Dienstag, 16. April 2024

Archiv


"Barack Obama braucht noch vier Jahre"

US-Präsident Barack Obama brauche mehr Zeit, um das von Amtsvorgänger George W. Bush hinterlassene ökonomische Chaos zu bereinigen, sagt die in Deutschland lebende Kathleen Burnett, die als Delegierte am Parteitag der Demokraten teilnimmt.

Kathleen Burnett im Gespräch mit Jasper Barenberg | 06.09.2012
    Jasper Barenberg: Jetzt gilt es für US-Präsident Barack Obama. Die Wirtschaft in den USA schwächelt, ungewohnt hoch ist die Arbeitslosenquote und auch von der wichtigsten Reform der vergangene vier Jahre, der Gesundheitsreform nämlich, sind viele nicht überzeugt. Die Wähler zu überzeugen, ihm eine zweite Amtszeit anzuvertrauen, trotz allem, auch darum geht es bei der Rede, die Barack Obama heute am späten Abend beim Parteitag der Demokraten halten wird. Als Delegierte in Charlotte, North Carolina, dabei ist Kathleen Burnett, die aus Indianapolis stammt, seit fünf Jahren aber in München lebt und von der Vereinigung der Parteimitglieder im Ausland ("Democrats Abroad") zum Parteitag geschickt wurde. Dort, am Ort des Geschehens haben wir Kathleen Burnett vor gut einer Stunde telefonisch erreicht. Gerade in dem Moment, als der sogenannte Roll Call im vollen Gange war. Was das genau bedeutet, das habe ich die 28-Jährige zunächst gefragt.

    Burnett: Das ist, wenn wir als Delegierte Barack Obama als unseren Kandidaten offiziell nominieren.

    Barenberg: Und Sie haben sich verpflichtet, auch Ihre Stimme für Barack Obama zu geben?

    Burnett: Ja, wir alle als Delegierte haben eine Stimme und wir müssen vorher erklären, dass wir für Barack Obama sind. Wir wurden gewählt und jetzt sind wir hier.

    Barenberg: Sie nehmen zum ersten Mal an einer National Convention der Demokraten teil. Es besteht ja kein Zweifel daran, dass Barack Obama am Ende nominiert werden wird. Ist es trotzdem für Sie ein besonderer Moment?

    Burnett: Oh, total! Meiner Meinung nach ist das eine ganz gute Tradition in den USA und ich finde das einfach toll, dass ich hier dabei sein kann.

    Barenberg: Frau Burnett, was sind drei wichtige Gründe, warum Barack Obama eine zweite Amtszeit verdient hat?

    Burnett: Erstens: Er hat schon ganz viele Jobs in den USA geschafft und wir brauchen immer noch mehr. Zweitens: Er hat den Krieg im Irak zu Ende gebracht und wir müssen noch unsere Soldaten aus Afghanistan holen. Drittens: Obama Care, unser neuer Gesundheitsplan. Seit 20 Jahren haben Präsidenten versucht, das zu schaffen, und er hat das endlich geschafft.

    Barenberg: Die Gesundheitsreform, sein wichtigstes innenpolitisches Reformvorhaben der ersten Amtszeit. Aber wenn wir an dem Punkt gerade mal bleiben: die Mehrheit der Amerikaner ist ja trotzdem gegen diese Krankenversicherung, die er eingeführt hat. Wie erklären Sie sich das?

    Burnett: Die haben noch nicht gesehen, was alles da passiert, und die Republikaner, die lügen einfach über Obama Care. Die meisten Amerikaner verstehen das noch nicht. Aber es wird sich zeigen, es wird ganz gut für die USA.

    Barenberg: Glauben Sie, dass Präsident Obama das noch besser erklären muss, diese Gesundheitsreform beispielsweise?

    Burnett: Erklären nicht wirklich. Es dauert einfach Zeit, bis die Amerikaner sehen, was genau dort wirklich passiert, wie Obama Care unser Land besser macht.

