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Basketball
Die graue Maus aus Milwaukee

Die NBA ist kürzlich in die neue Saison gestartet. Eine der Überraschungsmannschaften der vergangenen Spielzeit waren die Milwaukee Bucks. Die Begeisterung um das Team ist groß. Das ist ungewohnt für die Spieler, wie der holprige Saisonauftakt belegt.

Von Felix Wessel | 03.11.2019
Thanasis Antetokounmpo von den Milwaukee Bucks bespricht sich mit Schiedsrichterin Jenna Schroeder.
Thanasis Antetokounmpo ist seinem Bruder zu den Milwaukee Bucks gefolgt. (dpa / picture alliance / Patrick Semansky)
Er ist die unbestrittene Führungsfigur der Milwaukee Bucks: Giannis Antetokounmpo. Der 24-Jährige hatte seinen Verein in der vergangenen Saison ins Finale der Eastern Conference geführt und die Liga kürte ihn zum wertvollsten Spieler und auch in dieser Spielzeit möchte er viel erreichen:
"Es war ein einmaliger Traum, eine unglaubliche Reise, deshalb arbeiten wir weiter hart und versuchen noch einen Schritt weiter zu gehen", so der griechische Nationalspieler zum Saisonstart vor Journalisten. Doch in dieser Saison ist der "Greek Freak" oder Giannis - wie ihn die meisten in Milwaukee einfach nur nennen - nicht der einzige Antetokounmpo im Team der Bucks. Sein älterer Bruder Thanasis gehört ebenfalls zur Mannschaft.
"Es ist ein unglaubliches Gefühl, einfach hier mit meiner Familie zu sein. Ich habe das sehr vermisst, weil wir in unterschiedlichen Ländern gespielt haben. Das fühlt sich sehr gut an", sagt Thanasis Antetokounmpo dem Deutschlandfunk.

Die beiden Brüder waren in ärmlichen Verhältnissen in Griechenland aufgewachsen - als Kinder illegaler Einwanderer aus Nigeria. Sein Ziel für diese Saison, sagt Thanasis: Jeden Tag etwas besser werden und sich behaupten.
Kontinuität im Kader
Doch ob er tatsächlich zum festen Bestandteil des Teams wird,wie sein jüngerer Bruder, ist für Matt Velazquez noch lange nicht ausgemacht. Der Journalist schreibt für die Zeitung "Milwaukee Journal Sentinel" über den Verein .
Sportlich mehr Sinn macht für ihn der Neuzugang Robin Lopez, der in dieser Saison mit Brook Lopez das zweite Bruderpaar im Verein bildet. Insgesamt habe Milwaukee beim Kader aber auf Kontinuität gesetzt, sagt Journalist Velazquez. Und das sei eine gute Sache.
"Dieses Team wird keine Mühe haben, die Playoffs zu erreichen oder Spiele zu gewinnen. Sie werden ein sehr gutes Team sein. Deshalb ist ihr Ziel, nicht nur - wie im letzten Jahr - das Finale der Eastern Conference zu erreichen. Sie wollen sich im NBA-Finale messen und hoffen, es zu gewinnen."
Giannis Antetokounmpo, Forward der Milwaukee Bucks.
Giannis Antetokounmpo führt bei den Milwaukee Bucks das Zepter. (dpa / picture alliance / Richard W. Rodriguez)
Das wünschen sich natürlich auch die Fans in Milwaukee:
"Zum Saison-Auftakt ist alles möglich, denke ich."
"Ich denke, dass wir es dieses Jahr ins Finale schaffen. Letztes Mal hat uns nur noch hungriger gemacht. Aber dieses Jahr klappt es ganz sicher."
"Ich erwarte Großes, hoffentlich holen wir das Ding nach Hause, das ist der Plan."
Früher waren die Bucks eine graue Maus
Diese Begeisterung in Milwaukee ist verhältnismäßig neu. Dustin Godsey ist Marketing-Chef des NBA-Klubs und seit sieben Jahren dort tätig. Er erinnert sich noch an ganz andere Zeiten.
"Wenn man durch die Stadt lief, sah man kaum Leute mit Bucks-Fanartikeln. Wir hatten sogar mal ein Programm, bei dem Mitarbeiter Getränkegutscheine verteilt haben, wenn sie jemanden mit Bucks-Merchandise gesehen haben, um das zu belohnen, weil es das so selten zu sehen gab."
Mittlerweile gehöre man bei Fanartikeln zu den Top-Fünf-Klubs der Liga – und habe auch eine Rekordzahl an Saison-Tickets verkauft.
Thanasis Antetokounmpo (Mitte) und sein Mitspieler Sterling Brown (li.) und Trainer Mike Budenholzer von den Milwaukee Bucks. 
So ganz will es zu Saisonbeginn bei den Milwaukee Bucks noch nicht laufen. Die Konstanz fehlt. (dpa / picture alliance / Patrick Semansky)
Doch kann diese Begeisterung anhalten? Insgesamt ist die Konkurrenz durch andere Teams in der NBA in dieser Saison stark, sagt Liga-Experte und Journalist Matt Velazquez:
"Es gibt eine Ausgewogenheit, eine Balance, und man könnte gut und gerne für ein halbes Dutzend Mannschaften argumentieren, die dieses Jahr den Titel gewinnen könnten. Es fühlt sich sehr offen an."
Und gerade in den ersten Spielen der Saison lief vieles noch nicht reibungslos bei den Bucks. Gegen Boston verlor das Team nach einem 19-Punkte-Vorsprung. Die Heimpremiere gegen Miami hatte Milwaukee sogar nach einer 21-Punkte-Führung noch in der Verlängerung verloren. Giannis Antetokounmpo sah deshalb auch noch Verbesserungspotenzial.
"Wir können so etwas nicht zulassen, gute Teams lassen das nicht zu. Aber es war das zweite Spiel der Saison. Wir müssen uns aneinander gewöhnen, unsere Chemie finden und haben noch 80 Spiele vor uns."
Und in denen müssen sich die Milwaukee Bucks sicher noch etwas steigern, damit auch diese Saison wieder zum Erfolg wird.