Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Bayernwahl
Spekulieren auf Schwarz-Orange-Gelb

Die Chancen der CSU auf eine absolute Mehrheit gelten heute als schlecht. Pragmatiker hofften nun auf ein gutes Abschneiden der FDP und Freien Wähler, mit denen eine Koalition einfach wäre, sagte der Korrespondent Tobias Krone im Dlf. Doch nicht wenige Wähler sähen die Zeit für Schwarz-Grün gekommen.

Tobias Krone im Gespräch mit Martin Zagatta | 14.10.2018
    Ein älterer Wähler betritt die Tür zum Wahllokal. Er trägt einen Hut mit Gamsbart.
    Die Wahlbeteilgung an der Bayernwahl lag bis zum Mittag etwas höher als vor fünf Jahren (Karl-Josef Hildenbrand / dpa)
    Die Beteiligung der Münchner an der Bayernwahl sei bis Mittag etwas höher gewesen als vor fünf Jahren, berichtete Dlf-Korrespondent Tobias Krone aus München: 35 Prozent statt wie damals 33. Das Wetter sei gut, was laut Studien zu einer höheren Wahlbeteiligung (und angeblich zu schlechteren Chancen für konservative Parteien) führen soll. Pragmatiker unter den Christsozialen hofften angesichts der geringen Chancen auf eine absolute Mehrheit auf ein möglichst hohes Ergebnis für die FDP und Freien Wähler: "Mit ihnen wäre eine Koalitionsbildung relativ einfach. Man müsste hier nur ein paar Detailfragen klären, sage ich mal."
    "Inhaltlich Welten zwischen CSU und Grünen"
    Auch Schwarz-Grün wäre denkbar. Die Grünen seien zu Gesprächen bereicht, und laut einer Umfrage fänden auch 40 Prozent der Bayern diese Option gut, berichtete Krone. "Aber inhaltlich lägen doch Welten zwischen der CSU und den Grünen." So forderten die Grünen eine Aussetzung von Abschiebungen nach Afghanistan sowie Obergrenzen beim Flächenverbrauch. Und sie klagten gegen Markus Söders neues Polizeiaufgabengesetz, das den Ermittlungsbehörden weitreichende neue Befugnisse gibt.
    Mögliche Folgen für Bundesinnenminister Seehofer
    Auch für Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) könnte die Wahl Konsequenzen haben. Der CSU-Spitzenkandidat für Bayern, Markus Söder, und dessen Anhänger ließen seit Wochen keinen Zweifel daran, dass sie die Schuld für die schlechten Umfragewerte ihrer Partei vor allem bei Seehofer und dessen Streit mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Personalie Hans-Georg Maaßen sowie über Zurückweisungen an der bayerischen Grenze sähen, sagte Krone. "Spätestens morgen beim Parteivorstand in München wird Seehofer von seiner Partei die Quittung bekommen."
    Ein Hesse schaltet sich in die Bayernwahl ein
    Am Wahltag schaltete sich überraschend der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier von der CDU ein. Er brach das vor Wahlen übliche Stillhalten mit der Interviewäußerung, die CSU sei für den Vertrauensverlust der Union verantwortlich. Das mache klar, so Tobias Krone: "Die Union insgesamt ist in einer tiefen Krise. Und das sehen tatsächlich auch in Bayern viele Wähler so." Indirekt mache der Hesse Bouffier Werbung für Schwarz-Grün wie in seinem eigenen Bundesland.