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Wie chinesische Fans auf die Anti-NBA-Kampagne reagieren

"Fight for Freedom - Stand with Hong Kong": Diesen Tweet hat der Manager des US-Basketballteams Houston Rockets, Daryl Morey, zwar wieder gelöscht. Trotzdem wurde in China eine groß angelegte Anti-NBA-Kampagne gestartet, die bei vielen Fans auf Zustimmung trifft.

Von Steffen Wurzel | 12.10.2019
Nach dem Pro-Hongkong-Tweet eines NBA-Managers entfernen chinesische Arbeiter Werbung für ein Spiel zwischen den US-Basketballteams Lakers und Brooklyn Nets in Shanghai.
Nach dem Pro-Hongkong-Tweet eines NBA-Managers entfernen chinesische Arbeiter Werbung für ein Spiel zwischen den US-Basketballteams Lakers und Brooklyn Nets in Shanghai. (imago images / Imaginechina)
Tausende Menschen strömen in die riesige Sportarena im Süden von Shanghai. Der Andrang ist so groß, dass die Polizei die meisten Straßen im Umkreis gesperrt hat. Trotz der seit einigen Tagen tobenden Anti-NBA-Kampagne in China: Auf das Freundschaftsspiel zwischen den Lakers und den Nets in Shanghai wollen viele Fans dann doch nicht verzichten.
Ein 30-jähriger Shanghaier, von Beruf Finanzfachmann, trägt ein knallgelbes Lakers-Trikot:
"Das, was Daryl Morey gesagt hat, war falsch. Und das gibt mir zu denken. Aber ich versuche, das Spiel unvoreingenommen anzuschauen."
Die vollständig staatlich kontrollierten Medien und Online-Netzwerke Chinas starteten eine beispiellose Anti-NBA-Kampagne. Und die hat in den vergangenen Tagen voll eingeschlagen, vor allem bei jungen Menschen.
Ein Tweet mit Folgen
Vaterlandsliebe sei ihr wichtiger als Basketball, sagt diese 24-Jährige, die mit ihrem Freund zum Spiel gekommen ist: "Es hat mich schon ziemlich geärgert, was die in Amerika gesagt haben. Eigentlich wollte ich heute gar nicht mehr kommen, aber wir konnten unsere Eintrittskarten nicht mehr zurückgeben. Ich werde mir genau anschauen, wie das weitergeht - was die gesagt haben, war jedenfalls falsch."
Was die gesagt haben, damit bezieht sich die Shanghaierin darauf, dass auch NBA-Geschäftsführer Adam Silver in der Kontroverse klar Stellung bezogen hat für das Recht auf Meinungsfreiheit. Das bekam der US-Verband deutlich zu spüren: Fast alle Sponsoren sprangen ab, chinesische Fernsehsender und Onlineportale gaben ihre Übertragungsrechte zurück und der nationale Basketballverband beendete seine Zusammenarbeit.
"Wenn es um Politik geht, gilt keine Meinungsfreiheit"
"Hongkong gehört zu China", sagt diese 18-jährige Schülerin. "Was die Amerikaner gesagt haben, war falsch. Wenn es um Politik geht, gilt keine Meinungsfreiheit."
Nur wenige Fans vor der Shanghaier Sportarena denken so wie dieser 30-jährige Banker. Er respektiere das Recht auf freie Meinung, sagt er. Und:
"Das wurde alles von den Medien inszeniert. Die Öffentlichkeit ist doch völlig abgestumpft. Die Leute verstehen überhaupt nichts. Ich habe mich darüber ziemlich gezofft mit meinen Freunden. Aber trotzdem schauen wir uns heute Abend gemeinsam das Spiel an. Sport und Politik sollte uns nicht trennen."