Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Bankschulung mit Filmszene aus "Der Untergang"

Ein Videofilm der französischen Großbank BNP Paribas nutzte den Film "Der Untergang" im Rahmen einer Seminarveranstaltung, um gegen die Deutsche Bank Stimmung zu machen. Darüber berichtete eine französische Tageszeitung. Die Bank bestätigte den Vorfall inzwischen.

Von Ursula Welter | 20.12.2012
    Ein Seminar der französischen Bank BNP Paribas für Devisenmarktmanager, etwa 100 Leute im Saal, es wird ein Video angekündigt. Über den Bildschirm läuft eine Szene aus dem Film "Der Untergang", die letzten Tage im Führerbunker. Hitler umringt von seinem Generalstab, sein Wutausbruch angesichts der Lage. Die englischen Untertitel für den Filmauszug sind um eine Passage ergänzt: Einer der Generäle, Hakenkreuz auf dem Ärmel, gibt sich als Verantwortlicher der Deutschen Bank zu erkennen und erklärt, BNP Paribas sei dabei, wichtige Marktanteile für sich zu erobern.

    Für die Anwesenden im Saal sei klar gewesen, schreibt "Libération", Hitler habe als der Chef der Deutschen Bank dargestellt werden sollen, brüllend: "Die Franzosen von BNP Paribas müssten aus dem Feld geschlagen werden".

    An dieser Stelle sei das Video gestoppt worden, Lachen und Applaus im Saal, aber nicht von allen. Manche Teilnehmer des Seminars zeigen sich erschüttert. "Wir haben uns gefragt", zitiert das Blatt, "ob die Bank das wirklich wagt, eine Analogie herzustellen zwischen dem Nazi-Regime und unseren deutschen Konkurrenten. Wir haben ein paar Minuten gebraucht, um das zu realisieren." Andere berichten der Zeitung, sie hätten nicht gewusst, wie sie reagieren, im Saal seien auch jüdische Kollegen aus den USA gewesen.

    BNP-Paribas habe sich damals in einer schwierigen Situation befunden, habe sich weite Ziele zur Markteroberung gesteckt, das könne die Aggressivität der Botschaft erklären, berichtet das Blatt unter Berufung auf nicht näher bezeichnete Kreise. Das fragliche Video sei bei BNP einige Tage nach dem Seminar in Amsterdam intern kursiert, bald aber aus dem Verkehr gezogen worden.

    Gegenüber "Libération" wurde die Existenz des Videos vonseiten der Bank, dem Bericht zufolge bestätigt, die Direktion habe betont, dass der Filmstreifen nicht mit den Werten des Instituts übereinstimme, dass aber nicht alle Seminare im Detail überprüft werden könnten. Außerdem seien die damals für den Devisenhandel Verantwortlichen nicht mehr auf ihren Posten.