Donnerstag, 28. März 2024

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Batteriezellen aus Deutschland
Investitionen in eine Schlüsseltechnologie der Elektromobilität

Die Bundesregierung unterstützt den Aufbau einer Fabrik für Batteriezellen mit einer Milliarde Euro. Dabei handele es sich um eine Schlüsseltechnologie, bei der Deutschland derzeit vom Ausland abhängig sei, sagte Dlf-Wirtschaftsredakteur Günter Hetzke. Asiatische Firmen hätten noch einen enormen Wettbewerbsvorsprung.

Günter Hetzke im Gespräch mit Jörg Münchenberg | 13.11.2018
    Ein Elektroauto von Mercedes wird vor der Niederlassung des Chemnitzer Energieversorgers EnviaM in Halle (Saale) am 05.03.2012 mit einem gelben Stromkabel an einer Ladesäule mit Ökostrom geladen. EnviaM hält derzeit mehrere Elektroautos und Elektrofahrräder im eigenen Fuhrpark. Gleichzeitig gibt es sieben Autostromladesäulen an den Standorten der enviaM-Gruppe.
    Elektroauto wird geladen (picture alliance / dpa / Jan Woitas )
    Jörg Münchenberg: In Berlin findet derzeit eine Tagung des Bundesumweltministeriums zur Elektromobilität statt. Und da wird Bundeswirtschaftsminister Altmaier heute nun Einzelheiten zu einem lang gehegten Plan vorlegen. Es geht um die Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion, wie soll dieses Ziel erreicht werden?
    Günter Hetzke: Durch viel Geld, durch eine Anschubfinanzierung der Bundesregierung in Höhe von rund einer Milliarde Euro für eine Gruppe von Industrieunternehmen, die dann eine Zellenfabrik hochziehen sollen.
    Münchenberg: Wer soll denn da mitmachen?
    Hetzke: Das wird wohl heute auch bekannt gegeben. Im Gespräch sind unter anderem der schwäbische Batteriehersteller Varta und die Kölner Ford-Werke. Auch der Chemiekonzern BASF wird genannt, wobei sich der Konzern zuvor lange Zeit gegen die Produktion von Batteriezellen ausgesprochen hatte. Und der Autozulieferer Continental beispielsweise hält sich einen Einstieg noch offen. Aber hier bewegen wir uns derzeit noch im Bereich der Gerüchte. Fest steht bislang nur, dass sich die Bundesregierung für eine Fertigung von Batteriezellen "Made in Germany" einsetzt.
    Münchenberg: Eine Milliarde Euro klingt viel. Ist das auch viel?
    Hetzke: Also, der Autozulieferer Bosch sagt, 20 Milliarden seien nötig, um eine wettbewerbsfähige Fabrik auf die Beine zu stellen, eine andere Schätzung bewegt sich bei 15 Milliarden, insofern ist eine Milliarde tatsächlich nur ein Zuschuss für den Bau einer Massenproduktion. Mehr wäre ja nach EU-Recht eh nicht erlaubt. Da der EU-Umweltkommissar mit dabei ist heute, dürfte das alles abgesegnet sein.
    Münchenberg: Warum wird die Fertigung in Deutschland überhaupt angestrebt?
    Hetzke: Die Batteriezelle, aus der dann die kompletten Batteriesysteme gebaut werden, ist eine Schlüsseltechnologie für den Bau von Elektroautos. Dieser Bau soll ja vorangetrieben werden. Wir wissen nicht, ob das klappt, ob sich Käufer in großem Umfang finden, aber das zumindest ist das Ziel der Bundesregierung und der Autobauer, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Was übrigens natürlich nur Sinn macht, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien und nicht etwa aus Kohle kommt. Aber der Aufsichtsrat von VW beispielsweise wird voraussichtlich am Freitag den Umbau zweier Werke, in Emden und Hannover, zu reinen E-Auto-Fabriken beschließen. Es bewegt sich was. Und um da nicht abhängig von Technologie aus dem Ausland oder gar erpressbar von Lieferanten aus dem Ausland zu werden, soll auch die Batteriezellenfertigung in Deutschland starten.
    Münchenberg: Woher kommen die Teile bisher?
    Hetzke: Derzeit kaufen alle großen deutschen Autobauer bei asiatischen Unternehmen. Etwa zehn Anbieter teilen sich zurzeit den Markt und die kommen aus China, Japan und Südkorea.
    Münchenberg: Und warum sind gerade die Anbieter in Asien in diesem Bereich so stark?
    Hetzke: Die Herstellung dieser Batterien ist sehr energieintensiv. Deutschland selbst hat deshalb ja schon mal den hohen Strompreis als Standort-Nachteil. Dann Batteriefertigung, Akkus, das gehört in den Bereich Elektrochemie, da fühlten sich weder Autobauer noch Zulieferer wirklich zuständig, ganz im Gegensatz zu den asiatischen Konzernen, die ja auch Einzelteile wie Akkus für Laptops oder Smartphones herstellen, mit denen sie die ganze Welt beliefern. Die haben hier viel Know-how, wissen also, wie es geht und haben deshalb einen enormen Wettbewerbsvorsprung.