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Bau der Keystone-XL-Pipeline
Folgen für Ölmarkt und Umwelt

Im Norden Kanadas liegen gewaltige Mengen Rohöl in Form von Teersanden, und im Süden der USA gibt es große Raffinerien. Beide Gebiete soll die Keystone-XL-Pipeline miteinander verbinden. US-Forscher haben jetzt untersucht, welchen Einfluss die Pipeline auf die weltweiten Ölmärkte und die Treibhausgasemissionen hätte.

Von Monika Seynsche | 11.08.2014
    "Als Präsident Barack Obama letzten Sommer erklärt hat, seine Entscheidung über die Pipeline davon abhängig zu machen, wie sie sich auf die Treibhausgasemissionen auswirkt, dachten wir uns: Das ist doch eine gute Gelegenheit zu untersuchen, wie man eine solche Analyse der Folgen für die Treibhausgasmissionen durchführen kann."
    Pete Erickson arbeitet beim Stockholm Environment Institute in Seattle, einem von der schwedischen Regierung gegründeten internationalen Forschungsinstitut für Umweltfragen.
    "In unserer Analyse haben wir uns auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Keystone XL Pipeline konzentriert. Wir haben also untersucht, inwieweit die Pipeline zu einer stärkeren Nutzung der Ölsande führen könnte und inwieweit diese wiederum die weltweiten Ölmärkte und damit auch die Treibhausgasemissionen beeinflussen würde."
    Es gibt schon zahlreiche Untersuchungen dazu, wie sich eine stärkere Energieproduktion und ein erhöhter Energieverbrauch auf das Klima auswirken können. Aber es gibt kaum Informationen darüber, welche Auswirkungen Energie-Infrastrukturprojekte wie Pipelines haben. Pete Erickson und seine Kollegen gingen für ihre Analyse davon aus, dass die Pipeline den weiteren Abbau der Ölsande fördern wird. Sie nutzten daraufhin ein simples Computermodell, demzufolge jedes zusätzliche Barrel Öl aus den Ölsanden den weltweiten Ölverbrauch um 0,6 Barrel ansteigen lassen würde. Denn je mehr Öl auf dem Markt ist, desto niedriger ist der Preis. Und je günstiger das Öl ist, desto mehr wird verbraucht.
    Folgen für den fossilen Markt
    "Wenn die Pipeline voll ausgenützt würde, also jeden Tag 830.000 Barrel mehr Öl produziert würden, entspräche das einem zusätzlichen Treibhausgasausstoß von 110 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Diese Zahl ist etwa viermal so groß, wie die Annahmen des US-amerikanischen Außenministeriums. Der einzige Unterschied zwischen ihren und unseren Rechnungen liegt darin, dass wir die Auswirkungen der Pipeline auf den weltweiten Ölmarkt miteinbezogen haben. Das Außenministerium scheint diesen Effekt übersehen zu haben. Uns zeigen die Analysen, dass die Folgen für den Markt auch bei anderen fossilen Rohstoffprojekten berücksichtigt werden sollten."
    Das Außenministerium ist nach US-Recht mit der Analyse der Umweltfolgen betraut, da die Keystone XL Pipeline über die kanadisch-amerikanische Grenze führt. Seine Analyse der Umweltfolgen wurde in der Vergangenheit schon von der US-Amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA kritisiert. Der Umweltwissenschaftler Nathan Lemphers hat vier Jahre lang als Spezialist für Ölsande und Pipelines beim Pembina Institute gearbeitet, einer privaten Forschungsorganisation, die sich mit Energie- und Klimathemen befasst. Heute ist er an der Universität Toronto tätig. Er hält die Studie von Pete Erickson für sehr viel aussagekräftiger als die des Außenministeriums.
    "Die Perspektive, sich den gesamten Lebenszyklus anzuschauen, fehlt bislang in der Analyse des Außenministeriums. Die Studie von Erickson zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht nur mit den direkten Effekten der Pipeline zu beschäftigen, sondern auch zu untersuchen, welche Kettenreaktionen durch den Bau von Infrastrukturprojekten, wie einer solchen Ölsandpipeline ausgelöst werden."