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Basketball-Bundesliga
Telekom Baskets kündigen Joshiko Saibou fristlos

Basketball-Nationalspieler Joshiko Saibou protestierte gegen die Corona-Maßnahmen, verbreitete Verschwörungstheorien und besuchte die umstrittene Anti-Corona-Demo in Berlin ohne Maske und Abstandsregeln. Sein Verein Telekom Baskets Bonn sieht darin ein Risiko für Mitspieler - und zieht Konsequenzen.

Von Arne Lichtenberg | 04.08.2020
Joshiko Saibou von den Telekom Baskets Bonn im Trikot greift sich an die Nase
Basketball-Bundesligist Telekom Baskets Bonn hat Nationalspieler Joshiko Saibou fristlos gekündigt - wegen Verstößen "gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrags als Profisportler" (imago / Jürgen Schwarz)
Basketball-Bundesligist Telekom Baskets Bonn hat Nationalspieler Joshiko Saibou fristlos gekündigt. Wie der Bonner Basketball-Bundesligist am Dienstag mitteilt, seien Verstöße "gegen Vorgaben des laufenden Arbeitsvertrags als Profisportler" der Grund dafür. Marius Volkmann, der Pressesprecher der Telekom Baskets, betonte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass die Kündigung ausdrücklich nicht wegen Saibous Äußerungen in den Sozialen Medien oder Teilnahme an Demonstrationen geschehe:
"Die Telekom Baskets Bonn und alle anderen Vereine in der Basketball-Bundesliga arbeiten ja auch gerade an Hygienekonzepten, die einen Spielbetrieb für die kommende Saison – zum einen erst ermöglichen und zum anderen nicht gefährden. Daher können wir das Risiko, das Herr Saibou mit seinem Handeln darstellt, also der vorsätzlichen Missachtung der geltenden Schutzregeln, nicht gegenüber unseren Mitarbeitern und seinen Mitspielern verantworten."
Am vergangenen Wochenende hatte Saibou mit seiner Freundin, der Weitspringerin Alexandra Wester, an einer Protestaktion in Berlin teilgenommen. Im Kern der Demo stand der Protest gegen die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Viele der ungefähr 17.000 Demonstranten hatten sich nicht an die Hygieneregeln gehalten, die Polizei hatte deswegen die Veranstaltung vorzeitig beendet und Anzeige gegen den Organisator erstattet. Einige Teilnehmer hatten zudem die Existenz des Virus, an dem laut WHO weltweit fast 700.000 Menschen gestorben sind, bestritten und antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet.
Mundschutz mit Maulkorb gleichgestellt
Nach der Demonstration veröffentlichte Saibou am Montag bei Instagram ein Video, das ihn ohne Mundschutz im Fitnessstudio neben Nationalmannschaftskollege Maodo Lo beim Training zeigte. Schon im Mai hatte der 30-Jährige in einem Video den Mundschutz mit einem Maulkorb gleichgestellt:
"Und Du, der gelernt hat, wehe Du hinterfragst, selbst wenn Du Deine Menschenrechte verlierst, selbst wenn Zahlen und Aussagen widersprüchlich sind, hinterfrage nichts, selbst wenn Menschen niedergeschlagen und verhaftet werden, das ist zum Wohl aller, also Blatt vorm Mund."
Keine Konsequenzen durch DBB
Schon damals hatten sich die Baskets Bonn von Saibou distanziert. Im aktuellen Statement heißt es, Saibou habe: "wiederholt auf Social-Media-Kanälen seine Haltung zur Pandemie oder zum Virus an sich geäußert und am vergangenen Wochenende bei einer Großdemonstration auch praktiziert, indem er vorsätzlich gegen die bekannten Schutzregeln verstieß". Anscheinend war die Geduld seines Arbeitgebers aber nun aufgebraucht.
Der Deutsche Basketball-Bund scheint von derartigen Konsequenzen für den zehnfachen Nationalspieler abzusehen. DBB-Präsident Ingo Weiß teilt dem SID mit, dass der Verband sich von Saibou distanziere, aber auch akzeptiere, dass er eine andere Meinung vertrete.
Eigentlich hatte Saibou noch ein Jahr Vertrag in Bonn gehabt. Inwieweit die Kündigung arbeitsrechtlich haltbar ist und ob es in der Folge zu einem Prozess kommen könnte, ist noch unklar.