    Barenberg: Der Wirtschaft geht es ja nicht besonders gut in den USA. Es gibt viele Arbeitslose und der Schuldenberg ist gigantisch. Trägt nicht der Präsident auch dafür die Verantwortung?

    Burnett: Nein, gar nicht. Das ist alles noch von George W. Bush. Was er mit unserer Ökonomie gemacht hat, war ganz schlecht, und wir brauchen immer noch Zeit, alles noch mal zurecht zu bringen. Bill Clinton hat gesagt, das dauert viel mehr als vier Jahre und Barack Obama braucht noch vier Jahre, das zu schaffen.

    Barenberg: Sie haben Bill Clinton angesprochen, den Vorvorgänger von Barack Obama. Er hat eine lange Rede gehalten auf diesem Parteitag. Womit hat er Sie überzeugt?

    Burnett: Er hat wirklich gesagt, was wir alle hier in Charlotte wissen, dass Barack Obama hat unserer Ökonomie schon sehr viel geholfen und unserer Außenpolitik, unserem Gesundheitssystem, und er hat das gebracht, wie nur Bill Clinton so was machen kann, sodass die ganz normalen Amerikaner verstehen können, dass Barack Obama noch vier Jahre braucht.

    Barenberg: Wie wichtig ist Bill Clinton für die Kampagne der Demokraten in dieser Runde?

    Burnett: Er ist wichtig und es ist ganz interessant, dass wir unseren Vorpräsidenten als Demokraten hier dabei haben, und die Republikaner, die hatten gar nichts über George W. Bush gesagt, weil wir sind immer noch stolz auf das, was Bill Clinton geschafft hat. Und wenn er sagt, dass Barack Obama gut für unser Land ist, dann glauben wir das.

    Barenberg: Sie haben sich sicherlich mit vielen anderen Parteitagsdelegierten unterhalten. Beobachter sprechen ja oft davon, dass auch viele Anhänger der Demokraten, viele Anhänger von Barack Obama doch enttäuscht sind auch von ihrem Idol und von der ersten Amtszeit. Sind Sie gar nicht enttäuscht?

    Burnett: Ehrlich gesagt nein, bin ich nicht. Niemand ist perfekt für alle harten Sachen, die wir besser machen können, aber was er in der ersten Amtszeit geschafft hat, ist viel, viel mehr, als jeder andere schaffen könnte.

    Barenberg: Auf dem richtigen Weg für die Zukunft der Vereinigten Staaten?

    Burnett: Ja, genau!

    Barenberg: Was erwarten Sie von der Rede von Barack Obama, die es heute Abend spät Ihrer Zeit dann geben wird?

    Burnett: Er wird erklären, was er noch zu tun hat. Viele haben gesagt, dass er mit manchen Sachen immer noch unzufrieden ist, und er will wirklich noch vier Jahre diese Probleme zu lösen schaffen, und ich glaube, er wird das wirklich erklären.

    Barenberg: Zum Schluss, Kathleen Burnett: Was unterscheidet Barack Obama am meisten von seinem Herausforderer, von Mitt Romney, der für die Republikaner antritt?

    Burnett: Die Demokraten und Barack Obama, die glauben, dass unsere Mittelklasse wichtig für die USA ist, und er will alles machen was er kann, unsere Mittelklasse zu schützen: weniger Steuern, weniger Kosten fürs Studium. Das ist alles was wir brauchen, um eine gute Wirtschaft zu schaffen und somit auch einen einfacheren Weg für die gesamten Amerikaner.

    Barenberg: Heute Morgen im Deutschlandfunk live vom Nominierungsparteitag der Demokraten in Charlotte Kathleen Burnett, eine Delegierte der "Democrats Abroad". Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

    Burnett: Ja, vielen Dank!

    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.

    Mehr zum Thema bei deutschlandradio.de:
    Sammelportal US-Wahl 2012