Dienstag, 16. April 2024

Archiv


Bayer macht gute Geschäfte

Die beiden großen deutschen Chemiekonzerne Bayer und BASF haben die Geschäftszahlen für das dritte Quartal 2011 vorgelegt. Während Bayer seinen Gewinn dank des Pharmageschäfts steigern konnte, litt der weltgrößte Chemiekonzern aus Ludwigshafen unter dem Ausfall der Ölproduktion in Libyen und verdiente weniger als zuvor.

Von Brigitte Scholtes | 27.10.2011
    Die Konjunktur läuft etwas schwächer – das spüren die beiden großen deutschen Chemiekonzerne Bayer und BASF schon. Die Wachstumsdynamik sei im dritten Quartal zurückgegangen, schildert der seit Ende April amtierende BASF-Vorstandschef Kurt Bock:

    "Die allgemeine Verunsicherung hat auch bei unseren Kunden dazu geführt, dass sie vorsichtiger disponiert haben, Vorräte reduzierten und zum Teil Bestellungen in Erwartung möglicher Preissenkungen verzögerten. Damit wurde Tempo aus der Weltwirtschaft herausgenommen und die Wachstumsdynamik weiter verringert."

    Der Umsatz stieg im dritten Quartal um 11,6 Prozent auf 17,6 Milliarden Euro. Doch der Rückgang des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten fiel zwischen Juli und September mit 11,3 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro geringer aus als erwartet. Dabei hat der weltgrößte Chemiekonzern in den vergangenen Monaten unter dem Ausfall der Ölproduktion in Libyen seit Februar gelitten. Die habe man vor einigen Tagen wieder aufgenommen, sagte Bock. BASF hat zwar die Wachstumserwartungen des Konzerns zurückgeschraubt, aber die von einigen Beobachtern erwartete Gewinnwarnung blieb aus:

    "Trotz der insgesamt geringeren Erdölförderung erwarten wir 2011 ein signifikantes Umsatzwachstum der BASF-Gruppe. Wir gehen davon aus, dass die im EBIT ausgewiesenen nicht anrechenbaren Ertragsteuern auf die Ölförderung im Jahr 2011 um rund 700 Millionen Euro geringer ausfallen. Bereinigt um die nicht anrechenbare Ertragsteuer auf die Ölförderung streben wir weiterhin an, beim EBIT vor Sondereinflüssen den Spitzenwert des Jahres 2010 signifikant zu übertreffen."

    Bock hofft, dass heute Nacht der entscheidende Durchbruch in der Schuldenkrise gelungen ist. Das hofft auch Martin Dekkers, Vorstandschef des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns Bayer: Was das aktuelle Geschäft angeht, ist er zufrieden: Überrascht hat ihn vor allem das gute Geschäft in den Schwellenländern:
    "Wir sehen eine anhaltende Dynamik in den Wachstumsmärkten. Hier konnten wir unser Geschäft insgesamt um 9,5 Prozent ausbauen. Ein weiteres Highlight ist die deutliche Steigerung der Ertragskraft bei Bayer HealthCare. Auch Bayer CropScience trug signifikant zum Erfolg bei."

    Die Kunststoffsparte Material Science läuft jedoch nicht optimal. Sie leidet unter hohen Energie- und Rohstoffkosten. Insgesamt steigerte Bayer das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis um 8,5 Prozent auf gut 1,8 Milliarden Euro. Das war mehr als Analysten erwartet hatten. Der Umsatz legte leicht um ein Prozent auf 8,7 Milliarden Euro zu. Im Gesamtjahr soll er um fünf bis sieben Prozent auf 36 bis 37 Milliarden Euro steigen, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf 7,5 Milliarden Euro– nach 7,1 Milliarden Euro 2010. und auch darüber hinaus bleibt Dekkers zuversichtlich:

    "Aufgrund der Fortschritte in den Wachstumsmärkten und bei den Innovationsthemen sehen wir auch langfristig sehr gute Perspektiven für Bayer."

    Am Nachmittag legt auch der amerikanische BASF-Konkurrent Dow Chemical Quartalszahlen vor. Auch das dürfte spannend werden.