. Dem privaten Sektor geht es gut und wir blicken nach vorne."
Britische Finanzindustrie wichtiger für britische Wirtschaft als Fischerei
Eigentlich ist es ein Kampf "David gegen Goliath". Die britischen Finanzdienstleister tragen 200 Mal mehr zum Bruttosozialprodukt auf der Insel bei als die Fischer. Aber die Fischer sind ein nationaler Mythos. Und seit der Finanzkrise hält sich das Mitgefühl vieler Briten für Banker und Finanzagenten in der City in Grenzen. McGuinness hebt hervor, wie wichtig die Finanzmeile ist.
"Wir sind eine Zentrale, um Infrastrukturmaßnahmen in der ganzen Welt zu finanzieren. Wir wollen einen ambitionierten Handelsvertrag mit der EU. Hier in London kommen die Welt und internationale Kapitalgeber zusammen. Das wird sich nicht ändern."
Brüssel und London streben für die City an, Finanzmarktregulierungen gegenseitig anzuerkennen. Aber die EU kann binnen 30 Tagen eine erteilte Bestätigung der sogenannten Äquivalenz wieder zurücknehmen. Ähnliches hat die Schweiz zuletzt erleben müssen. McGuinness bestreitet dabei vehement, die City wolle zu einem Singapur an der Themse werden. Erstens habe auch Singapur keine schlechten Regeln und zweitens werde London für gute Bankenregulierungen einstehen.
New York - nicht Frankfurt am Main - als großer Konkurrent für Londoner City
Bisher hat der Brexit kaum zu Jobverlusten in der City geführt. McGuinness spricht von höchstens 7.000. In der City arbeiten täglich 350.000 Menschen. New York sei der große Konkurrent, nicht Frankfurt.
"Natürlich nehmen wir wahr, dass einige Jobs nach Frankfurt, Paris oder Dublin abwandern. Aber sie brauchen noch eine lange Zeit, unsere Größe zu erreichen. Wir freuen uns aber darauf, mit ihnen als Partner zusammenzuarbeiten."
Eines ist Catherine McGuinness wichtig: der unbeschränkte Zugang der Londoner City zum Talent-Pool in der EU. Qualifiziertes Personal, fordert sie, darf nicht abgeschreckt werden von einer rigiden Einwanderungspolitik in Großbritannien.